Druckartikel: Brandanschläge auf Bordell: Bamberger Rotlicht-Größen vor Gericht - Hauptangeklagter schweigt

Brandanschläge auf Bordell: Bamberger Rotlicht-Größen vor Gericht - Hauptangeklagter schweigt


Autor: Sebastian Martin

Bamberg, Montag, 26. Februar 2018

Sieben Männer sollen mit Anschlägen versucht haben, ein konkurrierendes Bordell in Bamberg auszuschalten. Der Hauptangeklagte schweigt zum Prozessauftakt.
Nach zwei Anschlägen auf ein Bordell im Laubanger im September 2016 und im Januar 2017 (Bild) müssen sich ab Montag sieben Männer vor dem Landgericht verantworten. Die Männer sollen versucht haben, unliebsame Konkurrenz aus dem Weg zu räumen.  Foto: Ronald Rinklef


In einer Septembernacht 2016 schlägt ein Unbekannter das Fenster eines Bordells im Laubanger ein. Anschließend tritt er noch zwei Zimmertüren auf und verschüttet übelriechende Buttersäure in den Räumen der Erdgeschosswohnung. Die Feuerwehr muss anrücken und die Räume entlüften. Vier Monate später wieder Alarm: In einer Januarnacht 2017 gehen die Räume desselben Etablissements in Flammen auf. Schnell war den Fahndern der Kriminalpolizei Bamberg klar: Es handelt sich um einen Anschlag.


55-Jähriger als Drahtzieher?

Die Straftaten sollen auf das Konto von sieben Männern gehen, die sich nun ab Montag unter anderem wegen schwerer Brandstiftung, gefährlicher Körperverletzung, Sachbeschädigung und weiterer Delikte vor der Großen Strafkammer am Landgericht Bamberg verantworten müssen. Alle Angeklagten sitzen seit vergangenem Jahr in Untersuchungshaft. Es soll sich um schillernde Figuren aus der Rotlichtszene von Bamberg, dem Landkreis und dem Kreis Haßberge handeln.

Im Zentrum steht für die Staatsanwaltschaft dabei ein 55-Jähriger, der selbst Bordellbetreiber ist. Ihm wird vorgeworfen, im Hintergrund die Fäden gezogen zu haben. Er und die weiteren zwischen 24 und 27 Jahre alten Männer sollen ab Sommer 2016 bis Januar 2017 die Straftaten im Rotlichtmilieu von Bamberg begangen haben, "insbesondere um einen konkurrierenden Bordellbetrieb auszuschalten", wie es in einer Mitteilung des Landgerichts Bamberg heißt.


Prozess wegen Bordell-Anschlag: Der Hauptangeklagte schweigt

Im Prozess um den Machtkampf im Bamberger Rotlicht-Milieu hat der Hauptangeklagte zunächst geschwiegen. Der 55 Jahre alte Oberfranke wollte sich am ersten Prozesstag weder zu persönlichen Dingen noch zu den Vorwürfen äußern. Er werde zunächst die Aussagen der Mitangeklagten abwarten, ließ der Bordellbesitzer am Montag vor dem Landgericht Bamberg über seinen Verteidiger erklären. Insgesamt stehen sieben Männer vor Gericht. Ihnen werden unter anderem schwere Brandstiftung, gefährliche Körperverletzung und Sachbeschädigung vorgeworfen. Die vom Sommer 2016 bis Januar 2017 begangenen Straftaten sollten einen konkurrierenden Bordellbetrieb ausschalten.


Prozessbeginn: Einblicke in das Leben der Angeklagten

Zum Prozessauftakt gaben die sechs Mitangeklagten Einblicke in ihre Leben. So haben alle Männer ursprünglich bodenständige Handwerksberufe gelernt. Die meisten berichteten zudem von Alkohol- und Drogenproblemen. Einige der 25 bis 27 Jahre alten Angeklagten gaben außerdem Kontakte zur Hooliganszene zu.
Einer der Männer, ein 26-Jähriger, gab zudem zu Protokoll, dass er vom Hauptangeklagten zu dessen Nachfolger aufgebaut werden sollte, damit der Bordellbesitzer sich in den Hintergrund zurückziehen konnte. Ursprünglich habe er eine Waschanlage eröffnen wollen, das sei jedoch gescheitert. Deshalb habe er entschieden, stattdessen in den Bordell-Betrieb einzusteigen.

Der Prozess wird am Dienstag fortgesetzt. Dann werden sich die Mitangeklagten wahrscheinlich auch zu den Vorwürfen äußern. Ein Urteil wird Ende April erwartet.


Mit brachialer Gewalt

Die Kriminalpolizei hatte nach den Bordell-Anschlägen eigens eine Ermittlungskommission (EKO) "Laubanger" im Zusammenwirken mit der Staatsanwaltschaft Bamberg gebildet. Nach Erkenntnis der Fahnder hatten sich die Tatverdächtigen im Januar 2017 für den Brandanschlag mit brachialer Gewalt Zutritt zu dem Anwesen im Gewerbegebiet verschafft, Mobiliar zerstört und Feuer im Erdgeschoss gelegt. Zusätzlich sollen sie Brandbeschleuniger eingesetzt haben. Dabei war den Tatverdächtigen laut Polizei bewusst, dass sie das Leben der im Gebäude anwesenden Frauen und weiterer Personen erheblich in Gefahr brachten. Ernsthaft verletzt wurde damals jedoch niemand.

Den Angeklagten werden außerdem zwei Brandanschläge auf Autos zur Last gelegt. Einer davon war wohl nur drei Tage nach dem Bordellbrand im Januar 2017 versucht worden: Damals soll auf das Auto des Betreibers ein Molotowcocktail geflogen sein - wobei wohl versehentlich der Pkw eines unbeteiligten Dritten getroffen wurde.

Im Laufe des vergangenen Jahres schlugen die Ermittler dann zu: In Bamberg, dem Landkreis und den Haßbergen wurden acht Anwesen mit 130 Einsatzkräften durchsucht. Gefunden wurden laut damaliger Angaben der Polizei neben einer größeren Menge an Bargeld auch Anabolika und Marihuana im oberen zweistelligen Grammbereich.


Viele Beweise gesichert

Zudem sollen Verstöße gegen das Waffengesetz vorgelegen haben. Die Ermittler stellten zusätzlich Datenträger sicher. Offensichtlich hatten die Beweise gereicht: Bereits im Februar und dann im Mai 2017 nahm die Polizei etliche Tatverdächtige fest.

Für den Prozess, der am Montag um 9 Uhr am Landgericht Bamberg beginnt, sind 13 Verhandlungstage angesetzt. "Es wird eine ganze Reihe von Zeugen gehört, zahlreiche Prostituierte und Freier, die sich zu den Tatzeiten im Bordell aufgehalten haben", erklärt Gerichtssprecher Thomas Pohl. Schon die Einlassungen der Angeklagten könnten die ersten beiden Prozesstage in Anspruch nehmen.

Den Beschuldigten drohen hohe Gefängnisstrafen. Allein für den Vorwurf der schweren Brandstiftung sieht das Gesetz einen Strafrahmen von einem bis 15 Jahren Haft vor.

von Sebastian Martin/mit dpa