Bamberger Umsonstladen: Kein Geld für Ware
Autor: Sebastian Martin
Bamberg, Freitag, 09. Mai 2014
Ein paar junge Menschen wollen alle Generationen in ihrem Laden zusammenbringen. Dort kann man Zeit verbringen und einkaufen, ohne Geld auszugeben - denn es gilt das Prinzip: Hier ist alles umsonst.
Es ist eine sanfte Revolution, die dort in der Luitpoldstraße gerade geschieht. Sanft insofern, weil das Konzept keinen ausschließen soll. Alle dürfen sie kommen: Junge, Alte, Schüler, Studenten, Rentner. "Wir versuchen, die Leute in Bamberg so zusammenzubringen", sagt Fabio Lieder, 23 Jahre. Er studiert Philosophie und Pädagogik an der Universität in Bamberg und steht mit sechs anderen jungen Menschen hinter dem "Mosaik Umsonstladen", der am Samstag, 10. Mai, offiziell eröffnet. Der gleichnamige Verein will damit die alten Bamberger und die zugezogenen Studenten zum Austausch bewegen. Mit Näh-Stunden vielleicht, Kaffeeklatsch oder Theaterstücken. Alles ist möglich.
Eine solche Begegnungsstätte ist Teil der Gesamtidee. Doch das Spektakuläre ist sicherlich der eigentliche Umsonstladen. "Wir wollen das alte Ladenkonzept Geld für Ware aufbrechen", sagt Fabio Lieder.
So einfach soll das sein: Hier ist alles umsonst. Steht im Schaufenster geschrieben. Die Laufkundschaft, die den seit Anfang Mai offenen Laden betritt, staunt oft nicht schlecht und fragt ungläubig, ob das wirklich einfach so geht - Ware ohne Gegenleistung. "Solche Reaktionen gibt es momentan viele", sagt Anna Weith, die Vorsitzende des noch nicht eingetragenen Vereins. Die 24 Jahre alte Psychologiestudentin sitzt im Laden in einer alten Sitzgruppe neben Lorenz Ullein und Jana Witschard - ebenfalls junge Studenten.
Dinge weiter verwenden
Die ganzen Produkte hier sind von irgendwelchen Leuten, die diese Dinge nicht mehr brauchen. Die Regale, der weiße Stofftiger, der Schallplattenspieler, die Tassen, Bücher und Klamotten. Auch ein Fahrrad steht hier rum. Die Mitglieder des Umsonstladen sind der Meinung, dass man diese Dinge, die sonst bei vielen Menschen nur noch herumliegen, weiterverwenden könnte. Es geht darum, Ressourcen zu schonen, erklären die jungen Ladeninhaber. Wenn die Dinge also noch gebrauchsbereit sind, bringen sie die Besitzer in den Umsonstladen, anstatt sie in die Tonne zu schmeißen. Vielleicht gibt es ja jemanden, der den Teller oder das Buch noch gebrauchen könnte.
Martin Kunwald, Einrichtungsleiter des "Schnäppchentreff" von Kolping, findet die Idee grundsätzlich gut. Abfallvermeidung sei auch das Prinzip, auf dem der Schnäppchentreff beruhe: "Da sind wir auf einer Linie." Die Umsonstladen-Gruppe hat auch bei Kolping einen "Umsonst"-Schrank aufgestellt. Sonst muss man bei Kolping wenige Cent für Kleider und Flohmarktartikel bezahlen.
Im Umsonstladen soll das ganz ohne einen Cent gehen. Wobei Kunwald aus eigener Erfahrung weiß: "Abfallvermeidung kostet auch Geld: Die müssen Miete zahlen und wir auch." Das Problem wollen die Umsonst-Verfechter mit Spenden und Mitgliedsbeiträgen beheben. Die Monatsmiete haben sie mit Unterstützung der Youth Bank,die solche Projekte fördert, schon gesichert. Die Vermieterin sei auch etwas mit dem Preis entgegengekommen. Auch die Interessengemeinschaft Aktive Mitte habe sich für das Projekt eingesetzt.
Umsonstläden funktionieren in anderen Städten bereits. Vorsichtig sind die Bamberger Ladenbesitzer, die sich über die "Share-And-Care"-Gruppe auf Facebook kennengelernt haben, dennoch: Der Mietvertrag läuft einen Monat, dann wollen sie sehen, wie es weiter geht.
Dass Schmarotzer ihr Umsonst-Modell ausnutzen könnten, glauben sie nicht: "Wenn wir die Erfahrung machen, werden wir uns damit auseinandersetzen. Bis dahin glauben wir an das Gute", sagt Lorenz Ullein.
Eröffnung
Am Samstag, 10. Mai, öffnet der Mosaik Umsonstladen in der Luitpoldstraße 21 in Bamberg offiziell. Dazu findet ab 16 Uhr eine Feier statt. Der Laden hat gewöhnlich offen am Montag und Mittwoch von 15 bis 18 Uhr und Samstag 12 bis 16 Uhr.