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Baustelle mit Aussicht


Autor: Anja Greiner

Bamberg, Sonntag, 28. Dezember 2014

Seit sechs Monaten wird am Aussichtspunkt unterhalb der Altenburg ein neuer Hochbehälter gebaut. Inzwischen stehen die Wände der zwei Kammern, die Decke kommt im Februar. Und dann ist da ja noch Silvester...
Arbeiten auf dieser Baustelle - auch ein ErlebnisFoto: Matthias Hoch


Was am Ende übrig bleibt ist ein kleines Haus, von der Größe einer Doppelgarage. Darin wird sich die Pumpanlage befinden, Wasserrohre und ein Treppenaufgang. Zehn Stufen wird man brauchen um die Tür zu erreichen, die in die linke Kammer des Hochbehälters führt.

"Wo wir jetzt stehen, haben wir dann noch einen Meter Erde über uns", sagt Christoph Jeromin. Der Projektleiter steht im Rohbau des Hochdruckbehälters, den die Stadtwerke am Aussichtspunkt unterhalb der Altenburg errichten.

Wenn der neue Wasserspeicher im April 2016 ans Netz angeschlossen ist, wird er vier kleinere im Berggebiet ersetzen. Die Behälter dort werden zurückgebaut und an Stephans- und Jakobsberg werden Wohngebiete entstehen.

Der neue Hochbehälter an der Altenburgerstraße wird, einmal fertig gestellt, komplett unter der Erde verschwinden, der Hang wird wieder angeglichen.

An der höchsten Stelle werden vier Meter Erde über dem Behälter liegen, an der tiefsten ein Meter.

"Bisher läuft alles nach Plan", sagt Christoph Jeromin und blickt auf eine Betonwand. Sie trennt die beiden Kammern voneinander. In der rechten werden gerade die letzten Verschalungen aufgebaut, bevor sie später mit Beton ausgegossen werden.

Eine kleine Verzögerung gab es

Normalerweise, sagt Jeromin und streicht mit der Hand über die Wand, sei Beton immer ein wenig rau. Hier werde jedoch eine spezielle Folie auf die Verschalung geklebt, dadurch sei die Oberfläche glatt. Bliebe sie rau, könnten sich in der Wasserkammer später Bakterien sammeln.

Während der seit Juli laufenden Stahlbauarbeiten kommen in regelmäßigen Abständen 30 Betonmischer für einen halben Tag die Altenburgerstraße entlanggefahren. Wenn im Februar mit der Decke begonnen wird, dann werde sich der Baustellenverkehr reduzieren, sagt Jeromin. Und beides sei auch kein Vergleich mehr, zum ersten Teil der Bauarbeiten: dem Ausheben der Baugrube.

Ursprünglich war geplant, die Erdmassen in den Sommerferien abzufahren, um die Belastung durch die LKW so gering wie möglich zu halten. Es kam anders: im Mai war das Wetter so gut, das man innerhalb von 30 Tagen die 12 000 Kubikmeter Erde abgefahren hatte. Beschwerden von Anwohner habe es am Ende kaum gegeben, sagt Jeromin. Die Wasserwerke hatten Emails an alle betroffenen Anwohner geschrieben, zurück kamen gerade einmal drei Beschwerden.

Zehn Meter ist die Baugrube jetzt tief, an der hinteren Seite wird sie von mehreren Bohlenwänden gestützt. Allein das anbringen der Wände habe drei Monate gedauert. Vier Wochen länger als geplant, sagt Jeromin. An einigen Stellen sei der Boden unerwartet felsig gewesen. Zu felsig um die Anker eintreiben zu können, die die Bohlenwand schließlich halten.

Das war vor sechs Monaten. Inzwischen sind die Arbeiten wieder im Zeitplan. Daran sei das Wetter nicht ganz unschuldig, sagt Jeromin und schaut in den Himmel, es tröpfelt. Wochenlang kein Frost und viel Regen - für Freunde weißer Weihnacht derzeit ein Graus, für Beton eine Freude. Die Wände härten schneller aus, wenn sie feucht gehalten werden.

Würden die Temperaturen unter fünf Grad fallen, dann könne man das mit den Betonarbeiten gleich ganz vergessen, sagt Thomas Wilhelm. Wilhelm ist der Polier der zuständigen Baufirma Bilfinger. Mit sieben Arbeitern ist er seit Juli mit den Stahlbauarbeiten beschäftigt. "Selbst wenn ein starker Winter käme, wäre es kein Problem den Zeitplan einzuhalten", sagt Wilhelm.

Silvester neben der Baustelle

Ebenfalls kein Problem stellt der nahende Jahreswechsel dar. Für beide Seiten: Die Bauarbeiter machen Urlaub und die Bamberger müssen in der Silvesternacht nicht verzichten auf den Anblick des Feuerwerks über den Dächer der Stadt. Sie müssten sich nur eben auf die Wiese vor dem eingezäunten Baugelände stellen, sagt Jeromin. Soviel zum Ende dieses Jahres.
Für Ende nächsten Jahres ist dann ein Probelauf des Hochbehälters geplant. Bis eine der Kammern voll gepumpt ist, wird es fünf Tage dauern. Das Wasser kommt, wie auch später, wenn der Behälter angeschlossen ist vom Stadtwaldwasserwerk. Eine Woche wird das Wasser in der Kammer stehen bleiben, dann wird es in die zweite Kammer gepumpt werden. Dann wird sich zeigen, ob die Wände dicht sind oder sich Risse bilden.
Ist alles in Ordnung wird das Wasser wieder abgelassen, der ganze Behälter desinfiziert und schließlich eine letzte Probe genommen, ob nochmals gechlort werden muss. Wenn die Werte nicht stimmen, muss alles wiederholt werden. Jeromin ist zuversichtlich, dass alles passen wird. Wenn der Hochbehälter dann wie geplant im April 2016 ans Netz gehen kann, werden die zwei Kammern insgesamt rund 8 000 Kubikmeter Wasser fassen. Das Wasserbecken im Bambados könnte drei Mal befüllt und in den Behälter gekippt werden.
Vier Meter hoch wird das Wasser in den Kammern stehen. Fünf Millionen wird der neue Hochbehälter kosten.Und am Ende wird man außer dem kleinen Häuschen nichts mehr sehen. Alles werde wieder begrünt, sagt Jeromin. Neben dem Kontrollhaus wird ein Aussichtspunkt aufgestellt.
Und dann kann in der Silvesternacht wieder auf Bamberg geblickt werden: Mit dem Feuerwerk über und 8 000 Kubikmeter Wasser unter sich.