Bambergs Kanuten fürchten um ihre Stammstrecke
Autor: Michael Wehner
Bamberg, Montag, 23. Januar 2017
Nach der Wiederbelebung der Unteren Mühlen soll die Wasserkraft nun auch an der Brudermühle genutzt werden. Doch das wird nicht nur positiv gesehen.
Es ist eine Art Touristenlaufsteg, von dem sich die Schönheiten Bambergs wie bei einer Parade abnehmen lassen: Schloss Geyerswörth, das Alte Rathaus, der schäumende Fluss und mitten darin häufig auch die Kajakfahrer. Nun soll am Geyerswörthsteg ein weiterer Blickfang hinzukommen - ein großes Mühlrad, das sich im Sommer für jeden sichtbar drehen soll. Das zumindest sehen die Pläne vor, die vor kurzem den Bausenat der Stadt passiert haben. Die Eigentümer des in Bamberg recht bekannten Hotel-Restaurants Brudermühle wollen die alten Wasserrechte ihres Hauses wieder aufleben lassen.
Was auf den ersten Blick auf wenige Hindernisse zu stoßen scheint: Der Stadtrat genehmigte die Befreiung vom Bebauungsplan nicht nur ohne Einschränkungen. Vom Gedanken, dass an dieser prominenten Stelle der Stadt, mitten im Mühlenviertel, wieder Wasserkraft genutzt werden soll, ließen sich etliche Stadträte faszinieren: "Wir verstehen die Einwände der Denkmalpflege nicht. Das ist eine gute Sache, die unsere Stadt voranbringt", sagte SPD-Sprecher Heinz Kuntke. Von einer Renaissance im Mühlenviertel sprach gar die Chefin der GAL-Fraktion, Ursula Sowa. Sie lobte die Proportionen des künftigen Mühlradkastens nach historischem Vorbild.
Gänzlich unumstritten ist das Vorhaben dennoch nicht. Weil es sich beim historischen Wasserrecht der Brudermühle um das mengenmäßig größte aller sieben Mühlen im Umfeld handelt und weil die alte Brudermühle als einzige drei Mühlräder besaß, ist auch die Neuerrichtung keine Kleinigkeit.Das lässt sich schon an der Dimension der neuen Wasserwalze ablesen, die stolze 5,60 Meter Breite erreichen soll und das Landesamt für Denkmalpflege dazu brachte, das Projekt ziemlich unverblümt abzulehnen. "Das Mühlrad mit über fünf Metern Breite erscheint als Walze und gemeinsam mit der Einhausung als erheblicher baulicher Eingriff in die ortsbildprägende Mühlenlandschaft vor dem Alten Rathaus", urteilt Annette Faber. Sie erwähnt dabei auch, dass sich mit der neuen Mühle das Strömungsbild ändern wird, samt der hier zu erlebenden Gischt - eines der beliebtesten Fotomotive von Bamberg.
Und es sind nicht nur die Denkmalpfleger, die zur Vorsicht raten. Auch der Bamberger Faltboot-Club fürchtet "massive Folgen" auf seiner Heimstrecke, wenn sich nach dem Einbau des neuen Mühlrads die Strömungsverhältnisse in der Regnitz grundlegend ändern werden.
Vorsitzender Michael Steber, bislang nicht eingebunden, geht davon aus, dass künftig deutlich mehr Wasser links des Alten Rathauses durchfließen wird. Die neue Mühle müsse ja gespeist werden. Dies könnte unter Umständen bedeuten, dass die Slalomstrecke rechts des Rathauses unbrauchbar wird, sagt Steber. Damit sei ein sportliches Aushängeschild der Altstadt vom Aus bedroht.