Die Stimmungslage in der Bamberger Wirtschaft ist vorsichtig zuversichtlich. Das Konjunkturprogramm der Regierung sehen Betroffene als positiv - doch ein zentraler Wunsch des Autostandorts Bamberg wurde darin nicht erfüllt.
Die Bamberger Maschinenbauer waren schon vor Corona einen rauen Wind gewöhnt, der durch ihre Branche pfiff. Das war der allgemeinen Krise der Automobilindustrie geschuldet. Mit dem Virus kam nun auch noch ein historisch einmaliger Einbruch der Industriebestellungen im April dazu. Kein Wunder, dass Rainer P. (Name geändert) sagt: "Die Unsicherheit ist da. Alle wissen, dass etwas passieren wird. Wir wissen nur nicht, was." Mit seiner Festanstellung als Maschinenbauer bei Brose kennt er auch noch die Jahre, als das Selbstbewusstsein in der Branche groß und die Sorgen klein waren. Corona hat das umgedreht.
"Von der Geschäftssituation sind alle betroffen", sagt auch Tobias Hummel, Geschäftsführer bei Albert & Hummel. Das Bamberger Spezialunternehmen für Automatisierungen setzt flexibel Kurzarbeit ein, um der Krise zu trotzen - und Hummel verbreitet Zuversicht: "Aktuell sind wir verhalten optimistisch, aber generell sehr optimistisch." Man habe sich schon vor der Krise auf die Herausforderung der Änderung des Automobilmarktes vorbereitet - daran knüpfe man nun an. "Am Ende könnte die Krise sogar als Beschleuniger wirken", erklärt Hummel.
Turbo oder Brandbeschleuniger? Auch bei der IG Metall sieht man die jüngsten Entwicklungen mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Der Kinderbonus, die Senkung der Mehrwertsteuer, die Strompreissenkung: "Das Konjunkturpaket enthält schöne Sachen, die uns optimistisch stimmen", sagt der Erste Bevollmächtigte in Bamberg, Matthias Gebhardt, und holt zum großen Aber aus: "Die Förderung für den ökologischen Verbrenner fehlt. Und das wird uns noch bitter wehtun."
Bamberger Wunsch nicht erfüllt
Der Standort Bamberg mit seinen vielen Zuliefererbetrieben hängt noch immer stark am Verbrennungsmotor. "Eine Förderung von ökologischen Verbrennern war gesellschaftspolitisch anscheinend nicht durchsetzbar gewesen", ärgert sich Gebhardt, der befürchtet, dass das Konjunkturprogramm den großen Wirtschaftsmotor Automobilindustrie nicht ohne Weiteres antreiben wird. "Die Maschinenbauer und Werkzeughersteller fangen jetzt erst an, in die Krise zu kommen, weil sie bisher noch alte Aufträge abgearbeitet haben. Die gehen jetzt in Kurzarbeit. Teilweise bis September." Dennoch gelte es jetzt, den Blick nach vorne zu richten, das Konjunkturprogramm sei immerhin ein Schritt in die richtige Richtung.
"Wir müssen positive Stimmung erzeugen. In allen Bereichen der Wirtschaft!", fordert Mathias Eckardt, Regionsgeschäftsführer beim Deutschen Gewerkschaftsbund. Klar sei bei den Maschinenbauern die Stimmung noch gedrückt, berichtet er. Doch es werde besser. Und für die vielen anderen Branchen gelte: "Es ist wichtig, dass der Staat der Wirtschaft die Botschaft gesendet hat, die Konjunktur wiederzubeleben." Eckardt hofft, dass die Senkung der Mehrwertsteuer auch beim Kleinen Mann ankomme und nicht von der Wirtschaft direkt als Gewinn abgeschöpft werde. Denn das sei zu kurz gedacht: "Wir brauchen einen Impuls für den Konsum. Die Kaufhemmung ist noch groß."
Es gelte, den Teufelskreis aus Unsicherheit und miesem Konsum zu brechen, sagt auch Rainer Keis aus der Wirtschaftsförderung des Landkreises. Der Projektmanager wertet die lokalen Rettungsschirme als wichtigen Erfolg und nimmt aktuell ein "leichtes Durchatmen" bei den Betrieben rund um Bamberg wahr. Der Sommer, das Konjunkturprogramm: Was jetzt noch fehle, sei Planungssicherheit: "Die Kaufzurückhaltung muss wieder etwas verschwinden."