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Bamberg tritt beim Busverkehr auf die Bremse


Autor: Michael Wehner

Bamberg, Freitag, 05. August 2016

Proteste aus Bug und Wildensorg haben wenig genutzt: Mit dem neuen Fahrplan werden zwei Buslinien ausgedünnt. Aber es gibt auch Verbesserungen.
Sparzwänge bei den Stadtwerken: Künftig wird die Linie 910 Wildensorg über den Domplatz nur noch einmal pro Stunde ansteuern.   Foto: Matthias Hoch


In den Bamberger Stadtteilen Bug und Wildensorg hängt der Haussegen schief. Bürger und Geschäftsleute befürchten, dass die dort lebenden Einwohner mehr und mehr vom Rest der Stadt abgehängt werden. Schon ist von "wiederholter Benachteiligung" und von "Abnabelung" die Rede.

Grund für den Ärger sind erst vor kurzem bekannt gewordene Überlegungen für den neuen Fahrplan des Verkehrsbetriebs. Demnach sollen die Buslinien 910 und 918 so ausgedünnt werden, dass sich der bisherige Bustakt von 30 Minuten auf eine Stunde verdoppelt.

Erste Protestnoten der Buger und Wildensorger Bürgervereine an OB Andreas Starke (SPD) und die Fraktionen im Bamberger Rathaus haben offenbar wenig bewirkt. Wie diese Zeitung auf Nachfrage erfuhr, hat der Aufsichtsrat der Stadtwerke die umstrittenen Änderungen vergangene Woche ohne besonderes Aufhebens durchgewunken. In der nicht öffentlichen Sitzung des Gremiums war freilich nicht von Verschlechterungen die Rede, sondern von "Optimierungen des Busliniennetzes". Als Grundlage diente eine aufwändige Fahrgastzählung für die Haltepunkte in der Stadt. Sie zeigte, dass etlichen sehr gut frequentierten Linien auch einige sehr gering genutzte gegenüberstehen.


Nur noch einmal pro Stunde

Für die in Bug lebenden Nutzer des ÖPNV bedeuten die Beschlüsse, dass die vier Haltepunkte im Ortsteil künftig nur noch einmal in der Stunde angefahren werden. Ähnliches müssen die Wildensorger in Kauf nehmen. Auch hier werden die drei im Stadtteil befindlichen Haltestellen künftig nur noch einmal pro Stunde vom Bus bedient - das wie bisher über den Jakobsberg. Allerdings: In Wildensorg soll der Verlust dadurch aufgefangen werden, dass ein zweiter Bus pro Stunde Wildensorg über das Klinikum ansteuert. Der Umweg beträgt laut Stadtwerken wenige Minuten, allerdings muss einmal umgestiegen werden.

Vor allem in Bug ist die Enttäuschung groß. "Für uns bedeutet das eine erhebliche Einschränkung der Lebensqualität. Wir sind mit unserer halbseitig gesperrten Brücke ohnedies nicht gerade das Lieblingskind der Stadt", sagt Manfred Drescher. Der Bürgervereinsvorsitzende beklagt, dass der nun schon zweite Einschnitt bei den Bussen vor allem die weniger mobilen und älteren Bürger trifft. Die angeblich zu niedrigen Fahrgastzahlen zieht er in Zweifel: "Es ist an jedem Endpunkt so, dass kaum noch Menschen im Bus sitzen."

Eine gute Busverbindung stärkt zweifellos den Zusammenhalt in der Stadt, sie hat aber auch wirtschaftliche Bedeutung: "Allerorten wird über die Stärkung des ÖPNV gesprochen. Dass nun diese Entscheidung getroffen wird, ist für uns nicht nachvollziehbar", sagt Christoph Hoffmann, Betreiber des Campingplatzes in Bug. 28 000 Gäste beherbergte Hoffmann vergangenes Jahr - eine gewaltige Zahl. Viele von ihnen folgten der Aufforderung der Campingplatzbetreiber und dem Wunsch der Stadt, die Verkehrsbelastung zu senken - und fuhren mit dem Bus in die Stadt.

Bei den Stadtwerken versteht man die Betroffenheit der Bürger, bittet aber auch um Verständnis, dass sich das Fahrplanangebot an vielen, darunter auch wirtschaftlichen Vorgaben ausrichten muss. "Für uns ist die Frage, fahren wir Luft durch die Gegend oder Personen", bringt Sprecher Jan Giersberg den Konflikt auf den Punkt.


Zwei bis vier Gäste pro Fahrt

Die Busnetzstudie weist im Stadtteil Bug im Mittel zwei bis vier Fahrgäste pro Fahrt auf, in Wildensorg liegt man bei drei Fahrgästen auf ähnlich niedrigem Niveau, eine "stark unterausgeprägte" Nachfrage, wie es in der Untersuchung heißt. Zum Vergleich: In Gaustadt liegt die durchschnittliche Fahrgastauslastung meist bei über zehn Personen, dünnt aber auch hier zum Ende stark aus.

Hört man Jan Giersberg, bemühen sich die Stadtwerke nicht erst in diesem Sommer, den Fahrplan mit der Nachfrage in Einklang zu bringen. Deshalb werde künftig die Busanbindung zum Klinikum deutlich verbessert. Ab nächstem Fahrplan gilt hier der 15-Minuten-Takt; zudem wird erstmals eine Direktverbindung vom Bamberger Osten zum Klinikum ohne Umsteigen angeboten. "Das ist doch eine gute Nachricht", meint Giersberg.
Das bekanntlich gut ausgebaute Bamberger Busnetz befördert im Jahr zehn Millionen Fahrgäste. Trotz Einnahmen von zehn Millionen Euro bedeutet das, dass vier Millionen Euro aus aus den Gewinnen der Energietochter der Stadt quersubventioniert werden müssen, wie der Fachausdruck lautet. Für Helmut Müller, für die CSU im Aufsichtsrat der Stadtwerke, ist deshalb klar, dass man den Verkehrsbetrieb nie getrennt von den gewinnträchtigen Sparten der Stadtwerke sehen dürfe.

Leider zeichnen sich hier mit jedem Jahr deutlichere Sparzwänge ab. Die Einnahmen durch Gas und Strom fließen nicht mehr so üppig wie früher, weil die Netzentgelte schrumpfen, Kunden zu anderen Anbietern wechseln und die Amerikaner abgezogen sind. Müller fürchtet, dass es nicht der letzte Einschnitt war, den die Bamberger hinnehmen müssen.