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Bambergs Beach droht juristisch zu stranden


Autor: Michael Wehner

, Montag, 13. August 2012

Sieben Jahre nach Eröffnung sieht es für einen Fortbestand des beliebten Regnitzstrandes schlecht aus. Anwohner fordern in einer Petition die Beseitigung des Schwarzbaus.
Bedrohtes Paradies?  Magadalena Müller genießt mit Sohn Max und   Eltern die freie Zeit im Citybeach. Auf  die Einrichtung am Kunigundendamm möchte sie nicht mehr verzichten.   Alle Fotos: Michael Gründel


Magdalena Müller mag den Strand. Mit ihren beiden Kindern verbringt sie viele Stunden auf der sandigen Freizeitfläche unterhalb des Kunigundendamms. Weil sie gleich gegenüber wohnt und die Atmosphäre unter den Bäumen des Luitpoldhains und zwischen Schilfgras schätzt: "Ich finde den Beach genial. Gäbe es den Beach nicht mehr, fände ich das sehr traurig."

Gut möglich, dass die allein erziehende Mutter im nächsten Jahr mit ihren Kindern eine andere Freizeitoase aufsuchen muss. Und mit ihr viele, die den Biergarten mit Spielplatz und Beachvolleyballfeld an schönen Sommertagen regelmäßig besucht haben.

Dem Sommeridyll könnte es nun an den Kragen gehen. Grund: Seit einigen Wochen beschäftigen sich nicht nur die Stadt Bamberg und die Regierung von Oberfranken mit der Frage, ob die gastronomische Einrichtung zulässig ist, sondern auch die bayerische Staatsregierung. Bambergs Regnitzstrand, der seit 2011 auch den Namen infranken Beach trägt, droht juristisch zu stranden.

Aktueller Anlass ist eine Petition, die Stadtrat Norbert Tscherner (Bamberger Bürger-Block) und 61 Unterzeichnende aus der Nachbarschaft an das bayerische Parlament gerichtet haben. Die Anwohner, die schon im Mai öffentlich Stellung gegen die Gastronomie auf dem rund 1800 Quadratmeter großen städtischen Grundstück bezogen haben, fordern die "umgehende Beseitigung des Schwarzbaus".

Der Citybeach, so heißt es in der Erklärung an den Petitionsausschuss, sei aus vier Gründen nicht zulässig: Er liege entgegen der Bayerischen Bauordnung im "Außenbereich", der von Bebauung freizuhalten ist. Er tangiere das Hochwasserabflussprofil der Regnitz, er habe keinerlei eigene Stellplätze und sei auch aus lärmschutzrechtlichen Gründen nicht zulässig.

Eine schwere Breitseite, die da abgefeuert wird. Im Rathaus sind diese Argumente nicht unbekannt. Referent Christian Hinterstein räumt offen ein, dass der Standort für das seit sieben Jahren bestehende gastronomische Sandbiotop "suboptimal " ist. Genau genommen widerspricht der Beach in seiner jetzigen Form geltendem Baurecht. Gleichwohl habe die Stadt ein Interesse, die "von vielen Bürgern geschätzte Einrichtung" an dieser Stelle zu erhalten. "Nicht jeder Schwarzbau muss beseitigt werden. Man kann auch eine Genehmigung herstellen", sagt Hinterstein.

Auch Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) setzt sich dafür ein, die bürokratischen Hürden nicht so hoch zu hängen, dass das Projekt zum Scheitern verurteilt wäre: "Wo, wenn nicht hier, soll denn eine solche Einrichtung sinnvollerweise hin? Eine Fläche, wo sich niemand gestört fühlt, gibt es in Bamberg nicht."

Doch was soll die Stadt tun, damit der künstliche Regnitzstrand nicht beim ersten juristischen Sturm weggeschwemmt wird?

Auch der zuständige Baureferent Michael Ilk weiß, dass man den Beach nur mit erheblichem Aufwand reinwaschen kann. Beispielsweise durch ein Bebauungsplanverfahren mit allen damit verbundenen Auflagen. Das will aber an dieser Stelle, im unmittelbaren Umgriff des Luitpoldhains, niemand wirklich. Denn wie sollte man die erforderlichen Parkplätze nachweisen? Etwa durch den Bau einer Tiefgarage?

Auch der Paragraph 35 des Baugesetzbuchs scheint das Problem nicht zu lösen. Das Baurecht sieht eine Reihe von Ausnahmetatbeständen für den "Außenbereich" vor. Dazu gehören Maßnahmen der öffentlichen Erschließung, Vorhaben, die einem land- oder forstwirtschaftlichen Betrieb dienen, oder solche, die keine öffentlichen Belange beeinträchtigen und deren Erschließung gesichert ist. Gastronomie gehört nicht dazu.

Betreiber Martin Herrmann versteht nicht, warum der Beach nach sieben Jahren in die Schlagzeilen geraten ist. Von verärgerten Anwohnern, die sich in ihrer Petition an den Landtag wendeten, will er nichts mitbekommen haben: "Im ganzen Jahr hatte ich bisher eine einzige Beschwerde wegen Lärms. Doch an diesem Abend hatte ich gar nicht auf. Die Anwohner haben die Musik auf der Jahnwiese gehört."

Wenig hält der Gastronom auch von einem Umzug an einen anderen Standort in Bamberg, etwa auf die Jahn-Halbinsel oder auf Gelände der Landesgartenschau, wie bereits überlegt wird. Ganz abgesehen davon, dass es viel Geld kosten würde, 120 Tonnen Sand zu verlagern, fürchtet Herrmann auch an anderen Orten die gleichen Probleme. Seine Befürchtung, wenn die Stadt kein Auge zudrückt: "Dann wird es den Beach wohl nicht mehr geben."

Norbert Tscherner wäre darüber ebenso wenig traurig wie die Bamberger Grünen. Der BBB-Stadtrat und Initiator der Petition hat nach eigenem Bekunden immer wieder Beschwerden von Nachbarn erhalten, die sich über den Lärm, aber auch den Parkplatzsuchverkehr an der Bughofer Straße beklagten.

Den Bamberger Grünen geht es zwar ausdrücklich nicht darum, den Freunden des Beach den Spaß zu verderben, aber es könne nicht sein, dass das Recht missachtet werde: "Wir bestehen darauf, dass vor dem Baugesetzbuch alle gleich behandelt werden", sagt die Grünen-Chefin Ursula Sowa.

Bis der Petitionsausschuss des Bayerischen Landtags über den künstlichen Regnitzstrand in Bamberg berät, wird der Sommer wohl zur Neige gegangen sein. Der frühestmögliche Termin ist der 26. September.

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