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Bamberger OB-Kandidat Hans-Günter Brünker: Ein Mann mit vielen Talenten


Autor: Sebastian Martin

Bamberg, Montag, 24. Februar 2020

Bekannt aus Theater und Fernsehen - und bald aus der Politik? Volt-Kandidat Hans-Günter Brünker ist ein Mann mit vielen Talenten: Schauspieler, promovierter Chemiker und Wirtschaftsexperte. Jetzt will er ins Rathaus.
Hans-Günter Brünker in den Räumen des Theaters Chapeau Claque.  "Die Bühne ist wahnsinnig schön und ein sehr intimer Ort", sagt  er. Foto: Matthias Hoch


Eindringlich schaut Hauptkommissar Huber seinem Gegenüber in die Augen. Der Geduldsfaden ist gerissen, Huber wird laut: "Meinst Du, ich merke nicht, dass Du lügst? Wer ist diese Frau, warum schreibt sie Dir jeden Tag, und was will sie von Dir?"

Der strenge Polizist aus der Verhör-Szene einer Lindenstraßen-Folge von 2017 ist in Bamberg inzwischen als entschlossener Wahlkämpfer bekannt: Hans-Günter Brünker, will schließlich im echten Leben Oberbürgermeister für die Partei Volt werden.

Der 52-Jährige kennt und liebt das Rampenlicht.Von Beruf und aus Leidenschaft ist Brünker Schauspieler, mimt nicht nur Polizisten. Bei Chapeau Claque in der Grafensteinstraße ist er ab dem 8. März im Stück "Der Kleine Prinz" nach Antonie des Saint-Exupéry zu sehen. Die Bühne des kleinen Kindertheaters ist für ihn fast ein zweites Wohnzimmer: "Theater ist ein gewaltiger Teil meines Lebens, die Bühne ist wahnsinnig schön und ein sehr intimer Ort, um Theater zu spielen", sagt er im Vorraum sitzend. Er liebe den direkten Kontakt mit dem Publikum, findet Fernsehdrehs aber nicht minder spannend. "Da muss man auf den Punkt da sein."

Mit 42 auf die Schauspielschule

Brünker spielte bereits in Wien und Hamburg Theater, ist beim Fränkischen Theatersommer zu erleben, oder flimmerte nicht nur in der Lindenstraße, auch in den Soaps Unter Uns oder Verbotene Liebe als Richter, Chefarzt, Denkmalschützer über die Bildschirme dieser Republik.

Dabei kam er erst spät zur Schauspielerei: An seinem 42. Geburtstag wurde Brünker bei einer privaten Schauspielschule in Köln aufgenommen. Seitdem rollt der gebürtige Bad Brückenauer auch das R nicht mehr. "Das habe ich auf der Schauspielschule abtrainiert." Doch er könne es jederzeit wieder anschalten. Schließlich fühlt sich der Mann aus der Rhön durch und durch als Franke und wollte nach vielen Stationen in seinem Leben wieder hierher zurück. Mit seiner Frau Johanna entschied er sich für Bamberg, die Stadt die es ihm mehr angetan hat als Würzburg, der Stadt, in der er studiert hat.

Bereits viel erlebt

Der schlanke Mann mit den ordentlich gescheitelten langen Haaren hat mit seinen 52 Jahren bereits viel erlebt und viel gesehen. Er ist Vater von drei erwachsenen Kindern, wird demnächst schon Opa. Nach seinem Chemie-Studium hat er promoviert, wollte allerdings nicht in die Wissenschaft oder die Chemieindustrie. Analyse lag ihm, deshalb kam Brünker sehr schnell in die Unternehmensberatung von McKinsey ("Mit Zahlen kann ich."). Er lebte eineinhalb Jahre in Australien, hat zwei Unternehmen bei Köln aufgebaut.

Damals im Rheinland war es dann aber an der Zeit, für eine Veränderung: Er wollte etwas ganz anderes machen. Und Schauspieler werden. "Die Idee ist in der Nacht entstanden." Privat und finanziell sei es auch möglich gewesen. Brünker spricht von einem Rollentausch: Seine Frau wollte als Sonderschullehrerin und damals Schulleiterin Vollzeit arbeiten.

In seiner eigenen Schulzeit hatte der Mann mit den vielen Talenten bereits Theater gespielt, war im Chor und auch als Ministrant aktiv. Damals deutete sich nicht nur der Drang auf die Bühne an: Er saß bereits mit 18 Jahren im Pfarrgemeinderat. Sein Interesse für Politik manifestierte sich dann in der Uni-Zeit. Damals sei er in die SPD eingetreten, doch dann in Köln wieder ausgetreten: "Ich habe gemerkt, da passiert nichts mehr." Die Europafrage hält er für zentral, so stieß er auf Volt. Für die er sich im Kommunalen engagiert, was kein Widerspruch sei: "Politik muss lokal zu Hause sein".

In Bamberg wirbt er für mehr Miteinander, nicht nur unter den Kulturschaffenden, für die er sich als Sprecher der Interessensgemeinschaft Freie Darstellende Künste einsetzt. Aber auch Wohnen und Städteplanung sind für ihn wichtige Themen. Er plädiert zum Beispiel fürs Erbbaurecht: Die Stadt dürfe eigenen Grund nicht an Investoren verscherbeln. "Es kann auch nicht sein, dass eine Stadt das Gefühl hat, vom Kämmerer regiert zu werden."

Brünker traut sich diese Kritik zu, mit Zahlen kann er ja, wie er sagt. Und Oberbürgermeister sieht er nicht als Rolle an: "Auf der Bühne stelle ich eine Behauptung auf, wenn es gut gemacht ist, lässt man sich drauf ein. In der Politik geht es dagegen um Tatsachen, um Menschen, deshalb darf Politik nichts mit Schauspiel zu tun haben", betont er.

Die Politik ist es aber, die derzeit den Darsteller Brünker etwas anders arbeiten lässt: Den Text für seine Rollen lernt er normalerweise eher nachts. Das müsse er jetzt tagsüber machen - schließlich tobt der Wahlkampf vor allem an langen Abenden. Bis es am 15. März im Rathaus heißt: Licht aus, Spot an.