Persönlich sind mir vier Denkansätze besonders wichtig.
Erstens: ganzheitlich denken. Denn das Welterbe besteht nicht nur aus der physischen Substanz der Stadt, sondern auch daraus, was in ihr passiert. Die Stadt Bamberg ist ein ganzheitlicher Organismus.
Zweitens: kooperativ denken. Wir arbeiten immer mit weiteren Akteuren zusammen und generieren gemeinsame Werte.
Drittens: global denken. Warum ist das Welterbe Bamberg für globale Herausforderungen relevant? Oder andersherum: Welche relevanten Herausforderungen spiegeln sich in Bamberg? Ich denke hier zum Beispiel daran, wie sich der Klimawandel auf unsere Städte auswirkt.
Viertens: menschlich denken. Die Menschen, die im UNESCO Welterbe Bamberg leben, und ihr Wohlergehen, sind das wichtigste Element.
Welche Projekte stehen dieses Jahr an?
2024 stehen zahlreiche Projekte vor uns. Allumfassend werden wir ein Entwicklungskonzept für das Zentrum Welterbe erarbeiten. Der Welterbe-Managementplan, den wir effektiv als Instrument aktualisieren und einsetzen wollen, wird Priorität haben. Wir würden gerne eine thematische Workshop-Reihe zu verschiedenen Handwerkstraditionen entwickeln. Das Konzept eines Welterbe-Festivals ist auch in Vorbereitung. Längerfristig planen wir eine Ausstellung zu den persönlichen Geschichten der Menschen in Bamberg, das ist mir eine echte Herzensangelegenheit. Natürlich wird es auch wieder einen Welterbe-Tag und den „Tag der offenen Gärtnereien“ geben. Wir möchten die Kooperation mit der Uni Bamberg vertiefen, z.B. in Bezug auf die Wissensvermittlung an Kinder. Auch wollen wir die Studierendengemeinschaft in der Stadt stärker einbinden. Außerdem gibt es noch zahlreiche Veranstaltungen, wie die Sitzung des UNESCO-Welterbe-Komitees und das Welterbe-Manager-Forum in Indien, oder die Generalversammlung der Organisation der Welterbe-Städte in Spanien, wo wir vertreten sein werden. Was mich gerade bei nationalen und internationalen Treffen begeistert ist die Anerkennung für Bamberg. Die Stadt hat den Ruf, sich bewusst für das Welterbe einzusetzen, verfügt über ein Welterbe-Besuchszentrum und den Managementplan, der von meiner Vorgängerin Patricia Alberth und ihrem Team wunderbar ausgearbeitet wurde.
Was war das bisher aufregendste Ereignis seit Ihrem Dienstantritt?
Natürlich das Jubiläum „30 Jahre UNESCO-Welterbe Bamberg“ das wir im vergangenen Jahr gefeiert haben. Das war schon besonders. Ich habe im Oktober angefangen und im Dezember war der große Festakt in der Konzert- und Kongresshalle. Die Stimmung war ausgesprochen gut und die Idee der Gemeinschaft durch das Welterbe sehr prägnant.
Gibt es etwas, das Sie in Ihrer bisherigen Zeit als neue Welterbe-Managerin überrascht hat?
Eine schöne Überraschung war in der Tat, dass das Welterbe-Thema hier so präsent in der Stadtverwaltung ist. Viele Akteure reagieren sehr positiv auf meinen Kontakt. Kämmerer Bertram Felix hat eine Welterbe- und Denkmalpflege-Seele, das ist großartig.
Zur letzten Frage: Was verbindet Sie persönlich mit Bamberg und seinem Welterbe?
Ich habe immer in großen Städten gelebt und war von der Magie Bambergs ganz verzaubert. Es war Liebe auf den ersten Blick. Manchmal bleibe ich auf dem Arbeitsweg stehen und denke: „Ach, ist das schön!“ Gleichzeitig fühle ich als Welterbe-Managerin auch die Mitverantwortung für diesen herrlichen Ort. Dann gibt es noch die besondere familiäre Verbindung nach Bamberg: Die Vorfahren meiner Familie lebten schon vor über 500 Jahren hier und waren in kirchlichen Kreisen spirituelle Begleiter der Bambergerinnen und Bamberger. Es ist für mich ein schönes Gefühl, mich in gewisser Weise nun ebenfalls um die Stadt und ihre Menschen kümmern zu können.