Bauboom im Landkreis Bamberg?
Autor: Hans Kurz
LKR Bamberg, Donnerstag, 08. Oktober 2020
Die Zahl der Baugenehmigungen für Ein- und Zweifamilienhäuser ist in den letzten Jahren stark gestiegen. Die Nachfrage ist aber noch größer.
Das Eigenheim ist nach wie vor die beliebteste Wohnform im Landkreis. So wurden im vergangenen Jahr laut Landesamt für Statistik 523 Baugenehmigungen für Wohnungen erteilt, davon 373 (über 70 Prozent) in Ein- und Zweifamilienhäusern. Das waren, so hat es das Sparda-Baubarometer 2020 berechnet, 16,2 Prozent mehr als 2018. Fünf Jahre zuvor lag die entsprechende Zahl noch bei etwa 280. Ein Bauboom im Landkreis Bamberg?
Setzt man den Durchschnitt aller Kommunen in Deutschland für Ein- und Zweifamilienhäuser auf 100 Punkte, wie es das Baubarometer tut, so erreicht der Landkreis immerhin einen weit überdurchschnittlichen Wert von 187. Allerdings liegt zum Beispiel der Landkreis Erlangen-Höchstadt mit 218 noch deutlich darüber.
Der Eigenheimbau auf dem Land ist traditionell stärker als in Städten. So kommt Bamberg 2019 nur auf einen Wert von 52. Das heißt die Bautätigkeit ist in diesem Sektor nur etwa halb so hoch wie im Bundesdurchschnitt, obwohl sich die Zahl der Baugenehmigungen auf 55 erhöhte, nach nur 20 im Jahr 2018.
Die Verteilung der Baugenehmigungen - wo weit sie im Landratsamt erfasst werden - auf die 36 Landkreisgemeinden zeigt große Unterschiede. Wobei die Zahlen stark schwanken können, je nachdem, ob gerade ein größeres Baugebiet ausgewiesen wurde oder nicht. Kommunen, die das in den vergangenen Jahren großzügig getan haben, stehen daher weit oben auf der Liste für die Jahre 2018 und 2019.
Wenig überraschend gehören dazu Burgebrach und Frensdorf. Burgebrach ist mit 69 klarer Spitzenreiter, Frensdorf, das in den vergangenen Jahren die höchste Wachstumsrate bei der Bevölkerung hatte, liegt mit 39 immerhin noch auf Platz 5 - obwohl laut Bürgermeister Jakobus Kötzer derzeit praktisch keine Grundstücke mehr zur Verfügung stehen. Zwar hat die Gemeinde jüngst etwa 170 Baulücken erfasst. Die Besitzer seien jedoch nicht willens zu verkaufen. Etwa genau so groß sei die Zahl der Bauanfragen.
Hoch ist die Zahl der Baugenehmigungen auch in den beiden größten Landkreisgemeinden: Hirschaid (41, Platz 4) und Memmelsdorf (43, Platz 3). Auf Platz 2 steht jedoch Oberhaid mit 47 Baugenehmigungen, das von der Ausweisung eines großen Baugebiets profitierte.
Der gleiche Effekt hat Gundelsheim, wenn man 2019 nimmt, kurzfristig an die Spitze gebracht. Den 27 Baugenehmigungen standen aber lediglich sieben im Jahr davor gegenüber. "Das war ganz klar ein Einmaleffekt", sagt Bürgermeister Jonas Merzbacher. Die Nachfrage sei aber ungebrochen. "Die Bauplätze hätten wir fünf Mal verkaufen können." Die Gemeinde setzt nun vor allem auf Innenentwicklung, wobei sie auch selbst als Bauherr tätig wird.
Weit unten auf der Liste findet sich dagegen Nachbar Hallstadt wieder. Die Gründe liegen auf der Hand: Die Siedlungsflächen der Stadt sind eng begrenzt. Im Süden durch die Stadt Bamberg. Im Westen und Norden ist es vor allem der Main mit seinen großflächigen Überschwemmungsgebieten. "Wir haben praktisch keine Möglichkeit mehr, Neubauflächen auszuweisen", sagt Bürgermeister Thomas Söder. "Wir können nur Lücken schließen oder Leerstand füllen." Bei der innerstädtischen Entwicklung gehe es in der Regel um größere Wohneinheiten. Die werden von dieser Statistik nicht erfasst.