Bamberg: "Pines-Area" geht für 3,9 Millionen Euro an die Stadtbau GmbH
Autor: Gertrud Glössner-Möschk
Bamberg, Dienstag, 06. Oktober 2015
Am 28. Oktober geht es zum Notar. Danach gehört die ehemalige amerikanische Housing-Area der Stadtbau GmbH. Anfang Februar sollen die ersten Mieter in die ersten drei Wohnblöcke einziehen.
Bamberg/München Dienstag, 16.30 Uhr, Stau auf der Autobahn. "Ich bin bestimmt die nächsten zwei Stunden für weitere Fragen erreichbar", sagt Oberbürgermeister Andreas Starke im Telefonat mit der Lokalredaktion. Trotz Stau ist er entspannt, sehr sogar. Denn dort, worauf es ihm ankommt, gibt es keinen Stau, ganz im Gegenteil: Die Konversion hat sich zu einer "Turbokonversion" entwickelt.
Am Dienstag hat sich die Stadt Bamberg mit der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) über den Kaufpreis in Höhe von 3,9 Millionen Euro für die Pines-Housing-Area auf dem Konversionsgelände geeinigt. Im Februar 2016 sollen die ersten Mieter einziehen. Die Beurkundung wird bereits am 28. Oktober erfolgen, verspricht der Oberbürgermeister.
Sonderlandeplatz als Nächstes
"Es geht jetzt Schlag auf Schlag mit der Konversion", stellt OB Starke fest: Erst vor wenigen Wochen hat die Stadt das alte Kreiswehrersatzamt von der Bima gekauft. Jetzt sind es die Pines und Ende Oktober soll im Finanzsenat der Kauf des Sonderlandeplatzes beschlossen werden. In Kürze erwartet Starke außerdem, dass er den Kauf der alten amerikanischen Highschool unter Dach und Fach bringen kann. Dort soll die Montessorischule ein neues Zuhause finden. Und schließlich steht Ende Januar 2016 das letzte Etappenziel an: "Dann wollen wir die Restfläche erwerben."
Was er noch unbedingt sagen will: Die "Turbokonversion" wäre ohne die Übereinkunft mit dem Freistaat Bayern am 14. August "nicht möglich geworden". Damals hatte Bamberg einem Aufnahmelager für Flüchtlinge vom Balkan zugestimmt. Es ist inzwischen auf der Flynn-Area eingerichtet worden und in Betrieb gegangen. Innenminister Joachim Herrmann hatte an jenem Augusttag zugesagt, der Freistaat Bayern werde die Stadt Bamberg bei der beschleunigten Überführung des Kasernen-Areals in das Eigentum der Stadt unterstützen. Damit könne Bamberg schneller als bisher angenommen Wohnraum im Osten schaffen.
So ist es jetzt gekommen. 104 Wohnungen in acht Gebäuden wechseln in den Besitz der Stadtbau GmbH. Deren Geschäftsführer Veit Bergmann hat den Auftrag, die ersten drei Wohnblocks mit insgesamt 45 Wohnungen bis Ende Januar im Hinblick auf mögliche Schadstoffe sowie energetisch zu sanieren, so dass die Heizkosten für die Mieter erschwinglich bleiben. Auch die Miete soll günstig sein: Angepeilt wird eine Kaltmiete von 5 bis 6 Euro pro Quadratmeter.
Chancen auf eine solch günstige Mietwohnung hat, wer einen Kriterienkatalog erfüllt, den die Stadtbau GmbH im Aufsichtsrat beschlossen hat. Vor allem kinderreiche Familien sollen zum Zug kommen, sagt der OB.
Über den Kaufpreis des 45 000 Quadratmeter großen Geländes hat sich die Bima in ihrer Pressemitteilung ausgeschwiegen, nicht aber der OB, denn er ist stolz auf sein "Schnäppchen". Anstatt der ursprünglich von der Bima veranschlagten 5,4 Millionen Euro muss die Stadtbau nur 3,9 Millionen bezahlen. Da sich auf dem Gelände auch noch das alte Offizierskasino und drei so genannte Boardinghäuser befinden, schätzt Starke den Preis für die acht Wohnhäuser auf 2,9 Millionen Euro.
Starke freut sich sichtlich über diesen "deutlichen Nachlass" und den Verlauf der Verhandlungen, die vor drei Wochen begonnen haben und am Dienstag im Rahmen der Gewerbeimmobilienfachmesse Expo Real in München ihr glückliches Ende gefunden haben.
Bima-Vorstandsmitglied Axel Kunze lobte die hochprofessionelle und konstruktive Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung. Durch die frühzeitige Einrichtung eines eigenen Amtes für Strategische Entwicklung und Konversionsmanagement habe Bamberg sich optimal auf die Mammutaufgabe vorbereitet. "Die freigewordenen 450 Hektar Fläche offerieren Bamberg erstklassige Entwicklungsmöglichkeiten."
Normalerweise rechne man für Konversionsprojekte dieser Größenordnung mit einer Verfahrensdauer von bis zu zehn Jahren. In Bamberg liefen die Verhandlungen hingegen mit rekordverdächtigem Tempo. "Turbokonversion" eben.