Bamberger sind zurück vom Katastropheneinsatz in Nepal
Autor: Petra Mayer
Bamberg, Donnerstag, 09. Juli 2015
Zu einem mehrwöchigen Katastropheneinsatz brachen Bamberger im Mai nach Nepal auf und leisteten auch medizinische Hilfe. Über ihre zum Teil erschütternden Erlebnisse berichten sie am 11. Juli bei einem Vortrag. Wir sprachen vorab mit Alexandra Schmitz, die ein späteres Beben selbst miterlebte.
"Physisch und psychisch brachte uns der Einsatz an unsere Grenzen", sagt Alexandra Schmitz. Drei Wochen verbrachten Mitglieder des Vereins FriendCircle WorldHelp in Nepal, nachdem das Land von der tödlichsten Naturkatastrophe in seiner Geschichte heimgesucht wurde. Die Region Gorkha im Epizentrum des verheerenden Erdbebens besuchten die Bamberger und hatten beim zweiten großen Beben Todesangst, wie sie nach ihrer Rückkehr berichten. "Aber die Familien dort waren so unglaublich dankbar für unsere Unterstützung": Traumatisierte Menschen wie ein Mädchen, das die Helfer unterwegs auflasen.
"Ja, vor allem die Begegnung mit ,Ronja' ging uns nahe", sagt Alexandra Schmitz, die im Mai mit Jürgen Lütke-Wenning, Katrin Glöckle, Florian und Michael Dykta in den Osten Nepals reiste. "In einer Ödnis trafen wir auf die Kleine - verlassen, auf sich allein gestellt." Schmutziges Flusswasser trank "Ronja", die kein Wort sprach und völlig ausgehungert war. "Wir haben ihren wirklichen Namen nie erfahren, so traumatisiert war das Mädchen, das uns fortan aber überallhin begleitete."
Hausen unter Zeltplanen
Zahllosen Menschen, die obdachlos wurden, Angehörige, Freunde oder Verwandte verloren hatten, begegneten die Franken schon auf dem Weg in entlegene Bergdörfer, die zuvor noch keinerlei Unterstützung erhalten hatten. Durch verwüstete Landstriche fuhren sie mit Lastwagen, die Hilfsgüter und die erforderliche Ausrüstung fürs medizinische Camp beförderten. "Und überall sah man die orange-blauen Zeltplanen, die die zerstörten Behausungen notdürftig ersetzen sollen."
In einem Bergdorf errichtete das 14-köpfige Team das medizinische Camp, in dem Michael Dykta als Chirurg mit zwei indischen Krankenschwestern Patienten versorgte. "Lange Schlagen bildeten sich gleich am ersten Tag. Wie ein Lauffeuer sprach's sich herum, dass ein Arzt in Sunkhani war." Ein Behandlungsmarathon begann für Dykta und die beiden Krankenschwestern, die oftmals von frühmorgens bis in die Nacht hinein arbeiteten. Zu den Verletzungen, die vom Erdbeben herrührten, kamen Infektionskrankheiten und Wunden, die sich die Menschen bei Aufräumarbeiten zugezogen hatten. "Einige Männer hatten dicke Holzspreißel in Händen und Füßen, manchmal auch rostige Nägel, die bis zur Amputation führen können", so Alexandra Schmitz. Von weit her kamen die Hilfesuchenden oftmals. "Ein Baby, das unter starkem Erbrechen und Durchfall litt, wurde von seinen Eltern in einem dreistündigen Marsch durch die Hitze im Körbchen zum Camp getragen."
Viele Spenden aus Franken
Rund 400 Patienten behandelten die medizinischen Helfer in wenigen Tagen. Während das restliche Team auch in anderen Dörfern mehr als 30 Tonnen Lebensmittel und Hilfsgüter wie nicht zuletzt Werkzeug und Solaranlagen verteilte. Reis, Mehl, abgepacktes Wasser, Zelte, Schlafsäcke und manches mehr erhielten etliche Menschen, die nach der Naturkatastrophe vor dem Nichts standen. "Viele Franken hatten dankenswerterweise ja Zelte und Schlafsäcke gespendet. Überglücklich waren gerade die Kinder, die sie erhielten, als der Monsun bevorstand."
So erinnert sich Alexandra Schmitz an viele schöne Momente, aber auch beklemmende Erlebnisse. Vor Ort bekamen die Bamberger schließlich das zweite große Beben mit. "Als ich meinen Bruder währenddessen auf der Dachterrasse eines einsturzgefährdeten Hauses sah, durchlitt ich die schlimmsten Ängste". Glücklicherweise kamen die Franken mit einem Schrecken davon, "obwohl wir uns auch nach den 25 Sekunden, die die Erdstöße andauerten, wie auf einem schwankenden Fischerboot fühlten und uns vor weiteren Beben fürchteten".
"Ronja" besuchen
Der Verein will seine Hilfen übrigens weiterführen, wie seine Vorsitzende noch berichtete. "Katrin Glöckle wird im kommenden August nochmals die Region bereisen und dabei ,Ronja' in ihrem neuen Zuhause besuchen." Nachdem keiner die Kleine zu kennen schien, hatten sie die Helfer vor ihrem Abflug noch in einem Kinderheim untergebracht.
Mehr über den Katastropheneinsatz erfahren Interessenten beim Vortrag im Spiegelsaal der Harmonie (Schillerplatz 7), der am 11. Juli um 19 Uhr beginnt, und über die Homepage von FriendCircle WorldHelp. Der Verein will seine Hilfen übrigens weiterführen. "Katrin Glöckle wird im kommenden August erneut die Region bereisen und dabei ,Ronja' in ihrem neuen Zuhause besuchen." Nachdem keiner die Kleine zu kennen schien, hatten sie die Helfer vor ihrem Abflug noch in einem Kinderheim untergebracht.