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Bambergs FDP: Feuer aus den eigenen Reihen


Autor: Michael Wehner

, Dienstag, 11. Sept. 2012

Der Einsatz der Liberalen für den Bamberger Citybeach hat unerwünschte Nebenwirkungen. Er offenbart die Zerrissenheit der Bamberger Liberalen. Zwischen der FDP-Stadträtin Gaby Seidl und dem Ortsvorsitzenden der Bamberger FDP tun sich offenbar Abgründe auf.
Von der Harmonie des Jahres 2007 ist heute nicht mehr viel übrig. Damals posierten Martin Pöhner, Gaby Seidl und Thomas Hahn (v.l.) als Spitzenkandidaten der FDP für Bambergs Stadtrat noch gemeinsam vor der Kamera. Mittlerweile ist das Zerwürfnis zwischen Seidl und Pöhner nicht mehr zu übersehen.  Foto: medienreaktor


Wenn es um das Messerwetzen unter Parteifreunden ging, da war in Bamberg zuletzt vor allem von der CSU die Rede. Doch das Feuer aus den eigenen Reihen, von Spöttern auch als Reinfelder-Methode bezeichnet, ist keine Erfindung der Christsozialen. Was die CSU kann, schafft die FDP allemal. Wie der Fall Gaby Seidl belegt.
2005, da sprach die heute 50-jährige Wirtschaftsprüferin bei der Wahl zur Kreisvorsitzenden noch davon, die "Menschen mit Sacharbeit von der FDP überzeugen" zu wollen. 2012 hört sich ihr Resümee über die gleiche Partei ein wenig anders an: "Das ist für mich ein Kindergarten und ich will meine Lebenszeit nicht länger dafür verschwenden", sagt die Politikerin und kündigt "Konsequenzen" an. Auch wenn Seidl keine konkreten Schritte benennt, ist klar, was sie damit meint: Den Austritt aus dem Kreisverband der FDP, der nicht zwingend mit einem Rückzug aus dem Stadtrat verbunden sein muss.

Seidl könnte sich gewissermaßen auf historische Vorbilder berufen: Der frühere FDP-Kreis-Vorsitzende und Stadtrat Matthias Kremer, der 2005 aus der FDP ausgetreten war, gründete 2006 die "Liberalen Bürger Bamberg". Es war der gleiche Kremer, der 2004 bei einer Kreisversammlung die Polizei zu Hilfe rufen musste, um die Ordnung wiederherzustellen und Personen, die vor der Neuwahl unbedingt noch Mitglied in der FDP werden wollten, des Platzes zu verweisen.

Heute ist die Situation anders - und dennoch irgendwie vergleichbar. Zwischen Gaby Seidl, der einzigen Vertreterin der Freien Demokraten im Stadtrat, und dem für Bamberg zuständigen Ortsvorsitzenden Martin Pöhner herrscht seit dem Rücktritt Seidls als Kreisvorsitzender vor vier Jahren eisige Stille. Die Stadträtin ignoriert die Parteiveranstaltungen kategorisch, das Abstimmen der Ziele der eigenen Partei findet praktisch nicht mehr statt. "Martin Pöhner ist die Bamberger FDP", sagt Seidl über das Selbstverständnis des 35-Jährigen Gymnasiallehrers, derzeit Referent für Geschichte am Kultusministerium in München.

Eisernes Schweigen zwischen Parteifreunden. So lässt sich erklären, dass es in zentralen Fragen schon häufiger zu öffentlichem Dissens kam. Beim Clavius-Gymnasium etwa, für das die Liberalen im Unterschied zu ihrer Mandatsträgerin einen Neubau im Landkreis forderten oder jetzt wieder beim Citybeach. Kaum hatten die führenden Bamberger Liberalen Pöhner, Jobst Giehler sowie MdB Sebastian Körber ihre Vorstellungen für den Regnitzstrand ausgesprochen, folgte prompt die Replik ihrer eigenen Stadträtin, die sich über das "erneute Vorpreschen" ihrer Kollegen ärgerte: "Das ist plumper Politikstil, der nur dazu dient, mal wieder in die Zeitung zu stehen", lautete der Kommentar Seidls.

Für den Ortsvorsitzenden Pöhner sind die Äußerungen seiner Kollegin eine Einzelmeinung und geben nicht die Stimmung in der Bamberger FDP wieder. "Es gibt keine Meinungsverschiedenheiten." Gleichwohl fürchtet er, dass der Einwurf Seidls die gute Sacharbeit der Bamberger Liberalen in Misskredit bringt. "Wir haben in den vergangenen Jahren viel erreicht. Mein Eindruck ist, dass sich Frau Seidl von der FDP als Ganzes innerlich distanziert hat."
Für manche Entwicklungen scheint das nicht so abwegig: Gaby Seidl, die seit seit 27 Jahren Mitglied der Freien Demokraten ist, hat "Höhen und Tiefen" dieser Partei erlebt, wie sie selbst erklärt. "Ich war wohl etwas naiv", sagt sie heute über ihre Ambitionen, mit denen sie vor sieben Jahren für die Liberalen antrat, um sie aus den Schlagzeilen zu holen. Die bittere Erkenntnis holte sie später ein: "Es geht immer um die Posten."