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Bamberg: Sportfreunde Stiller helfen Verein bei besonderer Aktion - "diese Menschen sind Gold wert"


Autor: Isabel Schaffner

Bamberg, Mittwoch, 21. Dezember 2022

Im Dezember ist es zu einer Zusammenarbeit zwischen dem ukrainischen Verein BA:UA und Rüdiger Linhof von den Sportfreunden Stiller gekommen. Gemeinsam brachten sie einen Rettungswagen ins Kriegsgebiet und erlebten emotionale Begegnungen.
Tanja Ehrlein vom Bamberger Verein BA:UA, Rüdiger Linhog (2.v.r) von den Sportfreunden Stiller und Sebastian Herrmann (r.) fuhren einen Rettungswagen in die Ukraine.


  • Bamberger Verein und Sportfreunde Stiller bringen Rettungswagen in Ukraine
  • Fünf Freunde beerdigt - Rüdiger Linhof bewegt von Kriegsschicksalen
  • "Sehr dankbar und ergriffen" - Vereinsmitglied berichtet von Übergabe

Der Bamberger Verein BA:UA hat sich zum Ziel gesetzt, die ukrainisch-deutschen Beziehungen zu fördern und vor allem während des Krieges Hilfe für die Ukraine zu leisen. Dabei bekamen die Mitglieder im Dezember besondere Unterstützung: Rüdiger Linhof von der bekannten Indie-Rock-Musikgruppe Sportfreunde Stiller wurde auf den Verein aufmerksam. Einen ihrer größten Hits landeten die Musiker aus Germering bei München mit der Fußball-Hymne "54, '74, '90, 2006".

Sportfreunde Stiller wenden sich an Bamberger Verein - Fans und Band sammeln Geld für Rettungswagen

"Die Menschen dort kämpfen um das Leben ihrer Freunde", sagt Linhof gegenüber inFranken.de. "Ich sprach mit jemandem, der fünf seiner Kindheitsfreunde beerdigt hat." Zudem habe er erfahren, "dass aus der Gegend um Cherson sämtliche Rettungswagen geplündert" wurden, wie er auf den sozialen Netzwerken am 4. Dezember schrieb. Er finde es wichtig, dass "die Menschen über ganz Europa verteilt zusammenhalten, zusammenarbeiten und alles möglich machen", fügt er im Gespräch hinzu.

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So sei die Idee entstanden, einen Rettungswagen in die Ukraine zu bringen. In Hamburg habe sich schließlich ein Fahrzeug für lediglich 12.000 Euro gefunden. "Beatmungsgerät, Spritzenpumpe, EKG Defibrillator, Bahre, und weiteres Zubehör. Wie geil! 12.000 Steine dafür, dass damit pro Tag durchschnittlich mindestens 10 Einsätze gefahren werden", schrieb er damals. Doch sobald er sich mit dem Kauf des Wagens befasst habe, seien viele Herausforderungen aufgetaucht: Zoll, Anmeldung, Ummeldung, Ausfuhr.

Über Empfehlungen aus dem Freundeskreis sei er dann auf den Bamberger Verein gekommen. Auch aus steuerlichen Gründen sei die Entscheidung gefallen, das Geld an den Verein zu spenden, welcher dann den Rettungswagen erwirbt, führt Linhof aus. "Diese Menschen sind Gold, Diamanten, Weihrauch und Myrre wert. Über sie konnte ich sämtliche Themen um Spendenquittung, Zollpapiere, Grenzübertrittsklärungen et cetera organisieren. Beziehungsweise haben sie das für uns organisiert", heißt es in dem Post. Das Geld sei mithilfe von Fans und der Bandmitglieder selbst zusammengekommen.

"Wenn dieser Wagen nur ein Leben Rettet" - Linhof fasziniert von Einstellung der Bamberger 

"Der Wagen wurde von einem Bamberger Ukrainer in Hamburg abgeholt und in Bamberg beladen. Der Fahrer springt aus dem Wagen, schüttelt mir die Hand und meint mit leuchtenden Augen, wenn dieser Wagen nur ein Leben rettet, hat sich sein ganzes Leben gelohnt", erinnert sich der Musiker und zeigt sich beeindruckt von dem "Drive" der Bamberger Vereinsmitglieder. 

18 Stunden lang sei es dann gemeinsam mit Tanja Ehrlein vom Verein und seinem Freund Sebastian Herrmann von der Süddeutschen Zeitung mit einem voll beladenen Rettungswagen nach Lviv gegangen. Viele Begegnungen seien in der Ukraine entstanden. Die nationale Organisation "Ukrainian People's Self-Defence" habe laut Ehrlein den Wagen "sehr dankbar und ergriffen" entgegen genommen, berichtet Ehrlein inFranken.de. Die Entscheidung sei schließlich gefallen, den Wagen der Region Bakhmut zur Verfügung zu stellen, wie Ehrlein nach ihrer Rückreise erfahren habe. "Bakhmut ist ganz im Osten an der Frontlinie und extrem betroffen."

"Wir können gar nicht in Worte fassen, wie dankbar wir euch für eure Unterstützung und euren Einsatz sind. Dank eurer Hilfe kann das Leben unzähliger Menschen gerettet werden. Es war ein wundervolles, erlebnisreiches Wochenende und wir sind so froh, so wundervolle Menschen wie euch an unserer Seite und an der Seite der Ukrainer*innen zu wissen." So formuliert es der Bamberger Verein nach der erfolgreichen Fahrt auf Facebook und freut sich auf den nächsten gemeinsamen Transport.