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Bambergs "GroKo" stoppt die Handelspläne


Autor: Michael Wehner

Bamberg, Mittwoch, 05. November 2014

Paukenschlag im Ringen um das Quartier hinter der Sparkasse: Der Stadtrat bremst auf Initiative von CSU und SPD zwei weit gediehene Pläne zur Passage aus. Ziel ist es nun, mehr Wohnungen zu schaffen. Doch es ist fraglich, ob die Sparkasse mitspielen wird.


Konrad Gottschall muss hart im Nehmen sein in diesen Tagen. Seit 17 Jahren versucht der Vorstandschef der Sparkasse, die Grundstücke seines Instituts zwischen Langer Straße und ZOB zu versilbern. Man könnte auch sagen, er will einem Totwinkel im Herzen der Stadt neues Leben einhauchen. Nun muss er einen neuen Rückschlag hinnehmen.

"Ich verstehe es nicht mehr, vielleicht bin ich zu alt", wird Gottschall nach der Entscheidung im Rathaus-Flur zu den enttäuschten Investoren sagen. Dort spricht Andrej Pomptow auch von einer "Stunde null".
Im Sitzungssaal herrscht unterdessen Einigkeit: Ausgerechnet die "GroKo", die große Koalition aus CSU, SPD und BUB, ist es, die in einem stadtpolitischen Dauerbrenner auf den Reset-Knopf drückt. Nach so vielen Jahren und so vielen Plänen beginnt das Spiel von Neuem.

Was ist das Beste für Bamberg?
"Man muss es einfach so deutlich sagen. Wir können uns in diesen Vorschlägen nicht wiederfinden. Das ist weit entfernt von dem, was wir wollen", sagt Heinz Kuntke, Sprecher der SPD-Fraktion. Etwas weniger drastisch hatte zuvor Birgit Dietz die Ablehnung der CSU formuliert. "Es geht darum, was das langfristig Beste für die Stadt ist."

Bis im Sommer dieses Jahres schien klar zu sein, was das Beste für Bamberg ist. Großflächiger Einzelhandel, Erhalt der Denkmäler, Integration in das kleingliedrige Bild des Welterbes. Mittlerweile ist ebenso sicher, dass das nicht mehr reicht. Schon im Sommer sprachen Helmut Müller (CSU) und Klaus Stieringer (SPD) öffentlich von einem Paradigmenwechsel hinter der Sparkasse an der Langen Straße.

Dass das nicht nur so dahingesagt war, zeigt sich Ende September in einem gemeinsamen Antrag von CSU, SPD und BUB. Darin ist davon die Rede, dass das Quartier an der Stadtmauer von "überwiegender Wohnnutzung (4000 Quadratmeter)" geprägt sein soll. Demgegenüber rückt die Handelsnutzung mit 1800 Quadratmetern klar in den Hintergrund. Zum Vergleich: Noch vor Jahren war von 17000, zuletzt von 8000 Quadratmetern Handel die Rede.

Tscherner schimpft
Für die Sparkasse als Eigentümerin kam der Sinneswandel im Stadtrat offenbar trotzdem überraschend. Oder zumindest die Entschlossenheit, den bereits im Sommer beschlossenen Kurswechsel auch umzusetzen: "Wir haben das Projekt bis zu letzt mit der Verwaltung abgestimmt. Es gibt in Bamberg keine Verlässlichkeit mehr", meinte Gottschall frustriert.

Freilich: Die beiden Investorengruppen, Focus Development und Dömges und Fischer, haben es den Stadträten leicht gemacht, nein zu sagen. Mit ihrem neu ins Nutzungsprogramm aufgenommen Low-Budget-Hotel und einem Fitness-Center stießen sie über alle Fraktionen hinweg auf brüske Ablehnung. Auch die Maßstäblichkeit und die bei beiden Entwürfen teilweise vorkommenden Flachdächer gefielen nicht, so dass am Ende nur BBB-Stadtrat Norbert Tscherner schimpfte: "Was das kostet. Jahrelang wird geplant, nichts passiert. Mich wundert nicht, dass niemand den Stadtrat mehr ernst nimmt."

Dennoch fiel am Ende ein einstimmiger Beschluss, ein neues Anforderungsprofil für das Vorhaben zu erarbeiten.

Freilich: Ein Wunschkonzert wird das Bauprojekt zwischen der Langen und der Franz-Ludwig-Straße wohl nicht werden. Wie Konrad Gottschall auch sagte, wird am Ende der Verwaltungsrat der Sparkasse entscheiden, ob das Preisangebot der Investoren gut genug ist, um angenommen zu werden. Auch weiteren jahrelangen Leerstand schließt der Sparkassenchef nicht aus. Ernstzunehmendes Szenario oder nur eine Drohung? Man muss wissen: Handel sorgt für deutlich höhere Renditen als Wohnen. Gottschall: "Unter Verluste werde ich nicht meine Unterschrift setzen."
So oder so wollen sich CSU und SPD nicht von ihrem neuen Kurs abbringen lassen. "Die Planungshoheit haben wir. Da müssen die sich dran gewöhnen", sagt Heinz Kuntke.

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