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Bambergs "versteckte" Container am Haken


Autor: Anna Lienhardt

Bamberg, Donnerstag, 04. April 2013

Zwei Standorte mit "Unterflurcontainern" für Altglas gibt es in Bamberg. Vorteil: Sie sind unauffällig, stinken nicht und sind leise. Trotzdem haben sie nicht nur Freunde.
Erst beim Leeren zeigt sich die tatsächliche Größe des Unterflurcontainers, der normalerweise unter der Erde verborgen ist. Fotos: Barbara Herbst


Haben Sie sie schon wahrgenommen, die Mülleimer, die gar keine sind? Am Wilhelmsplatz vor dem Gericht und an der Kettenbrücke am Heinrichsdamm sind seit Mitte 2011 jeweils drei Unterflurcontainer im Boden versenkt. Oberirdisch zu sehen sind nur die Einwurfschächte - die wie normale Mülltonnen anmuten.

Werden die modernen Altglascontainer wegen ihrer Unauffälligkeit von den Bambergern überhaupt bemerkt? Oder fährt manch einer mit seinen leeren Flaschen vielleicht die nächst gelegenen klassischen "Iglu"-Container an?



"Die Unterflurcontainer werden von den Bürgern mit großer Selbstverständlichkeit angenommen", sagt Thomas Beese, Leiter des Stadtplanungsamtes und stellvertretender Baureferent der Stadt Bamberg. Zum Einen, weil sie an den gleichen Standorten wie ehemals die "Iglus" zu finden sind. Zum Anderen, weil die Einwurfschächte entsprechend beschriftet sind.

Karin Köberlein, Leiterin im Bereich Abfallwirtschaft im Umweltamt der Stadt, bestätigt: "Bei uns rufen sogar Leute an, weil sie von den modernen Containern begeistert sind."

Ebenfalls sehr angetan ist Cristina Costa. Sie arbeitet in einem Friseursalon am Heinrichsdamm 1 und hat die neuen Container sozusagen direkt vor der Nase - wie vormals auch die alten. "Vor allem im Sommer war es schlimm. Die Container haben gestunken. Bei den neuen riecht man gar nichts, und leiser sind sie auch."
Weniger Lärm, kein Gestank, eine dezente Optik - Ulrike Siebenhaar, Pressesprecherin der Stadt, betitelt die Container als "städtebauliche Krone". Aber so ein Schmuckstück kostet: Zwischen 20 000 und 40 000 Euro musste die Stadt für jeweils einen Dreierverbund investieren. "Die Preisspanne variiert, weil es darauf ankommt, welche Arbeiten im Untergrund nötig sind", erklärt Thomas Beese. Jeder Standort entstand im Zusammenhang mit einer größeren Baußnahme. Sowohl an der Kettenbrücke als auch am Wilhelmsplatz waren die Unterflurcontainer von Anfang an mit eingeplant.

Eine solche Planung war auch notwendig, schließlich kann man nicht einfach ein großes Loch buddeln und die drei Container einsetzen. "Wir müssen auf vieles im Untergrund achten: Telefonkabel, Abwasserleitungen, Kanalisation oder Starkstromkabel", zählt Karin Köberlein auf. "Am Wilhelmsplatz mussten wir auf die Wurzeln der großen Bäume aufpassen, an der Kettenbrücke auf deren Anker im Boden."

Doch auch in die Gegenrichtung muss der Blick gehen, nach oben. Stichwort "Hubhöhe": Das Fahrzeug der externen Entsorgerfirma muss einen Kran aus fahren, um die Container aus ihren Schächten herauszuheben. Laternen oder Bäume dürfen dabei nicht im Weg sein. Geleert werden die Unterflurcontainer von der selben Firma, die auch die "Iglus" an den Haken nimmt. Die klassischen Container kann man übrigens nicht einfach an den Stadtrand verbannen.

"Pro 500 Einwohner müssen drei Container in so genannter fußgängiger Laufentfernung stehen", erklärt Karin Köberlein. Diese Vereinbarung besteht zwischen der Kommune und dem Dualen System Deutschland.Das DSD ist von der Verpackungsindustrie beauftragt, Verpackungen, zu denen auch Altglas gehört, einzusammeln.


Altglas nicht Sache der Stadt
"Altglascontainer sind eben nicht Sache der Stadt, was viele denken. Wir stellen nur die Standorte zur Verfügung", erklärt Köberlein. Auch die klassischen oberirdischen "Iglus" gehören Entsorgerfirmen. Ein Preisvergleich mit den Unterflurcontainern - die im Gegensatz dazu Eigentum der Stadt sind - ist laut Köberlein schwierig. "Ich schätze, drei oberirdische ,Iglus' liegen bei etwa 6000 Euro."

Die Kosten sind der Grund, warum es in Bamberg die unauffälligeren Unterflurcontainer bisher nur an zwei Standorten gibt. An diesen stehen sie aber nicht zufällig. "Gerade für historische Städte sind sie wegen ihrer Optik sehr gut geeignet", sagt Thomas Beese.



Die angenehmere Optik streitet auch Dieter Zahleis nicht ab. Der Besitzer eines Schmuckgeschäfts an der Kettenbrücke hat seinen Laden in unmittelbarer Nähe zu den modernen Containern am Heinrichsdamm. Zahleis wurmt ein ganz anderer Punkt: "An Stelle der drei Container hätte ich mir Parkplätze gewünscht. In der Straße gibt es Taxiplätze, einen Behindertenparkplatz und Bewohnerparkplätze. Meine Kunden können ihr Auto hier nicht abstellen."

Apropos abstellen: Egal ob neue oder alte Container, wer sein Auto mit laufendem Motor daneben stellt, nervt die Nachbarn. Genauso wie Bürger, die sich nicht an die Einwurfzeiten für das Altglas halten. "Wir bitten alle, darauf Rücksicht zu nehmen, damit man auch in der Nähe zu den Containern ruhig leben kann", sagt Gabriele Knoch vom Umweltamt. Zumindest klirrt das Glas in den Unterflurcontainern ein klein wenig leiser als oberirdisch.