Beim ICE wird es im Kreis Bamberg 2015 ernst
Autor: Hans Kurz
LKR Bamberg, Freitag, 02. Januar 2015
In diesem Jahr werden die Baustellen der Strecke Nürnberg-Erfurt als Letztes voraussichtlich auch den Landkreis Bamberg erreichen. Im ersten von drei Artikeln geben wir einen Überblick, in zwei weiteren werden wir in den kommenden Tagen die Situation im Norden und im Süden des Landkreises schildern.
Wenn nicht noch etwas Gravierendes dazwischen kommt - zum Beispiel leere Taschen beim Bundesverkehrsminister -, wird 2015 das entscheidende Jahr für den Ausbau der Bahntrasse durch den Landkreis Bamberg. Im Norden, von Hallstadt bis Zapfendorf, wartet man mit Spannung auf den Planfeststellungsbeschluss, der grünes Licht für die Bahn geben wird. Im Süden, in Altendorf, Buttenheim, Hirschaid und Strullendorf bereitet man sich auf des Planfeststellungsverfahren vor.
Dass es weitere - möglicherweise sogar wesentliche - Verzögerungen geben wird, damit rechnet eigentlich niemand. Auszuschließen ist das allerdings nicht. Weitere deshalb, weil im Verfahren für den Norden - Planfeststellungsabschnitt 23/24 der Aus- und Neubaustrecke Nürnberg-Erfurt (Verkehrsprojekt Deutsche Einheit Schiene Nr. 8, kurz: VDE 8) bereits Ende Oktober 2013 die Einwendungsfrist endete und Anfang Juni 2014 der sogenannte Erörterungstermin stattgefunden hat.
Nachbesserung möglich
Bei diesem fünftägigen Termin, der zum Unmut vieler in der Stadthalle Lichtenfels anberaumt worden war, hatten Bürger und Gemeinden letztmals die Möglichkeit, ihre zuvor schriftlich gemachten Einsprüche - mehr als 2000 an der Zahl - vorzutragen. Seither liegen die Unterlagen bei der Regierung von Oberfranken in Bayreuth. Mit einem Beschluss der zuständigen Genehmigungsbehörde war allgemein bis Ende des Jahres 2014 gerechnet worden.
Nun aber weiß zum Jahreswechsel in Hallstadt, Breitengüßbach, Rattelsdorf und Zapfendorf niemand, wie es genau weitergehen wird. Ob überhaupt - und wenn ja, in welcher Weise - die Einwendungen in den Planfeststellungsbeschluss einfließen werden, ist also weiterhin unklar. Zwar gibt es Hinweise aus der Politik, dass zumindest bei der angestrebten Barrierefreiheit der Bahnhöfe und -haltepunkte Nachbesserungen möglich sind. Eine verlässliche Aussage dazu steht jedoch noch aus.
Verwirrung um Bundesverkehrswegeplan
Von Seiten der Bahn heißt es dagegen nach wie vor: "Der Ausbau beginnt im Jahr 2015 - zunächst zwischen Breitengüßbach und Zapfendorf." Dass Hallstadt vorerst außen vor bleibt, deutete sich bereits Ende Mai 2014 an, als der Entwurf für den Bundesverkehrswegeplan 2015 für einige Verwirrung sorgte. Denn darin war nur noch von der Strecke Breitengüßbach-Ebing die Rede. Hallstadt tauchte - trotz des laufenden Verfahrens - nicht auf. Auch die Stadt Bamberg und der Streckenabschnitt von Eggolsheim (im Landkreis Forchheim) bis Strullendorf blieben unerwähnt. Das nährte vor allem in Bamberg Spekulationen, der Bahnausbau durch - oder um - die Domstadt werde damit für Jahre auf Eis gelegt.
Der Grund für das Fehlen liegt wohl aber vor allem darin, dass der Bundesverkehrswegeplan künftig nicht mehr auf Jahre hinaus eine in Stein gemeißelte Projektliste sein soll, sondern Jahr für Jahr auf die finanzielle Machbarkeit hin überprüft werden. Kurzfristige Verschiebungen kann es da jedoch durchaus geben. Wenn also die Maut nicht der große Bringer wird und das Geld doch dringender für marode Autobahnbrücken... Auf solche Spekulationen will man sich aber auch im südlichen Landkreis nicht einlassen.
Bündnis will Verbesserungen
Dort hat sich bereits ein breites Bündnis formiert, das sich zwar nicht generell gegen den Ausbau wendet, diesen jedoch so verträglich wie möglich mitgestalten will. So haben sich hier die betroffenen Gemeinden frühzeitig zusammengetan, um gemeinsam mit ihren Bürgern der Bahn begegnen zu können. Dabei will man auch von den Erfahrungen des nördlichen Landkreises profitieren, wo lange Zeit jeder für sich gestanden hat, und auch ein politisches Netzwerk spinnen.
Als Erfolg hat das Bündnis bereits verbucht, dass das Planfeststellungsverfahren nicht schon - wie ursprünglich befürchtet - im Frühjahr eingeleitet wurde. Der Zeitpunkt, wenn neu gewählte Gemeinderäte und Bürgermeister noch nicht oder gerade erst im Amt gewesen wären und sich mit der Thematik noch nicht intensiv beschäftigt hätte, wäre fatal gewesen. Später rechnete man "im Herbst" oder "Ende 2014" mit dem Beginn der Planfeststellung. Nun ist das Jahr vorbei. 2015 wird es wohl ernst werden. Zumindest dann, wenn der ehrgeizige Zeitplan der Bahn eingehalten werden soll.
Im überarbeiteten Internetauftritt zur Bahntrasse Nürnberg-Erfurt-Leipzig-Berlin (www.vde8.de) sind jedenfalls schon die künftigen angestrebten Fahrzeiten genannt, wie sie nach dem Komplettausbau möglich sein sollen. Für alle Strecken, die den Landkreis Bamberg durchqueren ist dort bereits ein klares Datum genannt. Die neuen kurzen Fahrtzeiten gelten demnach "ab Dezember 2017". Allerdings ist nach dem bisherigen Verlauf südlich von Bamberg und in der Stadt selbst kaum noch mit einer Fertigstellung vor dem Jahr 2018 zu rechnen.