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Bambergs Jugendherberge geht in die Millionen


Autor: Michael Wehner

Bamberg, Freitag, 20. Sept. 2013

Der Streit um die Jugendherberge ist beigelegt, doch unversehens baut sich neuer Konfliktstoff auf. Grund: Die Sanierung der Wolfsschlucht wird sehr viel teurer als erwartet.
Die Jugendherberge "Wolfsschlucht" im Bamberger Hain wird in Zukunft ein Haus für Kinder und Jugendliche bleiben. Foto: Ronald Rinklef


Es sind schöne Pläne, die die Architekten aus Bamberg da gezeichnet haben. Sie zeigen die Jugendherberge in general-saniertem Zustand: mit Wintergarten im Obergeschoss, mit barrierefreiem Eingang, mit Freischankfläche unweit eines alten Felsenkellers, Anbau und Zugang zum Fluss.

Das Problem dabei: Die Zeichnungen sehen nicht nur gut aus, sie würden den Inhalt der Stadtkasse empfindlich schmälern, würden sie so umgesetzt. "Ich bin schon erstaunt über die Höhe der Sanierungskosten für die Jugendherberge Wolfsschlucht", sagt Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD). Aus seiner Sicht wäre die Beratung im Stadtrat möglicherweise anders verlaufen, "wenn die Kosten damals bereits bekannt gewesen wären".
Doch das ist Vergangenheit. Im Mai haben sich Stadtverwaltung, Stadtrat und die Initiatoren eines Bürgerbegehrens zum Erhalt der Jugendherberge Wolfsschlucht nach schwierigen Verhandlungen darauf geeinigt, dass die Jugendherberge Wolfsschlucht auch in Zukunft eine Jugendeinrichtung bleibt. Über die Varianten einer Sanierung sollte noch im Zuge der diesjährigen Haushaltsberatungen entschieden werden.

Vier Monate später stellt sich das alte Problem in etwas komplexerer Form neu: Weil die Planer festgestellt haben, dass das 90 Jahre alte, in einen früheren Steinbruch hineingebaute Haus mittlerweile "massive Schwachstellen und Mängel" aufweist, wird die Sanierung kein Pappenstiel. Im Gegenteil: 5,5 bis 5,9 Millionen Euro soll es je nach Ausbauvorschlag kosten, das Haus nachhaltig zu sichern und mit zeitgemäßem Standard auszustatten, wie zum Beispiel Dusche, Waschbecken und Toilette in jedem der 16 bis 19 Zimmer. Doch das ist nicht alles. "On Top", wie Christian Wonka vom Immobilienmanagement der Stadt sagt, kämen noch Kosten im "hohen sechsstelligen Bereich" für die Sicherung des Hangs hinter dem Haus.


Pläne kosteten 300.000 Euro

Die Wolfsschlucht - ein Millionengrab? Rund 300.000 Euro hat es alleine gekostet, die Entwurfsplanung zu fertigen und den Preis zu ermitteln, sollten die Pläne verwirklicht werden . Das Ergebnis, das erstmals nächste Woche im Stadtrat vorgestellt werden soll, könnte für neue Wogen im Streit um die Zukunft des langjährigen Gästehauses sorgen. "Sechs Millionen und mehr - so viel Geld haben wir definitiv nicht", sagt zum Beispiel Helmut Müller von der CSU und erinnert an die Gewerbesteuereinnahmen, die zurückgehen, und viele andere Millionenprojekte. Müller äußert den Verdacht, dass hier ein unerwünschtes Projekt künstlich in die Höhe gerechnet werden sollte. "Ja brauchen wir denn unbedingt eine solche Luxussanierung mit Toiletten in allen Zimmern, mit Aufzug, Glasanbau und teuerem Bootssteg?" Seine Befürchtung: Bei solchen Kosten kann es keinen wirtschaftlichen Betrieb geben.

Norbert Tscherner vom Bürger-Block war es, der im vergangenen Winter mit anderen Mitstreitern über 7000 Unterschriften gegen die Schließung der gut besuchten Jugendherberge gesammelt hatte. Durch die Rechnung will er sich nicht den Wind aus den Segel nehmen lassen. "Wer Millionen beim Brückenbau verschleudert, muss auch das Geld haben, für die Jugend etwas zu tun." Den Vorwurf , die Stadt treibe die Kosten absichtlich in die Höhe, weist man im Rathaus zurück. OB Starke spricht von einer "seriösen Vorbereitung" und davon, dass sich der Stadtrat den Realitäten stellen und nach Lösungen suchen müsse. Auch für Christian Wonka gibt es keine Alternative zur Generalsanierung. Nur sie ermögliche eine Nutzung der Wolfsschlucht als Gästehaus über Jahrzehnte hinweg.