Druckartikel: Barockhaus in Bamberg soll wieder ein Juwel werden

Barockhaus in Bamberg soll wieder ein Juwel werden


Autor: Jutta Behr-Groh

Bamberg, Montag, 27. Mai 2013

Die Stiftung Welterbe Bamberg hat mit der Sanierung ihres Hauses Nürnberger Straße 2 begonnen. Ende 2014 soll die Öffentlichkeit das Ergebnis bewundern können.
Vom Balkon eines Nachbaranwesens hat man diesen Logenblick auf die Baustelle Nürnberger Straße 2.  Alle Fotos: Barbara Herbst


Mitte 2014 "kommt der Feinschliff an der Fassade", verspricht Bertram Felix. Sie ist das Wertvollste an dem barocken Haus an der Nürnberger Straße, dessen Sanierung seit wenigen Monaten läuft. Nicht als Kämmerer, sondern als Stiftungsreferent der Stadt ist Felix auf dieser Baustelle gefordert. Es ist die erste eigene der Stiftung Welterbe Bamberg und entsprechend ehrgeizig geht der Bauherr ans Werk. Er verspricht nicht weniger als: "Das wird ein Barockjuwel sondersgleichen!"

Bis Herbst 2014 müssen sich die Bamberger noch gedulden. Dann soll die Öffentlichkeit wieder erkennen können, warum das Haus, das wie auf einer Insel an der Abzweigung des Steinwegs von der Nürnberger Straße steht und an drei Seiten von Verkehr umgeben ist, auf der Liste der bedeutendsten Einzeldenkmäler steht: Es gilt wegen seiner reich verzierten Fassade als so herausragend , dass sich selbst die Deutsche Stiftung Denkmalschutz an der Rettung

beteiligt. Sie fördert nur ausgewählte Projekte - in Bamberg zuletzt die Obere Pfarre und demnächst das Aufseßhöflein in der Nordflur.

Wer momentan die Baustelle besucht, benötigt noch sehr viel Fantasie, um sich das angestrebte Ergebnis vorzustellen. Hinter dem abgehängten Gerüst bröckelt es vorerst weiter am Fassadenstuck. Christoph Sabatzki, Mitarbeiter eines Bamberger Betriebs für Steinrestaurierung, legt am Sandsteingewände eines Fensters gerade eine Naturstein-Musterfläche an.

Jüngere Anbauten entfernt

Es ist ein erster Schritt auf der Suche nach dem besten Weg zur Sicherung noch vorhandener und zur Rekonstruktion abgegangener Substanz. Ein Weg, den die Bauherrin gemeinsam mit dem Landesamt für Denkmalpflege (LfD) geht, um dem Anwesen seine einstige Prachtfassade zurückzugeben. Felix ist voll des Lobes über die Zusammenarbeit mit der zuständigen Gebietsreferentin bei der LfD-Außenstelle in Schloss Seehof: "Sie unterstützt uns massiv!"

Hinter dem Haus sind derzeit gröbere Werkzeuge im Einsatz als sie Sabatzki benützt: Mit Schaufeln und einem Bagger bereiten Arbeiter die Neugestaltung des Hofs vor. Die Gartenmauer und mehrere alte Schuppen sind weg; es waren jüngere wertlose Anbauten, die dem Haus an der Ostseite Licht und Luft wegnahmen. Sie werden durch zeitgemäße Nebengebäude ersetzt.

Über den Hof und durch ein Tor in der künftigen Umfriedung werden später die beiden Erdgeschoss-Wohnungen erschlossen. In die geräumige Familienwohnung, die in den beiden oberen Stockwerken geplant ist, wird man durch die Haustür und über das alte Treppenhaus gelangen.

Vorerst führt es in ausgeräumte Räume, in denen die Wände teilweise noch mit zig Tapetenschichten beklebt sind, teilweise das tragende Fachwerk freigelegt ist. An mehreren Stellen liegen die für die Bauzeit um 1735 typischen Decken mit Lehmfüllung frei. Man will sie belassen und nur verputzen, weil sie gute Dämmeigenschaften haben und zudem schadstofffrei sind, wie Bauleiterin Silke Leikheim versichert. Wo sich zuletzt Bäder und Küchen befanden, weisen mehrere Balken massive Feuch te schäden auf und müssen ausgetauscht werden.

Stabile Statik

Woanders im Haus ist die Grundsubstanz dagegen "erstaunlich gut" (Felix). Keine Sorgen muss sich die Stiftung Welterbe um die Statik des Barockhauses machen: Sie stellte sich als solide heraus. Überraschungen könnte höchstens noch der Dachstuhl bereithalten, der in den nächsten Wochen abgetragen werden soll. Bis zum Winter soll das Dach neu gedeckt sein.

1,4 Millionen Euro werden in die Sanierung fließen. Das Budget der Bauherrin wird um 900 000 Euro Fördermittel aus verschiedenen "Töpfen" entlastet. Ihr Eigenanteil liegt voraussichtlich bei einer halben Million Euro.
Felix legte beim Ortstermin mit der Lokalredaktion Wert auf die Feststellung, dass die Welterbe-Stiftung keineswegs aus dem Vollen schöpfen kann: "Wir sind um jeden Euro froh!" Wie die meisten Denkmal-Besitzer musste sie für die Sanierung ein Darlehen aufnehmen. Und wie die anderen 18 Stiftungen, die von der Stadt verwaltet werden, seien sie eigene Rechtspersonen mit einem eigenen Haushalt.

Die jährliche Ausschüttung der Stiftung Weltkulturerbe Bamberg beziffert der Stiftungsreferent auf etwa 100 000 Euro. Nicht einmal dieser Betrag fließt laut Felix in die Nürnberger Straße 2. Von der Ausschüttung werden auch Zuschüsse nach dem "Bamberger Weg" an private Denkmalbesitzer gezahlt.