Bamberger Jungautorin Xeniya Weber im Internet-Voting
Autor: Redaktion.
Bamberg, Mittwoch, 25. Juni 2014
Xeniya Veber hat sich dieses Jahr für das Pfadfinder-Stipendium beworben und steht unter den fünf Finalisten. In einem Internet-Voting darf man nun für sie abstimmen. Im Erfolgsfall will sie ihren ersten eigenen Roman fertig schreiben.
Zeit. Das ist wohl das, was jungen Menschen am meisten fehlt. Nun besteht für angehende Studenten die Möglichkeit, sich für das so genannte Pfadfinder-Stipendium zu bewerben, ein Angebot der Universität Witten/Herdecke. Es ermöglicht jungen Menschen, sich auf die Suche nach sich selbst zu begeben. Ein Jahr lang bekommen die Stipendiaten die finanzielle Freiheit, ein eigenes Projekt auf die Beine zu stellen und sich intensiv mit der individuellen Entwicklung zu beschäftigen. Dieses Jahr gab es mehrere tausend Bewerber, die ihre Projekte vorstellten.
Unter den fünf Finalisten für die Online-Abstimmung ist eine Bambergerin: Xeniya Veber. Sie will Autorin werden. "Ich möchte an der Aufgabe wachsen, mich als Schriftstellerin neu zu erfahren", sagt sie. Sie ist 25 Jahre jung und hat gerade erst das Gymnasium für Spätberufene Theresianum Bamberg mit einem Abitur-Schnitt von 1,7 abgeschlossen.
Einer ihrer größten Träume ist es, ihren Roman fertig zu schreiben, dessen Idee sie schon so lange mit sich trägt. "Auch der Schnee schmeckt anders" lautet der Titel und lässt viel mehr Lebenserfahrung hinter ihrer kindlichen Person vermuten, als es die Augen im ersten Moment verraten.
Mit neun Jahren kommt Xeniya mit ihrer Mutter nach Deutschland zum Stiefvater, um ein neues Leben zu beginnen. Sie lassen alles in Kasachstan zurück und folgen dem Traum von einem Land, das in ihrer Vorstellung wie ein riesiger "Supermarkt erscheint, gefüllt mit Schokolade, Joghurt und Bananen" - Dinge, die es in der ehemaligen UdSSR nie im Überfluss gab.
Dann trifft ein Schicksalsschlag das junge Mädchen: Ihre Mutter erkrankt an Krebs und stirbt. Mit 16 Jahren ist Xenia allein auf sich gestellt. Seitdem schlägt sie sich durchs Leben, auf der Suche nach Glück und der Flucht vor Erinnerungen.
Mit ihrem Debütroman will sie sich jetzt mit Fragen ausein andersetzen, die sie all die Jahre mit sich herumgetragen hat: Warum entschloss sich die Mutter dazu, in ein fremdes Land zu gehen? Hatte sie Angst vor dem Sterben?
"Sehr geehrte Damen und Herren, 1998, als ich an der Hand meiner Mutter das Flugzeug verließ, welches uns beide von Kasachstan nach Deutschland brachte, konnte ich nicht ahnen, dass ihre Hand mich nicht mehr lange halten wird. 1998 war das Jahr, in dem ich als naives Kind mit einem Zopf rechts und einem links, meinen geliebten Großeltern, die mich in Tränen verabschiedeten, lachend sagte, es gäbe keinen Grund zum Weinen. Ich sah sie erst neuen Jahre später wieder." Mit diesen Worten begann Xenia ihr Motivationsschreiben, mit dem sie sich für das Pfadfinder-Stipendium der Universität Witten bewarb. Und diese Worte überzeugten die Jury, so dass sie jetzt ihr Projekt nochmals für eine Online-Abstimmung vorstellen darf.
Spurensuche in Kasachstan
Xenia arbeitet schon lange an ihrem Roman, sammelt Notizen und tauscht Erinnerungen mit Verwandten aus. In Kasachstan hat sie sich auf Spurensuche begeben, fand alte Fotos und persönliche Dinge voller Erinnerungen an ihre Mutter. "Bei meinem letzten Aufenthalt in Kasachstan fiel mir auf, dass simple Beweise für ihre Existenz wie ihre alte Aerobic-Schallplatte oder ihre Schulzeugnisse bereits große Hilfen waren, ein Stückchen mehr über sie zu erfahren."
Wer aber einen autobiografischen Roman erwartet, liegt falsch. In ihrem Buch schreibt Xenia aus der Sicht ihrer Mutter und versucht, Gedanken und Gefühle nachzuvollziehen. Sie lacht mit ihr, weint, stürzt sich in ein fremdes Leben aus Höhen und Tiefen, und sie stirbt mit ihr ein zweites Mal. Die Bambergerin beschreibt das Leben und die Kultur in Kasachstan aus einer Perspektive, die heute kaum jemand noch kennt.
Hier können Sie für Xenia abstimmen. Vielleicht wird es ja schon nächstes Jahr ihren Roman zu lesen geben.