Druckartikel: Beginnt 2013 der Umbau des Atriums?

Beginnt 2013 der Umbau des Atriums?


Autor: Jutta Behr-Groh

Bamberg, Samstag, 24. November 2012

Für das 22 Jahre alte Bamberger Einkaufszentrum gibt es wieder Hoffnung. Die neue Eigentümerin Promontoria will allem Anschein nach schnell mit der Umgestaltung beginnen. Hinter ihr soll der kapitalstarke Finanzinvestor Cerberus aus New York stehen.
Das Einkaufszentrum  beim  Bamberger Bahnhof hat neue Besitzer, die sich aber noch im Hintergrund halten. Es spricht manches dafür, dass   sie die  Sanierung nicht auf die lange  Bank schieben. Foto: Ronald  Rinklef


"Die kaufen nichts, um es liegen zu lassen", sagt Klaus Stieringer, der Geschäftsführer des Stadtmarketing-Vereins. Deshalb ist es für ihn und könnte es für die Einkaufsstadt Bamberg eine sehr gute Nachricht sein, dass dem Vernehmen nach die Gesellschaft Promontoria neue Eigentümerin des Atriums ist.

Hinter ihr steht der Finanzinvestor Cerberus. Das 1992 in New York gegründete Unternehmen ist eines der Großen in der Branche und machte in der Vergangenheit wiederholt mit kapitalstarken Geschäften von sich reden.

Zu den jüngsten Großeinkäufen soll ein ganzes Paket von Handelsimmobilien der insolventen Heddon Fonds gehören, darunter das Bamberger Atrium.

Nach einem Bericht der Immobilienzeitung, die sich auf Informationen aus Marktkreisen beruft, übernahmen Cerberus-Promontoria insgesamt 47 Grundstücke mit Einzelhandelsimmobilien, die während der Hochphase des deutschen Investment-Booms von JER Partners gekauft worden waren.

Im vergangenen Jahr hatte der Finanzinvestor für Schlagzeilen in der Branche gesorgt, als seine Promontoria-Gesellschaften 42 Cash-&-Carry-Märkte der Metro gekauft hatten, für angeblich 700 Millionen Euro.

Unsicherheit für die Mieter ist vorbei
Die Kündigungsschreiben, die die noch verbliebenen Atrium-Mieter in den vergangenen Tagen erhalten haben, tragen den Briefkopf einer Promontoria-Gesellschaft mit Sitz in den Niederlanden. Auch Friseurmeister Michael Espach hat so einen Brief bekommen. Er weiß nicht so recht, ob er sich über die Kündigung freuen, oder ob er darüber traurig sein soll.

"Die Unsicherheit war immer das Schwierigste", sagt er im Hinblick auf die letzten Jahre, in denen der Niedergang des Hauses nicht mehr zu übersehen war. Nur weil er sein Personal im Atrium reduzierte und weil ihm Stammkunden die Treue hielten, konnte er sich überhaupt halten. Andererseits findet Espach das bevorstehende Ende "ein bisschen traurig, weil wir von Anfang an dabei sind."

Der Friseurmeister aus Ebensfeld ist seit der Eröffnung des Einkaufszentrums im Jahr 1990 dort vertreten. Er war einer von rund 50 Geschäftsleuten und Gewerbetreibenden, die vor 22 Jahren große Erwartungen an das Atrium knüpften.

Gut zehn Jahre lief der Standort mit eigenem Parkhaus in Bahnhofsnähe recht gut. Dann blieben immer öfter frei werdende Läden leer. Je mehr Mieter auszogen, desto unattraktiver wurde die Adresse. Die Kunden machten sich rar und den verbleibenden Geschäften das Über-Leben noch schwerer.

Sanierungsbedarf besteht seit Jahren
Während der Sanierungsbedarf für die Immobilie weiter wuchs, passierte immer weniger, um sie zu retten und attraktiver zu machen. Im Gegenteil: Seit die Alt-Besitzer Mitte 2010 Insolvenz anmelden mussten, herrscht Stillstand. Von einigen weiteren Auszügen abgesehen.

Obwohl der Verkauf offiziell noch von keiner Seite bestätigt wird, verdichten sich die Anzeichen, dass endlich Bewegung ins Atrium kommt. Laut Klaus Stieringer wird das Gebäude schon vermessen. Er wertet das als Indiz, dass die neuen Eigentümer zügig ans Werk gehen wollen. Es würde in das Bild passen, das er von dem Finanzinvestor hat: "Cerberus kennt sich am Markt aus. Die wollen Geld verdienen." Fraglich ist, wer als Betreiber auftreten wird.

Auch über die Umbaupläne für die 22 Jahre alte Immobilie kann man vorerst nur spekulieren. Einen möglichen Anhaltspunkt bietet ein Prospekt, mit dem die Projektentwicklungsgesellschaft Acrest Property Group auf der Münchener Gewerbeimmobilienmesse Expo Real vertreten war.

Umbau ab 2013
Demnach soll das Bamberger Shoppingcenter ab Herbst 2013 umgebaut und im Frühjahr 2015 unter dem Namen Forum wiedereröffnet werden. Die Rede ist von 35 Läden auf zwei Ebenen und einem integrierten großzügigen "Food court" im Obergeschoss - einer Zone, in der verschiedene Restaurants und Imbisse gemeinsame Tisch- und Sitzgruppen nutzen. Nach dem im Werbeprospekt skizzierten Zeitplan müsste bereits die Planungsphase für den Umbau laufen - eine Umgestaltung der Fassade eingeschlossen.

In der Stadtverwaltung weiß man aktuell auch nichts Konkreteres und ist auf Informationen aus zweiter und dritter Hand angewiesen. Man hat auch nur vom angeblichen Verkauf gehört, aber nichts Offizielles, sagte Steffen Schützwohl aus der Pressestelle.

Die Unterstützung der Kommune für "alle konstruktiven Vorschläge, die dazu dienen, diese Immobilie neu zu entwickeln und den Bahnhofsvorplatz wiederzubeleben" sagte Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) vergangene Woche den neuen Eigentümern bereits zu, ohne mehr über sie zu wissen. Er hatte sich im Zusammenhang mit dem Umzug des Modehauses Wöhrl in das ehemalige Honer-Haus am Maxplatz zur Zukunft des Atriums geäußert.

Auch das Unternehmen Wöhrl war vom Kündigungsschreiben der neuen Besitzer zum 30. Juni 2013 überrascht worden und froh, dass seine mehrjährige Suche nach einem Alternativ-Standort in Bamberg rechtzeitig von Erfolg gekrönt war. Wöhrl will im Frühjahr am Maxplatz eröffnen und parallel bis Mitte 2013 im Atrium bleiben.

Das Kino bekam kein Kündigungsschreiben
Wenig bis nichts scheint sich durch den Besitzerwechsel für das Kino auf dem Atrium zu ändern. Der Bamberger Cinestar-Manager Stefan Lauterbach hat zumindest, wie er auf Anfrage sagte, keine Post von den neuen Eigentümern erhalten.

Er geht davon aus, dass der Betrieb des Filmtheaters wie bisher weiterläuft, während darunter ein großer Umbau stattfindet. Anders als die Mieter im Atrium hat das Kino auf dem Haus nach seinen Angaben unter der Entwicklung der letzten Jahre nicht gelitten.

Friseurmeister Espach weiß jetzt zwar, dass er in gut einem halben Jahr ausziehen muss. Ob es für seinen Salon im Atrium, Forum oder wie das revitalisierte Haus eines Tages heißen wird, eine Zukunft gibt, weiß er aber nicht. Er zeigt sich jedenfalls froh, dass die Kündigungen frühzeitig kamen und Zeit bleibt, über einen Umzug oder möglichen Neuanfang an alter Stelle nachzudenken.