Bauernmuseum: Klosterarbeiten im Fischerhof
Autor: Evi Seeger
Frensdorf, Montag, 31. März 2014
Mit der Schau "Klosterarbeiten, Flitterkränze, Haubenspiegel - Schöne Arbeiten für Andacht und weltliche Zier" wurde im Bauernmuseum Bamberger Land in Frensdorf auch die Saison eröffnet.
"Hier kommt zusammen, was früher miteinander verbunden war", sagt Irmi Funk. Die Bamberger Spezialistin für Klosterarbeiten bereicherte die Sonderausstellung des Bauernmuseums Bamberger Land nicht nur mit filigranen Arbeiten, sondern auch mit einem interessanten Vortrag bei der Eröffnung. "Klosterarbeiten, Flitterkränze, Haubenspiegel - Schöne Arbeiten für Andacht und weltliche Zier" titelt die Ausstellung, die im Beisein zahlreicher Gäste im Bauernmuseum eröffnet wurde. Anlässlich der Museumsgründung vor 30 Jahren wird sich im Juni eine weitere Sonderausstellung anschließen.
Als Klosterarbeiten werden Kostbarkeiten aus Gold- und Silberdraht, Perlen und edlen Stoffen bezeichnet, die als Andachtsgegenstände, Reliquienfassungen oder Jesukindlein in das religiöse Leben eingebunden waren.
Irmi Funk wusste nicht nur über die Gestaltung ihrer Arbeiten und die darin verborgene Symbolik zu erzählen. Gar spannend vermittelte sie auch Wissen über religiöse Bräuche, beispielsweise die unterschiedlichen Arten von Reliquien. Mit Golddrähten, Perlen und kostbaren Stoffen prächtig gefasst, habe man sie zur Verehrung ausgestellt. Auch Pilgerandenken und so genannte Berührungsreliquien habe man so geschmückt.
Neues so schön wie das Alte
Beim Gang durch das Bauernmuseum kam man aus dem Staunen nicht heraus. Den antiken Exponaten standen die neuen "schönen Arbeiten" keineswegs nach. Kanontafeln, Reliquienaltärchen, Fatschenkinder oder Jesuskindlein, in Klöstern entstanden oder von Irmi Funk erst in jüngerer Vergangenheit gefertigt, lassen den Zeitaufwand für diese Arbeiten nur erahnen.
Ein Holzschrein mit einem Jesuskind fällt ins Auge. Er glitzert und glänzt als wären hunderte von Edelsteinsplittern verarbeitet. Tatsächlich ist es aber Draht, der aufwändig verarbeitet, gebogen und gedreht ist, wie Funk erläutert. Bunte Swarowski-Steine und historische Glasperlen lassen die Arbeit noch kostbarer aussehen. Sie arbeite gerne nach dem Vorbild des Fraters Adalbert Eder, der im 18. Jahrhundert in Waldsassen Klosterarbeiten fertigte. Ihr Können gibt Funk auch in Kursen weiter.
Museumsleiterin Birgit Jauernig freute sich sehr über den "Rekordbesuch" bei der Eröffnung. Die Ausstellung sei das Resultat einer guten Zusammenarbeit mit vielen Menschen und Institutionen. Den Anstoß habe Kreisbaumeisterin Gabriele Pfeff-Schmidt gegeben, die auch den Kontakt zu Irmi Funk herstellte. Leihgaben aus mehreren Museen und Sammlungen komplettieren die Ausstellung. Dank Reinhard Zehentner von der Landesstelle für nichtstaatliche Museen können auch Gnadenbildkronen, eine Primizkrone und eine Äbtissinnenkrone aus der Abtei Frauenwörth im Chiemsee gezeigt werden.
Das Gründungsjubiläum des Bauernmuseums nahm Jauernig zum Anlass, Rückschau zu halten. 1984 sei der Fischerhof erstmals als Museum der Öffentlichkeit vorgestellt worden. Die Gründer hätten zeigen wollen, wie die Menschen über Jahrhunderte von ihrer Arbeit und dem Ertrag der Felder, Wiesen und Wälder leben und überleben konnten. 1992 habe der Gründerverein das Museum dem Landkreis Bamberg anvertraut. Ab 1999 habe mit Renovierungs- und Bauarbeiten eine neue Zeit für den Fischerhof begonnen. Seit 2003 locken wechselnde Sonderausstellungen die Besucher ins Bauernmuseum. Da die Trachtenberatung des Bezirks Oberfranken im Frensdorfer Museum beheimatet ist, habe es auch immer wieder Ausstellungen zum Thema Kleidung gegeben. Feste, Märkte und ein reiches Angebot an Museumspädagogik gehören zum Konzept. Dann aber dankte Jauernig "dem Menschen, der dem Museum vor 18 Jahren eine Zukunft geschenkt hat", Landrat Günther Denzler. Das Museums-Team beschenkte ihn mit einer "immerwährenden Eintrittskarte".
10.000 Besucher jährlich
Für den Hausherrn war es seine letzte Ausstellungseröffnung als Landrat. Sein Ziel sei es gewesen, den Fischerhof "für die Zukunft fit zu machen". Er sei zu einem kulturellen Zentrum geworden, die Besucherzahlen seien kontinuierlich gestiegen. 10.000 Menschen würden jährlich den Fischerhof besuchen, viele Kinder hätten an den Aktionen des Museums teilgenommen. Zusammen mit dem Gasthof sei das Museum ein beliebtes Ziel für Familien, Wanderer oder Radfahrer. Das Zusammenwirken von Trachtenberatung und Bauernmuseum habe sich als sehr fruchtbar erwiesen. Deutlich werde dies durch das erste von der VW-Stiftung geförderte Forschungsprojekt. An dem Projekt "Regionaltypisches Kleidungsverhalten seit dem 19. Jahrhundert - Entwicklungen und Tendenzen am Beispiel Oberfrankens" arbeiten die Uni Bamberg gemeinsam mit der Trachtenberatung, dem Bauernmuseum und weiteren Museen. Die Ausstellung ist bis zum 2. November 2014 zu sehen.