Bamberger im Corona-Krisengebiet: "Es war wie in einer Geisterstadt"
Autor: Sebastian Schanz
Bamberg, Donnerstag, 13. Februar 2020
Zwei Bamberger haben die rasante Ausbreitung des neuartigen Corona-Virus in einer Metropole in der Krisenregion erlebt. Brose, Schaeffler und Bosch haben Standorte in Wuhan und reagieren auf die Infektionserkrankung.
Noch nie in ihrem Leben haben Norbert U. und Hans F. (Namen geändert) so oft Fieber gemessen wie auf ihrer dreiwöchigen Dienstreise ins chinesische Nanjing vor 14 Tagen. "Egal, wo du hingegangen bist, war schon einer mit so einer Pistole gestanden und hat deine Temperatur gemessen", erzählt Hans F. In jedem Laden, in jedem Restaurant, an allen Eingängen ihres Hotels, vor und nach dem Frühstück: Dauernd wurden sie auf auffällige Symptome einer Virus-Erkrankung untersucht. Die Kontrolleure klopften mehrmals am Tag sogar an der Zimmertür - um bei den Gästen Fieber zu messen.
Die Angst vor Corona sei groß, das Bemühen zur Vorbeugung stark gewesen, berichten die beiden Bamberger. Die Art und Weise, wie strikt die Chinesen in den Krisenmodus geschaltet haben, hat die Mitarbeiter eines Technikunternehmens beeindruckt und besorgt zugleich.
Nanjing ist rund 400 Kilometer von Wuhan entfernt, jene Stadt, in der sich das Virus zuerst ausgebreitet und bisher am meisten Opfer dahingerafft hat. "Die Chinesen haben sofort zugemacht, alles abgeriegelt. Nach Wuhan ging kein Zug mehr, kein Bus, kein Flugzeug."
Und auch in der acht Millionen Einwohner großen Nachbar-Metropole Nanjing spürten die deutschen Gäste die Maßnahmen zur Abschottung auch im Kleinen. "Es war wie in einer Geisterstadt", sagt Norbert U.
Trister Start ins neue Jahr
Ein Gänsehaut-Moment war es, als er von seinem Hotelfenster aus auf eine große Kreuzung geblickt hat: "Wo sonst ein Hupkonzert war und sich die Autos gestaut haben, waren die Straßen praktisch leer." Zwei einsame Fahrzeuge standen an der Ampel. "Alles wie leer gefegt."
Die beiden Deutschen hatten am Chinesischen Neujahrsfest am 25. Januar eigentlich ein fulminantes Fest erwartet. Doch das Jahr der Ratte begann im Reich der Mitte wie gehemmt: Als die Franken am Abend durch die Altstadt flanierten, leuchteten zwar die Lichtinstallationen, "aber die U-Bahn war fast leer, und es war ernüchternd zu sehen, wie wenig in den Straßen los war". Als sich auch die Suche nach einem Restaurant als schwierig erwies, nahmen Norbert U. und Hans F ihr Silvestermahl im McDonald's zu sich.
Kein Konfetti, keine Luftschlangen, dafür Gesichtsmasken, Gummihandschuhe und Fieberthermometer. Das Wissen um das Virus lag wie ein dunkler Schatten über der Region. "Die Wirtschaft war tot", sagt Norbert U.