Bamberger Stadtverwaltung zieht auf den Michelsberg
Autor: Jutta Behr-Groh
Bamberg, Donnerstag, 18. Oktober 2012
Teile der Bamberger Stadtverwaltung ziehen Anfang 2013 auf den Michaelsberg. Die Bürgerspitalstiftung will beweisen, dass eine wirtschaftliche Sanierung nach allen Regel der Denkmalpflege möglich ist. Sie will mit zwei Millionen Euro auskommen.
Die Umzugstermine stehen schon fest: Am 8. Februar 2013 wird als erstes von vier Ämtern der Stadtverwaltung das Immobilienmanagement (bisher Pfeuferstraße 16 und Untere Sandstraße) auf den Michelsberg ziehen, als letztes ist am 15. März das Umweltamt (bisher Mußstraße 28) an der Reihe.
Büros in Teilen des ehemaligen Benediktiner-Klosters entstehen gerade außerdem für die Beschäftigten des Rechnungsprüfungsamtes (Hauptwachstraße) und das Stiftungsmanagement (Rathaus Maxplatz). Insgesamt 75 Mitarbeiter der Kommune werden ab Frühjahr innerhalb der ehemaligen Klostermauern arbeiten.
Und obwohl Finanzreferent Bertram Felix ihnen die "schönsten Büroräume Bayerns" verspricht, muss er einräumen, dass nicht alle Umzugskandidaten begeistert sind. Etliche wären lieber in der Innenstadt geblieben, gab er bei einem Pressetermin auf der Großbaustelle zu. Er hofft, dass es gelungen wird, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter davon zu überzeugen, dass sie über Benediktinerweg und Maienbrunnen ganz schnell vom Michaelsberg in die Inselstadt kämen.
Die Stadt wird im ehemaligen Klosterkomplex, einem Denkmal von europäischem Rang, Mieterin der Bürger-spitalstiftung (die sie selbst verwaltet). Über die Miethöhe gibt der Kämmerer, der in Personalunion Stiftungsreferent ist, keine Auskunft.
Die Verwaltung zieht in Raumfluchten ein, die seit August 2008 leer stehen. Damals verließ die Sozialstiftung die L-förmig angeordneten Gebäude-Flügel beidseits der Tordurchfahrt, weil die Räume keinen zeitgemäßen Betrieb eines Alten- und Pflegeheims mehr zuließen.
Ihre neue Nutzung für kommunale Ämter mit wenig bis null Publikumsverkehr hält Felix für die Ideallösung auf dem Michelsberg. Andere Ideen wie Studenten-Appartements oder Hotel waren vom Stadtrat verworfen worden, weil sie zusätzlichen Verkehr ins Berggebiet gezogen und massive Eingriffe in die barocke Substanz verlangt hätten. So aber würden die wirtschaftlichen Interessen der Stiftung gewahrt und das Denkmal schonend genutzt. "Es gibt eigentlich keine Nachteile", sagte der Referent wörtlich.
Mit einem Budget von nur zwei Millionen und keinem Euro mehr will die Bauherrin die Sanierung meistern. Weil es zudem 765 000 Euro Zuschüsse gibt, reduziert sich der Eigenanteil der Bürgerspitalstiftung voraussichtlich auf weniger als 1,3 Millionen Euro.
Das ist nicht viel in Anbetracht von 17 000 Kubikmeter Raum und 4200 Quadratmeter Bruttogeschossfläche. Erreichen will man das ehrgeizige Ziel mit einer intensiven Baubetreuung und strikter Kostenkontrolle. Für das Sanierungsprojekt Michaelsberg wurde beim Finanzreferat ein eigener Fachbereich geschaffen, dem Architekt Stephan Walz, der an sich Mitarbeiter im städtischen Immobilienmanagement ist, bis auf Weiteres zugeordnet wurde.
Bei einem Rundgang stellten Felix und Walz die Räume und Sanierungsarbeiten vor. Die Büros sind wirklich schön, großzügig bemessen; maximal vier Leute werden sich eines teilen. Im Südflügel haben alle Zimmer Stuckdecken und traumhafte Aussichten auf den Dom und seine Umgebung.
Dort befindet sich auch das komplett eingerichtete Musterzimmer, nach dessen Vorbild alle anderen Büros ausgestattet werden sollen. Die Besonderheit ist eine "Arbeitsinsel", auf denen die Schreibtische und Schränke stehen.
Die "Insel" sei eine "geniale Idee" der Würzburger Architektenpartner Grellmann, Kriebel und Teichmann, lobte Felix. Erst damit sei es gelungen, den zunächst unlösbar geglaubten Spagat zwischen Wirtschaftlichkeit und Denkmalpflege zu schaffen. Bei den "Arbeitsinseln" handelt es sich um Podeste, die so lang sind wie das Büro. Unter dem Podest verläuft die komplette Hausinstallation. Die erforderlichen Versorgungsleitungen tauchen an einer Stelle aus der "Insel" auf. Dank dieser Lösung müssen weder die Raumschalen noch die teils alten Böden angetastet werden.
Was die Statik der zwischen 1724 und 1742 entstandenen Klosterteile angeht, war es nach Auskunft unserer Gesprächspartner stellenweise "5 nach 12". Die Südfassade und die nordwestlichste Gebäude-Ecke neigen sich nach außen. Beide müssen mit riesigen Stahlankern stabilisiert werden.
Ausgespart bei der laufenden Maßnahme und im Zwei-Millionen-Euro-Budget ist die ehemalige Tor-Kapelle St. Oswald. Sie befindet sich mit ihrer besonders reichen, aber von einem Wasserschaden gezeichneten Stuckdecke und einer kleinen Empore direkt über der Durchfahrt in den Klosterhof. Möglich, dass sie eines Tages Besprechungszimmer wird, informierte Felix. Da sei das letzte Wort aber noch nicht gesprochen.