Was es mit den Gerüsten am Bamberger Dom auf sich hat
Autor: Jutta Behr-Groh
Bamberg, Samstag, 15. April 2017
Zum ersten Mal seit Jahrzehnten wird das Innere des Domes wieder gründlich inspiziert und gereinigt.
Nein, der Dom werde hinterher nicht "in neuem Glanz erstrahlen". Ja, das Erscheinungsbild werde ein anderes sein, wenn die Gerüste wieder verschwunden und die Arbeiten beendet sind. Was stimmt denn nun? Beides treffe zu, versicherten Vertreter des Domkapitels, der Dombauhütte und des Staatlichen Bauamts, mit denen sich die Lokalredaktion zu einem Ortstermin im Dom traf.
Der Widerspruch in obigen Antworten besteht nur scheinbar. Denn die Wanderbaustelle, die Kirchenbesuchern schon aufgefallen sein dürfte, dient zwei Zwecken.
Einer ist die gründliche Inspektion und Reinigung der Raumhülle. Sauberer, aber sonst unverändert soll der Dom hinterher sein, und eben auf keinen Fall "wie neu" ausschauen, betonen Bauamts-Chef Jürgen König, der zuständige Projektleiter Walter Christa und Ulrich Först, der Leiter der Dombauhütte. Man entferne Staub, Ruß und Spinnweben und repariere Schäden, die man bei dieser Gelegenheit entdeckt.
Von unten ist möglicher Reparaturbedarf hoch oben in den Gewölben nicht zu sehen. Kein Wunder: Der Dom hat in den Seitenschiffen eine Raumhöhe von zwölf Metern, das Hauptschiff ist 24 Meter hoch.
Die letzte ähnlich gründliche Inaugenscheinnahme bis hinauf zu den Schlusssteinen soll vor 40 bis 50 Jahren erfolgt sein; jedenfalls nach dem Deutschen Katholikentag, der 1966 in Bamberg stattfand.
Elektrotechnik ist veraltet
Weil die Steinmetze und Restauratoren jetzt Gerüste aufgebaut haben, um in die entferntesten Ecken des Doms kommen, nützt die Dombauhütte zugleich die Gelegenheit, die rund 60 Jahre alte Elektrotechnik zu erneuern. Mehr noch: Das Gotteshaus erhält neben neuen Leitungen, Schaltschränken und Verteilern auch ein neues Lichtkonzept. Die klobigen Strahler werden von vergleichsweise unauffälligen LED-Strahlern und einer geänderten Lichtführung abgelöst. Laut König wird die Architektur des im 13. Jahrhundert entstandenen Gotteshauses künftig mit indirekter Beleuchtung in Szene gesetzt. Gläubige sollten aber auch besser als bisher in den Gesangbüchern lesen können.
Das neue Lichtkonzept liefert zugleich die Antwort auf die Eingangsfrage nach dem scheinbaren Widerspruch: In dieser Hinsicht soll sich das Erscheinungsbild des Domes sehr wohl verändern. Darin sei man sich mit der Denkmalpflege einig, versicherten unsere Gesprächspartner. Wie überhaupt alle Arbeiten eng abgestimmt seien mit der zuständigen Gebietsreferentin des Landesamts für Denkmalpflege.
Ausdrücklich begrüßt wird die neue Beleuchtung von Domkapitular Norbert Jung, der in der Erzdiözese für Kunst und Kultur zuständig ist. Er berichtet von sich häufenden Ausfällen der alten Scheinwerfer und dem großen, auch finanziellen Aufwand, der damit verbunden sei, diese in zwölf Meter Höhe angebrachten Teile zu reparieren oder abzubauen. Ohne Gerüst oder Hubsteiger gehe da gar nichts.
Vor allem freut sich der Geistliche auf die Möglichkeit, den Dom künftig passend zu den unterschiedlichen Anlässen und Tageszeiten illuminieren zu können: bei Gottesdiensten anders als bei Konzerten, an sonnigen Tagen anders als an trüben. Als "Vorbild" dient die Wallfahrtsbasilika von Vierzehnheiligen.
Keine Vollsperrung geplant
Die Wanderbaustelle im Dom hat im Herbst im südlichen Seitenschiff begonnen. Offen ist, wie lange sie dauern wird. Man rechnet eher in Jahren als Monaten und habe sich bewusst keine Frist gesetzt, hieß es. Zum Einen, weil der Schadensumfang von unten einfach nicht absehbar sei. Zum Anderen und vor allem, weil die Kirche - von wenigen Ausnahmen abgesehen - jederzeit zugänglich bleiben soll. Die Arbeiten gingen schneller voran, hätte man den Dom zur Großbaustelle erklärt und für Gläubige und Touristen komplett geschlossen. Genau das wollte man nicht. So arbeitet man sich lieber "von Joch zu Joch" vor und will mit Teilsperrungen auskommen.
Gerüste werden bis auf Weiteres also immer an irgendeiner Stelle in der Bischofskirche stehen, aber die Gottesdienste und Führungen können weiter stattfinden. Die Beeinträchtigungen seien eher optischer Natur, wie Domkapitular Jung konstatierte. Und augenzwinkernd fügt er hinzu: "Wir müssen Ostern nicht verlegen."