Bamberger entdecken Bamberg
Autor: Marion Krüger-Hundrup
Bamberg, Mittwoch, 20. Mai 2020
Ab Pfingsten sind auch im Weltkulturerbe wieder touristische Dienstleistungen möglich. Doch noch ist die generelle Reiselust wegen Corona mehr "Reisefrust".
Zweckoptimismus bestimmt derzeit das Arbeitsleben von Birgit Kröner. Sie ist Reisekauffrau im TUI-ReiseCenter in der Lange Straße. "Im Augenblick sind die Buchungen sehr dürftig, aber es wird wieder anlaufen - hoffe ich!", sagt sie am Telefon. Denn seit Wochen haben die Reisebüros in Bamberg den direkten Publikumsverkehr wegen der Corona-Pandemie ausgeschlossen. Nur telefonische Anfragen gibt es. Und die betreffen fast ausschließlich Stornierungen.
"In den letzten Wochen gab es wegen der weltweit geltenden Reisewarnungen nur Stornos", seufzt Birgit Kröner. Die beträfen auch gebuchte Reisen in den kommenden Pfingstferien. Immerhin kämen jetzt vereinzelt Fragen nach Ferienwohnungen etwa an der Nord- oder Ostsee oder andere innerdeutsche Ziele. Und einer wolle im Juli nach Österreich, ein anderer im Januar 2021 in die Dominikanische Republik.
Von Fernweh ist auch im Reisebüro Schiele nichts zu spüren. "Wir haben einige Buchungen von Städtereisen innerhalb Deutschlands oder von Zielen in Mecklenburg-Vorpommern und an der Nord- oder Ostsee", listet Reisekaufmann Peter Görtler am Telefon. Erst wenn die Reisewarnungen aufgehoben werden, rechne er mit steigender Nachfrage. Üblicherweise würden Reisen innerhalb Deutschlands ohnehin nur zehn Prozent aller Buchungen ausmachen.
Vereinzelte Anfragen
Mehr "Reisefrust" als Reiselust hält also die Bamberger in ihrer Stadt. Die selbst von den herkömmlichen Touristenströmen aus aller Welt abgeschnitten ist. "Es gibt vereinzelte Touristenanfragen aus Deutschland für die Monate ab Juni und später für 2021", berichtet Tourismusdirektor Michael Heger, der die Räume des Tourismus & Kongress Service (TKS) in der Geyerswörthstraße seit 20. Mai wieder für Besucher geöffnet hat. "Wir starten als Signal für unsere Partner draußen", erklärt Heger, der nach wie vor eine "kritische Durstphase für touristische Dienstleister" bevorstehen sieht. Der Tourismus habe bisher 6000 Vollzeitstellen in Bamberg gesichert und etwa im Jahr 2017 330 Millionen Euro Bruttoumsatz eingebracht. Selbst wenn in den nächsten Monaten wieder Touristen vermehrt nach Bamberg kommen sollten, "ist der immense Verlust durch den Lockdown 2020 nicht mehr aufholbar", weiß Heger.
Umso mehr freut es den Tourismusdirektor, dass das bayerische Kabinett seit 19. Mai wieder schlichte Perspektiven gewährt. Ab Pfingsten (30. Mai) ist erlaubt, was vollends brach lag: nämlich Stadt- und Gästeführungen, Fluss- und Seenschifffahrt, Kultur- und Naturführungen und einiges mehr. Die Schlösser wie die Neue Residenz am Domplatz oder Seehof in Memmelsdorf dürfen ihre Pforten öffnen ebenso wie Hotels, Pensionen und Campingplätze für Urlauber. Museen und Ausstellungen, Biergärten sind ja bereits seit einigen Tagen zugänglich. Alles natürlich nur mit strengen Hygienevorschriften.
Anreize für Daheimgebliebene
In den nächsten Tagen werden Michael Heger und sein Team penibel erarbeiten, was konkret in den Feiertagen und Ferien in Bamberg an Führungen und so weiter angeboten werden kann. Schon jetzt wirbt Heger darum, dass auch die Daheimgebliebenen das Weltkulturerbe und die Schönheiten im Landkreis neu entdecken können. Im TKS gebe es zum Beispiel eine funkelnagelneue "Stadtrallye für Erwachsene" oder einen Audioguide, die zu Touren durch Bamberg auf eigene Faust einladen.