JVA Bamberg: Justizangestellter soll Häftlinge zu Prügelattacke angestiftet haben
Autor: Udo Güldner
Bamberg, Dienstag, 29. Oktober 2019
Ein Justizangestellter steht in Bamberg vor Gericht. Ihm wird vorgeworfen, er habe Häftlinge zu Gewalt gegenüber einem Mithäftling angestiftet.
Es wird eng für einen Justizvollzugsbeamten, der unter dem Verdacht steht, einen Gefangenen in der JVA Bamberg dazu angestiftet zu haben, einen anderen zu verprügeln. Als Lohn sollte eine Ration Tabak winken.
Körperverletzung im Amt: JVA-Beamtem droht Freiheitsstrafe
Nach zwei Verhandlungstagen ließ Staatsanwalt Martin Barnickel durchblicken, dass er die Vorwürfe für bewiesen hält. Dem Beamten droht bei einer Verurteilung wegen Körperverletzung im Amt eine mindestens sechsmonatige Freiheitsstrafe. Damit wäre seine berufliche Laufbahn hinter Gittern abrupt beendet.
Es ist Mitte Juni in der JVA Bamberg. Ein 21-jähriger Iraner wird in die U-Haft eingeliefert. Er steht unter dem Verdacht, nur kurz zuvor ein 14-jähriges Mädchen im Aufzug an der Kettenbrücke sexuell belästigt zu haben. Der mutmaßliche Sexualstraftäter kommt in eine eigene Zelle, wird von den anderen Häftlingen isoliert. Ihm wird nahegelegt, sich eine Geschichte auszudenken, warum er hier ist. Am besten sei etwas mit Körperverletzung, da werde wenig nachgefragt.
Es dauert aber nicht lange, bis sich herumspricht, warum der junge Mann wirklich einsitzt. Das macht ihn bei seinen Nachbarn nicht wirklich sympathisch. Was dann kommt, das erklärten mehrere Zeugen der Strafrichterin Magdalena Becker.
Häftling wird verprügelt: Schreie auf dem Gang der JVA zu hören - doch Hilfe kommt keine
Eines Nachmittags sind vier "Hausarbeiter" im Zellenbau 2 unterwegs. Sie sind besondere Gefangene, die in der JVA arbeiten und sich deshalb frei bewegen können - auch wenn ihre Mithäftlinge schon längst wieder in ihren Zellen eingeschlossen sind. Sie kommen daher auch in den Bereich, in dem sich der mutmaßliche Sexualstraftäter befindet. Dort betritt einer von ihnen den Haftraum. Er sitzt wegen Körperverletzung in Bamberg ein. Es dauert nur wenige Sekunden. Dann hört man Schreie auf dem Gang. Offenbar wird der 21-jährige Iraner geschlagen. Hilfe kommt aber keine.
Dafür passen drei Hausarbeiter auf dem Gang auf, dass niemand die Aktion stört. Vor Richterin Becker werden zwei von ihnen sich nicht erinnern können oder wollen, weil gegen sie selbst noch ein Verfahren wegen Beihilfe zur Körperverletzung läuft. Einer wusste immerhin noch, dass der Angeklagte Tage nach der Tat zu ihm gekommen sei und ihn aufgefordert habe, nichts mehr zu wissen.