Bamberg will schneller Wohnraum bereitstellen
Autor: Michael Wehner
Bamberg, Mittwoch, 26. November 2014
Es soll ein Signal dafür sein, dass die Stadt möglichst viele leer stehende US-Wohnungen möglichst schnell zur Nachnutzung frei geben will. Ein Dutzend Häuser am Lindenanger könnte Hunderten Bambergern eine neue Heimat bieten. Könnte...
Vor den Anschlägen des 11. September 2001 war es ein Stück Heimat für die Menschen im Osten der Stadt. Kein Betretungsverbot, keine Sperren: Nachbarn vom Kapellenschlag oder der Eichendorffstraße konnten den Lindenanger jederzeit betreten, obwohl er zur US-Kaserne gehörte.
An diese Zeit will die Stadt Bamberg möglichst schnell anknüpfen. "Der Lindenanger ist voll erschlossen und voll integrierbar in Bamberg-Ost. Hier wollen wir ein Zeichen setzen, dass möglichst schnell und umfassend bezahlbarer Wohnraum geschaffen wird."
Es war Heinz Kuntke, SPD-Stadtrat und selbst Bewohner des Bamberger Ostens, der die Initiative ergriff und damit eine vor wenigen Wochen geborene Idee der Freien Wähler der Verwirklichung näher brachte - mit Hilfe eines einstimmig gefassten Beschlusses im Konversionssenat. Nach den 100 Wohnungen der Pines-Area sind es nun die Häuser am Lindenanger, zwölf um einen Anger gruppierte Wohnblocks, die im Fokus der Stadträte standen - zweifellos eine attraktive Enklave inmitten Bambergs. Zusammen mit der Pines-Area soll sie in die Vorab-Verhandlungen mit der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) aufgenommen werden.
Das Signal richtet sich an die Bevölkerung, die den Konversionsprozess zuletzt nicht nur mit Beifall bedacht hatte. Kuntke will dem Eindruck entgegenwirken, dass das Thema Wohnraumversorgung auf die lange Bank geschoben wird, während Entscheidungen über die Bereitstellung von Häusern für Flüchtlinge gleichsam über Nacht fallen.
Gleichzeitig geht es darum, Befürchtungen zu entkräften, es könnten ohne Not, einfach nur weil die Gelegenheit verpasst wird oder weil wirtschaftliche Interessen es verhindern, intakte Wohngebäude dem Verfall preisgegeben werden. Im Gespräch mit dieser Zeitung machte Kuntke klar: "Einen Abriss dieser Häuser hier wird es nur über meine Leiche geben."
Freilich ist mit einer Absichtserklärung noch lange kein Einzugstermin in Sicht. An die Hindernisse, die zu überwinden sind, etwa die Möglichkeit, dass in den Wohnungen noch unbekannte Schadstoffe stecken, erinnerte in der Sitzung des Senats Debatte Daniela Reinfelder (BUB). Sie warnte zudem davor, den Gebäudemantel der Konversion zu groß zu wählen.
Auch Konversionsreferent Christian Hinterstein stellte die Frage, ob das Herauslösen von zu vielen "Briefmarken" die Bereitstellung von bezahlbarem Wohnraum nicht eher erschwert als behindert, weil es die Verhandlungsposition der Stadt schwächt. Denn klar ist auch: Nur wenn der Preis niedrig ist, auf den sich Stadt und Bima am Ende einigen, besteht die realistische Chance, bezahlbarem Wohnraum zu schaffen.
Glaubt man der Bima, liegt es nicht an ihr. Wie Jörg Musial darlegte, wird die Bundesanstalt unmittelbar nach dem 4. Dezember alles tun, dass die Konversion in Bamberg in die Gänge kommt. Erster Schritt wird sein, Altlasten aufzuspüren und die Gebäude auf Schadstoffe zu überprüfen. Bis Ende März 2015 rechnet man mit Erkenntnissen darüber, ob die Häuser der Pines-Area und des Lindenangers sauber sind. An den Zielen des Bundes ließ Musial keinen Zweifel: "Wir haben ein Interesse daran, dass die Liegenschaften so schnell wie irgend möglich in Gebrauch kommen."
Doch zuvor muss die Stadt ihre Hausaufgaben machen. Welche Häuser auf dem Gelände sollen erhalten bleiben, wo werden Neubaugebiete entstehen? Wo wird ein Park geschaffen, wo ein Naturschutzgebiet? Und vor allem: In welchen Etappen wird sich Bamberg die Kasernengebiete einverleiben? Darüber entscheidet der Stadtrat wohl im nächsten halben Jahr.
Erste Vorstellungen, wie das Bamberg der Zukunft aussehen könnte, haben sechs Büros am Dienstag präsentiert. Die Vorschläge des Ideenwettbewerbs reichen vom Abriss sämtlicher bis zum Erhalt der meisten Wohneinheiten und zeigen mit Charakteristika wie Ost-Park oder Energiewald, welche Chancen, aber auch Risiken in der Jahrhundertaufgabe stecken.
Bei der auch politisch besetzten Jury überwog das Staunen über die Vielfalt der Lösungsansätze. Mit 452.000 Euro kostet er allerdings auch eine Menge Geld.