Bamberg will in Gaustadt zwei Probleme in einem Bauprojekt angehen
Autor: Markus Klein
Bamberg, Dienstag, 09. April 2019
Kinderbetreuung und Wohnungen: In Gaustadt will die Stadt zwei Probleme in einem Projekt angehen. Ein Plan soll im Juli dem Bausenat vorgestellt werden. Strittiger als die Bauform ist die Frage der Kita-Trägerschaft.
"Kinder sind die Zukunft", "Sie sind der wichtigste Schatz der Gesellschaft". Mit diesen und ähnlichen Worten hoben die Stadträte der Reihe nach den Wert der Kinderbetreuung für Bamberg hervor. In der Vollsitzung wurde das Projekt "Neuer Ochsenanger" besprochen, das laut Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) aber "noch in den Kinderschuhen steckt": Auf dem Festgelände in Gaustadt, dessen Eigentümer die Stadt ist, sollen im kommenden Jahr Wohnungen und eine Kindertagesstätte gebaut werden. Die Stadt will sowohl Bauherr als auch Träger sein - zum ersten Mal in Bamberg.
Ziel: Baubeginn im März 2020
Nach ersten Skizzen sollen 19 barrierefreie Wohnungen, zwei Kindergarten- und eine Kita-Gruppe entstehen. "Im Juli wollen wir die ausgearbeiteten Pläne im Bausenat vorstellen", sagte Veit Bergmann, Geschäftsführer der Stadtbau GmbH. Die setzt sich das Ziel, im März 2020 mit dem Bau zu beginnen.
Da sich das Gelände direkt neben dem Kindergarten St. Josef befindet, den die katholische Kirchenstiftung verwaltet, bot sich zunächst auch für die Kinderbetreuung am Ochsenanger eine Trägerschaft der Kirche an. Umso mehr, weil die angedachte Spielfläche im Freien auch von St. Josef genutzt werden kann. Bei einem Gespräch zwischen OB und Generalvikar Georg Kestel habe es aber Bedenken seitens der Kirche gegeben. "Da habe ich gesagt: Wenn ihr nicht bereit seid, werden wir es selbst machen", sagte Starke in der Stadtratssitzung. "Mit Blick auf die vorhandenen Elternwünsche könnten wir für mehr Vielfalt bei der Trägerschaft sorgen." Aufwendige Verhandlungen mit Betreibern gelten als einer der Hauptgründe für den zögerlichen Ausbau von Kita-Plätzen.
"Wir wollten unseren bestehenden Kindergarten St. Josef erweitern, aber die Kosten nicht komplett selbst stemmen", erklärt Generalvikar Kestel auf Nachfrage. "Da bietet sich das Erbbaurecht an." Soll heißen: Die Kommune tritt als Bauherr auf, die Kirche oder eine andere gemeinnützige Einrichtung übernimmt einen Teil der Baukosten (meist zehn Prozent) - und die Trägerschaft. "Aber das wollte die Stadt nicht", sagt Kestel. Übernähme sie beides, könne die Stadt mehr Plätze generieren, als wenn nur der Kindergarten St. Josef erweitert würde, "also warum nicht?"
"Weil es auf jeden Fall teurer wird", argumentiert Stadtrat Dieter Weinsheimer (BA). Er und seine Fraktionskollegen Ursula Redler und Herbert Lauer würden es laut einer Mitteilung bedauern, wenn nun von einem jahrzehntelangen Prinzip abgewichen würde. Die BA sieht durch die kommunale Trägerschaft eine "zusätzliche Belastung in Millionenhöhe" auf die Stadt zukommen. Lauer sei überzeugt, dass die Stadt etwa 1,7 Millionen Euro mehr allein für den Bau aufwenden müsste. Dazu kämen laufende Kosten für Personal und Verwaltung.
Deshalb plädiert die BA stattdessen dafür, dass die Stadt künftig 100 Prozent der förderfähigen Kosten für den Bau von Kitas beantragt - eine Forderung, die auch der Generalvikar stellt: "Die Kommune muss auch ihren Teil tun", sagt Kestel. Denn damit stiege auch der Anteil, den die Stadt leisten muss. Es wäre aber "immer noch deutlich günstiger", argumentiert die BA. Aber: "Wir sind so sehr für diese Einrichtung, dass wir zur Not auch einer kommunalen Trägerschaft zustimmen würden", lenkt Weinsheimer ein.
Ähnlich äußerte sich Martin Pöhner (FDP) in der Stadtratssitzung: "Der bisherige Weg war richtig. Heute treffen wir eine andere Entscheidung. Das darf aber nicht zur Norm werden." Es müsse eine Doppelstrategie geben, "wir brauchen weiterhin gemeinnützige Träger". Pöhner bat außerdem die Verwaltung, baldmöglichst eine Bedarfsberechnung vorzulegen.