21. Kunst- und Antiquitätenwochen in Bamberg starten
Autor: Marion Krüger-Hundrup
Bamberg, Freitag, 22. Juli 2016
Am Samstag starten die 21. Bamberger Kunst- und Antiquitätenwochen. Das Geschäftsviertel am Fuße des Domes empfängt ein internationales Publikum.
Das gibt es heutzutage tatsächlich noch: Harmonie und Zusammenarbeit unter Geschäftsleuten statt Konkurrenzgebaren. Dieses Wunder trägt den schönen Namen "Bamberger Modell": Die zwölf Kunst- und Antiquitätenhändler im barocken Zentrum der Altstadt kooperieren im Buhlen um die Käufergunst. Wenn Galerist A das gesuchte Objekt der Sammlerbegierde nicht hat, Kollege B oder C jedoch schon, dann schickt A eben dorthin. "Die Händler schreiben Gemeinschaft groß", erklärt Fiona Freifrau Loeffelholz von Colberg, die auch in diesem Jahr die Kunst- und Antiquitätenwochen vom 22. Juli bis 19. August in Bamberg organisiert hat und als Sprecherin der Galeristen fungiert.
Bamberger Kunst- und Antiquitätenwochen: internationales Interesse an Bamberger Kunstangebot
Mit einem gewissen Stolz berichtet die Freifrau von überwältigenden Reaktionen nationaler und internationaler Medien auf dieses jährliche Großereignis im Weltkulturerbe Bamberg. "Allerhöchstes Niveau" und "außergewöhnliche Qualität" der dargebotenen Kunst und Antiquitäten aus sieben Jahrhunderten hätten sich in Experten- und Sammlerkreisen herumgesprochen. Außerdem seien Bamberger Händler auf renommierten Messen wie etwa der Tefaf in Maastricht, der Masterpiece in London oder der Art & Antique Residenz in Salzburg vertreten.
Kunst und Antiquitäten in Bamberg: kostbares Silber statt Pappbecher to Go
"Ich bin den Kollegen sehr dankbar, dass sie dort auf uns in Bamberg aufmerksam machen", betont Händlerin Julia Heiss in ihrem Silber Kontor gegenüber des Schlenkerla. Denn "da kommen die Leute und kaufen bei ihnen Möbel und bei mir einen Löffel", fügt Heiss lachend hinzu. Überhaupt sei es gut, mit den Kunst- und Antiquitätenwochen "auf die Pauke zu hauen und auch den Bambergern zu zeigen, dass es uns gibt". Wenngleich sie aus Erfahrung wisse, dass ihr spezielles Sortiment - skandinavisches Silber aus der Zeit des Art déco sowie deutsche und englische Silberobjekte des 19. und 20. Jahrhunderts - eher von nordeuropäischen Touristen als von Südländern wahrgenommen werde. Und wie solle sie der jungen Generation, die den Pappbecher für den Café To Go favorisiere, eine Silberkanne verkaufen? Fragt Julia Heiss eher rhetorisch.
Bamberger Kunst- und Antiquitätenwochen: seltene Exemplare locken zahlungskräftige Kunden aus der ganzen Welt
Auch im legendären Gewölbekeller von Händler Walter Senger gerät der staunende Betrachter zunächst ins Grübeln: Gotische Skulpturen in Hülle und Fülle, Madonnen hier, Schmerzensmänner dort: "Herr Senger, gibt es dafür überhaupt Käufer?" Der alteingesessene Geschäftsmann bejaht kraftvoll: "In Krisenzeiten sind solche herkömmlichen Sammlerobjekte mehr gefragt denn je!" Diskret schweigt sich Senger über seine Kunden aus. Offen dagegen plaudert er über das kostbarste Exponat der jetzigen Wochen, das zu seinem Portefeuille zählt: ein historisches Fortepiano von David Roentgen (1743 bis 1807): "Weltweit gibt es nur noch fünf Exemplare aus seiner Werkstatt." Eine solche Rarität hat natürlich seinen Preis: Für schlappe 2,5 Millionen Euro kann sich ein Musikalienliebhaber das gute Stück in seine Villa stellen.
Bamberger Kunst- und Antiquitätenwochen: ein freundschaftliches Miteinander unter den Antiquitätenhändlern
Auf mittelalterliche Skulpturen hat sich neben Gemälden aus dem 16. bis 19. Jahrhundert auch der Neuling unter den Bamberger Antiquitätenhändlern spezialisiert: Mit seinem "neuen kleinen Lädchen" in der Judenstraße neben dem Böttingerhaus ergänzt Reinhard Keller das "Bamberger Modell". Schließlich verbinde ihn gerade mit dem Skulpturenfachmann Walter Senger ein "langjähriges gutes Verhältnis" betont Keller, "da gibt es keine Konkurrenz". Seit über 40 Jahren ist er in der einschlägigen Kunst- und Antiquitätenszene aktiv und versucht nun sein Glück mit dem Geschäft "ohne permanente Öffnungszeiten". Zumindest in den jetzigen Wochen wolle er aber in seinem Laden regelmäßig präsent sein.
Seltene Skulpturen, Lüster, Spiegel bei den Bamberger Kunst- und Antiquitätenwochen
Eine liebgewordene Präsenzpflicht erkennt auch Christian Eduard Franke in diesen Tagen. Er ist Herr über hochwertige Möbel aus der Renaissance bis zum Biedermeier, verteilt auf zwei Etagen in dem Gotischen Stadthaus in der Herrenstraße. Augenfällig arrangiert sind kostbares Silber, Bronzen oder Skulpturen, Lüster, Spiegel: "Spitzenstücke in Mischung", nennt Franke seine Auswahl. Geradezu temperamentvoll sprudelt der Händler seine Freude über die Antiquitätenwochen hervor: "Es ist absolut toll und eine fantastische Sache, in der kleinen Stadt Bamberg international arbeiten zu können, aber auch regional Profil zu zeigen!"
Zu dieser Kontur tragen heuer wieder aktuelle und ehemalige Stipendiaten des Internationalen Künstlerhauses Villa Concordia bei, deren zeitgenössischen Werke in den altehrwürdigen Galerien den Geist der Gegenwart vermitteln. "Spannung, die moderne Kunst in der Korrespondenz mit Antiquitäten auslösen kann", werde so erfahren, sagt Organisatorin von Colberg.
Bamberger Kunst- und Antiquitätenwochen werden am 23. Juli in Bamberg eröffnet
Die 21. Bamberger Kunst- und Antiquitätenwochen - in diesem Jahr erstmals mit einer Repräsentanz in Bayreuth während der Wagner-Festspiele - werden offiziell am Samstag, 23. Juli, um 14 Uhr in der Villa Concordia eröffnet. Schirmherr der Wochen ist Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD).
Was sind eigentlich die Bamberger Kunst- und Antiquitätenwochen?
Die Bamberger Kunst- und Antiquitätenwochen sind eine Kulturveranstaltung, die international vor allem bei Sammlern auch international sehr gefragt sind. Kenner sprechen gerne von einem Mekka des Kunst- und Antiquitätenhandels oder einem Kulturereignis der Superlative. In den vergangenen Jahrzehnten hat sich Bamberg mit seinem historischen Flair zu einem beliebten Ziel für Kunsthändler entwickelt. In einer kaum vergleichbaren Dichte gibt es in Bamberg viele Kunsthändler, die unzählige Objekte aus den verschiedensten Jahrhunderten anbieten. Für Gäste ist es vor allem bequem, in kurzen Laufwegen die Ausstellungsflächen besuchen zu können. De Kunsthändler István Csonth hat die jährliche Veranstaltung ins Leben gerufen. Seitdem zeigt sich Bamberg während der Bamberger Kunst- und Antiquitätenwochen wie eine Schatzkammer voller wertvoller Sammlerobjekte. Es haben sich hochkarätige Kunst- und Antiquitätenhändler zusammengeschlossen und veranstalten gemeinsam die Veranstaltung. Kunsthändler bieten Schätzungen von Sammlerstücken an und können Besitzern von Antiquitäten auch Ratschläge zu Restaurierungsproblemen geben.
Wo finden die Bamberger Kunst- und Antiquitätenwochen statt?
Das in der Antiquitätenszene sehr beachtete Großereignis findet immer zeitgleich mit den Bayreuther Festspielen , also Mitte Juli bis Mitte August, in Bamberg statt. Unterhalb des Bamberger Domberges befindet sich das so genannte Antiquitätenviertel. Kunst- und Antiquitätenhändler bieten dort in ihren Galerien wertbeständige Kunst an. Die Geschäfte sind alle etwa in einem Umkreis von 500 Metern erreichbar.Auf insgesamt 4.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche findet die Leistungsschau der Kunst- und Antiquitätenhändler statt. Die Schauräume befinden sich in denkmalgeschützten Häusern.
Die 21. Bamberger Kunst- und Antiquitätenwochen sind vom 22. Juli bis 19. August.