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Barrierefreiheit für Blinde in Bamberg


Autor: Fee Hovehne

Bamberg, Freitag, 14. Februar 2014

Auch Menschen, die nicht sehen können, sollen sich im Bamberger Straßenverkehr selbstständig zurechtfinden. Bei der Umsetzung dieses Ziels hilft ein neuer Leitfaden zum Thema Bodenindikatoren. Herausgegeben hat ihn das städtische Baureferat.
Gepflastert, genoppt, gerippt, abgesenkt: Bodenindikatoren helfen Behinderten, sich zurechtzufinden. Foto: Fee Hovehne


Am neu gestalteten Wilhelmsplatz fallen besonders die unterschiedlichen Pflasterungen und die verschiedenen Farben am Boden auf. Beides hat nicht allein ästhetische Gründe: Es sind Hilfsmittel für Blinde und Sehbehinderte, damit diese sich besser orientieren können und sicher ihren Weg über den Kreisverkehr finden.

Ohne fremde Hilfe

Das Fachwort für die hellen Platten heißt Bodenindikatoren. Diese müssen nach genau festgelegten Normen verbaut werden. Das städtische Baureferat hat jetzt einen Leitfaden für öffentliche und private Bauherren zusammengestellt. Enthalten ist alles Wissenswerte über den Verbau von Bodenindikatoren.

In dieser Woche stellten Baureferent Thomas Beese, Sozialreferent Ralf Haupt und die Behindertenbeauftragte Nicole Orf die umfangreiche und gut bebilderte Broschüre auf dem Wilhelmsplatz vor.

Bereits seit 2003 ist das Bayerische Behindertengleichstellungsgesetz in Kraft. Durch dieses soll gewährleistet werden, dass Menschen mit Behinderungen gleichberechtigt und selbstbestimmt am Leben in der Gesellschaft teilhaben können. Ein wesentlicher Bestandteil davon ist die barrierefreie Gestaltung öffentlicher Wege, Plätze und Straßen. Sie sollen also für Menschen mit Behinderungen ohne besondere Hindernisse und vor allem ohne fremde Hilfe zugänglich und nutzbar sein.

Fühlbare Elemente im Bodenbelag

Für sehbehinderte oder blinde Menschen wird Barrierefreiheit unter anderem durch die genannten Bodenindikatoren möglich. Bei diesen handelt es sich um fühlbare Elemente im Bodenbelag, die mit Blindenstock und den Füßen wahrgenommen werden. Seit 2011 regelt eine DIN-Norm nun den Einsatz von Bodenindikatoren im öffentlichen Raum. Sie ist zwar laut Silke Klotzek vom Stadtplanungsamt "eine große Errungenschaft", lässt aber in der Umsetzung dennoch häufig Fragen offen. So wurde beschlossen, als Hilfe zur verabschiedeten DIN-Norm einen Leitfaden zu erstellen. Dieser greift die häufigsten städtebaulichen Maßnahmen auf und macht den Einsatz der Indikatoren in der jeweiligen Situation leicht verständlich.

Der Wilhelmsplatz war nicht ohne Grund als Ort für die Präsentation ausgewählt worden - er ist beispielhaft für den Einbau der Bodenindikatoren. Weiße Bodenplatten ziehen sich über den ganzen Kreisverkehr. Dabei haben die unterschiedlichen Strukturen der Platten auch unterschiedliche Bedeutungen bei der Orientierung der Blinden und Sehbehinderten. Die Bodenplatten mit Rippen in Laufrichtung am Rand des Platzes dienen als Auffindestreifen. Sie zeigen also an, dass es ab diesem Punkt eine Orientierungshilfe gibt. Danach folgen Leitstreifen, die die Blinden zu einem quadratischen Abzweigefeld, mit Noppen auf der Oberfläche, führt. Von dort aus leiten dann Platten mit Noppen zu einer Querungsstelle vor den Zebrastreifen. Diese Stelle zeigt an, dass hier der Gang über die Straße einigermaßen sicher ist. Auch andere Orte in Bamberg sind schon nach diesem Vorbild gestaltet worden. So findet man unter anderem auf der Kettenbrücke und an der Bushaltestelle an der Gaustadter Hauptstraße Bodenindikatoren.

"Wir wollen nur, dass er angewandt wird", sagt Edgar Göller über den Leitfaden, an dem er maßgeblich mitgearbeitet hat. So steht der Leitfaden nun allen Interessierten kostenlos zur Verfügung und nachdem im letzten Jahr bereits ein Entwurf vorgestellt worden war, gebe es schon jetzt Anfragen aus ganz Deutschland.