Carmen Dechants Pflanzen und Blumen sind echt Bamberger Gewächse. Ab sofort gibt es sie nur noch in der Hofstadt-Gärtnerei, nicht mehr auf dem Markt.
17 Jahre lang war die Hofstadt-Gärtnerei von Carmen Dechant zwischen März und Oktober mit einem Blumenstand auf dem Grünen Markt vertreten. Anfangs in der Nähe des Gabelmanns, später vor der Parfümerie Silvy Hahn. Damit ist ab sofort Schluss.
Sie ist auch beim Mittfastenmarkt nicht an ihrem Stammplatz anzutreffen, sondern bleibt in ihrer Gärtnerei in der Heiliggrabstraße 37 a.
Fragt man die leidenschaftliche Gärtnerin nach den Gründen, zählt sie mehrere auf. Der Verkauf auf dem Markt machte rund 30 Prozent der Einnahmen aus und der damit verbundene Aufwand sei doch sehr groß. Schon der Auf- und Abbau koste viel Zeit und Kraft.
In der Hochsaison, wenn das Pflanzen-Angebot schier überquillt, habe ihr Helfer bis zu vier Mal hin- und herfahren müssen, um früh den Stand zu bestücken und abends wieder abzubauen - in der Summe seien da bis zu fünf Stunden pro Tag zusammen gekommen.
Ein Stück weit ist Dechant aber auch frustriert. Sie hätte sich aus dem Rathaus mehr Unterstützung und Entgegenkommen erhofft. Schließlich war sie die einzige, die letzte, die mit selbst gezogenen Blumen, Stauden und Pflanzen aus dem Herzen des Welterbes Bamberger Gärtnerstadt auf dem Markt vertreten war.
"Wir waren und sind sehr enttäuscht, dass es angeblich nicht möglich war, uns nach all den Jahren auf dem Bamberger Markt einen Jahresplatz zu geben." Dass dem so ist, wurde der Lokalredaktion auf Nachfrage im Rathaus bestätigt.
Es gebe keinen freien Jahresplatz mehr, stellte Pressesprecher Steffen Schützwohl bedauernd fest.
Ein Jahresplatz ist nicht nur günstiger in der Gebühr. Vor allem haben Jahresplatz-Inhaber - anders als Beschicker mit Tagesplatz - Anspruch darauf, täglich am Marktgeschehen beteiligt zu sein.
Das heißt: Ihnen muss ein alternativer Standort angeboten werden, wenn die Stadt ihnen den angestammten Platz, aus welchen Gründen auch immer, einmal nicht zur Verfügung stellen könnte. Tagesplatz-Beschicker haben diese Garantie nicht, ungeachtet dessen, wie kurzlebig oder empfindlich ihre Ware ist.
Dass schließlich die langjährige Verkäuferin sich verändern will und heuer nicht mehr zur Verfügung steht, war ein weiterer Punkt, der die Inhaberin der Hofstadt-Gärtnerei bewogen hat, dem Grünen Markt "ade" zu sagen.
Sie setzt ab sofort auf den Direktverkauf und hofft, dass die Kunden den Weg in die Gärtnerei Heiliggrabstraße 37a finden. Wäre das nicht der Fall, stünde laut Dechant die Existenz des alt eingesessenen Familienbetriebs auf dem Spiel. Es gibt ihn seit 1876.
Kommentar von Jutta Behr-Groh:
Musste es soweit kommen? Gab es wirklich keine Möglichkeit, der letzten Blumengärtnerin aus Bamberg entgegen zu kommen und ihr einen Platz auf dem Grünen Markt zuzuweisen, der ihr über die ganze Saison garantiert war? Von dem sie sicher sein konnte, dass er ihr zur Verfügung steht, wann immer sie zwischen März und Oktober selbst angebaute Pflanzen und Kräuter und manchmal auch Gemüs' zu verkaufen hatte?
Alle Lobreden und Publikationen über die Bedeutung der Gärtner für Bamberg und seinen Titel eines Weltkulturerbes nützen den verbliebenen
Betriebsinhabern zwischen König- und Ludwigstraße nichts, wenn sie von der Kommune neben der moralischen nicht auch praktische Unterstützung bekommen.
Mag sein, dass der Verwaltung die Hände gebunden sind, weil sie alle Beschicker gleich behandeln muss. Dann ist es an der Politik, eine Lösung zu finden, die Erzeugern aus der Gärtnerstadt das Beschicken des Marktes zu annehmbaren Konditionen ermöglicht - auf dass die Gemüs'- und Blumengärtner Bamberg noch recht lange erhalten bleiben.
halt typisch bamberg