Druckartikel: Bamberg: Tödliche Gefahr für Igel durch Mähroboter- das rät der Bund Naturschutz

Bamberg: Tödliche Gefahr für Igel durch Mähroboter- das rät der Bund Naturschutz


Autor: Redaktion

Bamberg, Mittwoch, 09. Juni 2021

Der Bund Naturschutz empfiehlt, Mähroboter - wenn überhaupt - nur tagsüber laufen zu lassen. Denn diese können demnach zur tödlichen Gefahr für Igel werden.
Igel. Symbolfoto: Hans Benn/Pixabay


Igel sind wieder unterwegs. Um satt zu werden, müssen sie manchmal mehrere Kilometer zurücklegen. Dabei begegnen ihnen viele Gefahren. Eine davon kommt sehr leise daher: Mähroboter! "Die automatischen Gartengeräte sind eine Gefahr für Kleintiere im Garten, verhindern die Entwicklung blühender Artenvielfalt und fördern den Ordnungswahn vieler Gartenbesitzer", teilt der BUND Naturschutz, Kreisgruppe Bamberg, mit.

Der BUND Naturschutz bittet deshalb um mehr Mut zur Wildnis: "Je vielfältiger der Garten gestaltet ist und je mehr insektenfreundliche Pflanzen darin wachsen, umso wohler fühlt sich der Igel." Wer bereits einen Mähroboter besitze, solle die Geräte nur tagsüber arbeiten lassen und längere Zeitintervalle für den Einsatz wählen.

Video:




Sobald es dämmert, sind jetzt wieder unsere Igel unterwegs und gehen auf Nahrungssuche. Am liebsten fressen sie nachtaktive Laufkäfer – doch die werden immer weniger. „Manchmal müssen Igel weit laufen um satt zu werden. Da kommen pro Nacht schnell mal drei Kilometer und mehr zusammen“, erklärt Christine Hertrich vom BUND Naturschutz Bamberg.

Der Igel gilt als Insektenfresser, frisst im Frühjahr und Spätherbst aber auch gerne Regenwürmer. Die unglaublich feine Igelnase findet jeden Leckerbissen, auch dort, wo man das Symboltier für naturnahe Gärten nicht vermuten würde - nämlich auf Rasenflächen, die von einem Mähroboter gepflegt werden. 

Gefahr: Leiser Tod in der Nacht

Durchqueren Igel nachts einen von Mährobotern gepflegten Rasen oder gehen dort auf Beutefang, kann das gefährlich werden. „Igel sind keine Fluchttiere. Nähert sich ein Mähroboter, harren sie aus und warten ab. Einige rollen sich zusammen. Doch diese Strategie hilft nur großen kräftigen Tieren, die von den Sensoren der automatischen Mäher erkannt werden“, sagt Christine Hertrich. Kleinere Igel, ebenso wie Lurche und Reptilien werden nicht als Hindernis erkannt und deshalb überrollt, verletzt oder getötet.

„Auch, wenn viele Hersteller die Sicherheitsstandards ihrer Roboter-Modelle in den höchsten Tönen loben, bleiben die automatischen Mäher ein großes Risiko für unsere Wildtiere“, so die Geschäftsführerin des BUND Naturschutz Bamberg weiter. Sie bittet deshalb alle Igelfreunde: Wer nicht auf den Mähroboter verzichten kann, sollte die Mähzeiten unbedingt auf tagsüber verlegen und vorab gründlich kontrollieren, ob Tiere gefährdet sein könnten. Das gilt auch für den Einsatz anderer motorisierter Gartengeräte wie Fadenmäher oder Motorsensen.

Mut zur Wildnis

Obwohl das Volksbegehren „Rettet die Bienen“ deutlich gezeigt habe, dass sich unsere Gesellschaft mehr Artenvielfalt wünscht, seien Blumenwiesen in bayerischen Gärten eher die Ausnahme. Fast überall sehe man gepflegte Rasenflächen. Durch häufiges Mähen verschwinden dem BUND Naturschutz zufolge Kräuter, Wildgräser oder Moose. Knospen würden weggemäht, bevor die pflanzen blühen. Für viele kleine Lebewesen wie Bienen, Hummeln, Grillen oder Schmetterlinge bleibe der „Rasen“ eine grüne Wüste.

„Insgesamt gibt es in Bayern eine Gartenfläche von 135.000 Hektar. Eine riesige Fläche, die wir als lebendigen attraktiven Lebensraum oder als langweilige Rasenfläche gestalten können. Es wäre so einfach ein paar Blumen zuzulassen, und schon hätte man Futter für viele Insekten“, erklärt Christine Hertrich. Die beste Lösung wäre ihm zufolge deshalb, Mut zu etwas mehr Wildnis im Garten zu haben und zunächst durch weniger Mähen der Artenvielfalt eine Chance zu geben. Es gebe immer Ecken im Garten, die man in ein Naturparadies verwandeln könne.

Blühränder an den gemähten Rasenflächen, naturnahe heimische Heckenpflanzen, Trockenmauern, Teiche oder Totholzhaufen. Ein igelfreundlicher Naturgarten mit heimischen Blühpflanzen, Laub- und Reisighaufen zum Verstecken ist laut dem BUND ein Paradies - nicht nur für Igel, sondern auch für viele andere Arten. Besonders jetzt dient dichtes Altgras an und unter Sträuchern Igeln oft als Schlafstätte oder auch Jungvögeln als Versteck. Deshalb appelliert die Naturschützerin: „Machen Sie mit: Verzichten Sie auf Mähroboter und gestalten Sie den Rest des Gartens naturfreundlich!"