Bamberg: Wenn die Kita teurer wird
Autor: Anna Lienhardt
Bamberg, Sonntag, 24. April 2016
Die Stadt Bamberg streicht stufenweise ihre freiwillige Förderung für Kindertageseinrichtungen - weil aus Sicht der Verwaltung der Freistaat mehr auszahlt.
Es ist Sabrina T. (30), die sich an die Zeitung wendet. In der Hand einen Zettel, der Elternbrief der Kinderkrippe, in der ihr kleiner Sohn betreut wird. Dort ist zu lesen: "Die Stadt Bamberg hat in den vergangenen Haushaltsdiskussionen entschieden, die bisherige freiwillige Förderung für Kindertageseinrichtungen von 150 Euro pro Kind im Jahr aufgrund von tarifbedingten Steigerungen sowie der zusätzlichen Erhöhung des Qualitätsbonus Plus stufenweise zu reduzieren. Im aktuellen Jahr gibt es nur noch eine Förderung von 100 Euro, 2017 von 50 Euro und ab 2018 gar keine Förderung mehr. Aus diesem Grund sind wir leider gezwungen, die Elternbeiträge anzugleichen. "
Sabrina T., die in Wirklichkeit anders heißt, ärgert sich. "Ich finde das unfair. Da überlegt man sich gleich noch mal mehr, ob man ein zweites Kind bekommt, gerade aus finanziellen Gründen." Das ist bereits im Anmarsch.
Sabrina T. arbeitet in Teilzeit, hat ihren Großen sieben bis acht Stunden am Tag in der Betreuung. Dafür zahlt sie inklusive Spiel-, Trink- und Essensgeld rund 330 Euro pro Monat. Das ist bereits die Summe nach dem Elternbrief. Um etwa fünf Euro sei es teurer geworden, sagt die Mutter. Aber: "Es geht ja noch weiter, wenn in den nächsten Jahren die freiwillige Förderung vollkommen eingestellt wird."
Die Bambergerin versteht, dass die Betreuung von Kindern im Alter von 0 bis 3 Jahren wegen des großen Aufwands nicht gerade günstig ist. Doch sie fragt sich: Warum kürzt eine Stadt, die familienfreundlich sein will, den Zuschuss?
Die Antwort - die sich nicht in einem Satz formulieren lässt - liefert der städtische Sozialreferent, Ralf Haupt: Demnach gewährte die Stadt bisher einen jährlichen Zuschuss von 150 Euro pro Platz, also insgesamt 410 000 Euro pro Jahr. 2015 kamen noch einmal 515 000 Euro dazu. Sie setzen sich zusammen aus einer Steigerung des sogenannten Basiswertes - das, was der Träger pro einzelnem Kind bekommt. Und dem neu eingeführten "Qualitätsbonus Plus", also Geld, das für die Verbesserung der Qualität in den Kitas, etwa neue Möbel oder Personalaufstockung, eingesetzt werden soll.
Gleiche Teile von Stadt und Staat
Für Qualitätsbonus Plus und Basiswert gilt: Sie werden sowohl von der Kommune, als auch dem Freistaat gezahlt.
Haupt fasst zusammen: "Im vergangenen Jahr standen den Trägern der Kitas 1 030 000 Euro zur Verfügung", was er als "recht üppig" beschreibt. Zumal die Stadt neben der freiwilligen Leistung noch andere Zuwendungen gewähre. Da vom Freistaat mehr Geld komme, "haben wir beschlossen: Wir fahren unsere Leistung zurück." Der Sozialreferent fügt hinzu: "Eine reiche Stadt müsste so was nicht machen."Einfach ausgedrückt argumentiert die Stadt, dass das Geld im System gleich viel, wenn nicht sogar mehr sei.
Zwei Kita-Betreiber, die wir stellvertretend interviewten, sehen das anders. Harry Luck, Sprecher des Erzbistums Bamberg, gibt Auskunft zu katholischen Einrichtungen - in eine davon geht auch der kleine Sohnemann von Sabrina T. Luck: "Wir wollten mit dem Qualitätsbonus Plus die Qualität verbessern. Doch genau das können wir jetzt nicht tun, weil das Geld nun den Teil ausgleicht, den die Stadt einspart."
Nur: Wenn es doch diesen Ausgleich gibt, warum werden dann die Elternbeiträge angezogen? Weil laut Luck die gestiegenen Personalkosten nicht abgedeckt werden können.
Fred Schäfer, Abteilungsleiter Soziale Dienste des Diakonischen Werkes Bamberg-Forchheim, erläutert: "Seit 2013 hatten wir eine Lohnerhöhung von elf Prozent. Natürlich muss gerade fordernde Arbeit gut entlohnt werden."
Beide Träger-Vertreter nennen weitere Punkte, etwa notwendige Investitionen oder Instandhaltungskosten. Schäfer: "Auch wir heben die Elternbeiträge an." Dass die Nachricht darüber keine Begeisterungsstürme ausgelöst habe, sei klar. Gleichzeitig wolle niemand Kitas, die 70 Jahre alt sind. Immerhin habe man sich mit der Stadtverwaltung auf ein stufenweises Herabsetzen der Zuschüsse einigen können. "Es war ein Kraftakt von allen."
Was passiert nun in den kommenden Jahren? Harry Luck erläutert: "Es ist unklar, ob mit der finanziellen Unterstützung durch den Qualitätsbonus Plus in der bisherigen Höhe auch in Zukunft zu rechnen ist."
Apropos rechnen: Eine Kita-Angestellte, die aus beruflichen Gründen anonym bleiben möchte, sagte gegenüber dem FT: "Das Ganze kann auch ein Zeichen an die Stadt sein. Viele Eltern können sich nämlich die Elternbeiträge nicht mehr leisten, und dann zahlt das Jugendamt. Also fällt es doch wieder auf die Stadt zurück."