Bamberg ist von Wassermassen umzingelt
Autor: Hans Kurz
, Sonntag, 09. Januar 2011
Die Regnitz, der Main und ihre Nebenflüsse überfluten die Region. Am Pegel Pettstadt wurde die höchste Hochwassermeldestufe überschritten. Am Sonntagabend deutete sich aber eine leichte Entspannung der Situation an.
Das Hochwasser rund um Bamberg ist gestern dramatisch angestiegen. In der Stadt kam es ebenso wie im Landkreis zu teils großflächigen Überflutungen und in der Folge zu zahlreichen Straßensperren.
Am Pegel Pettstadt hatte der Wasserstand schon am Samstagabend die höchste Meldestufe 4 erreicht. Die Regnitz stieg dort auf über 5,90 Meter an. Der Hochwassernachrichtendienst verzeichnete hier am Sonntagnachmittag einen Abfluss von mehr als 800 Kubikmetern Wasser pro Sekunde, die auf Bamberg zuströmten. Das war deutlich mehr als beim letzten großen Regnitzhochwasser im Januar 1995 und die größte Wassermenge seit dem Jahrtausendhochwasser im Februar 1909.
Tiefgarage teilweise gesperrt
Im Bereich oberhalb des Hochwassersperrtors am linken Regnitzarm in Bug wurden einzelne Grundstücke überschwemmt, so die städtische Pressestelle. Ebenso erging es dem Buger Campingplatz. Oberhalb des Jahnwehrs war es auf einer Länge von etwa 30 Metern zu Abbrüchen in der gemauerten Uferböschung gekommen. Das Jahnwehr ist nun beinahe komplett geöffnet, das Hochwassersperrtor zugefahren. Der Main-Donau-Kanal und die Regnitz fließen sehr schnell und führen vereinzelt großes Treibgut mit sich.
Die Uferwege unterhalb der Löwen- und der Kettenbrücke standen bis zu einem Meter unter Wasser. Die Flutluken an der Tiefgarage Georgendamm wurden geöffnet, was baulichen Schäden vorbeugen soll. Das Untergeschoss der Tiefgarage ist völlig geräumt und gesperrt, so dass laut Auskunft der Stadt nur noch die Hälfte der Parkplätze zur Verfügung stehen. Sollte der Wasserpegel bei Pettstadt über 6,30 Meter steigen, muss auch das Untergeschoss geflutet werden.
Für die historische Altstadt war die Lage allerdings nicht kritisch, wie über die Stadt Bamberg und die Polizei zu erfahren war. Oberbürgermeister Andreas Starke hatte sich bereits am Samstagmorgen einen Überblick über die Lage verschafft. Die weitere Entwicklung des Hochwassers wird von den Verantwortlichen der Stadt, des Landkreises, der Feuerwehr und des Wasserwirtschaftsamtes Kronach beobachtet. "Tendenz auf Meldestufe 4 - gleich bleibend", war die Prognose von Brandinspektor Siegfried Mock von der Ständigen Wache Bamberg am Sonntagnachmittag.
Aus den Zuflüssen der Regnitz wälzten weiter Hochwasserwellen heran, so dass vorerst keine Entwarnung gegeben wurde. Zwar gingen vor allem in Mittelfranken die Hochwasserstände bereits am Sonntag teils deutlich zurück, doch die Aurach, die Rauhe und die Reiche Ebrach sowie die Aisch - die bei Laufermühle (Landkreis Forchheim) zwischenzeitlich ebenfalls die Meldemarke 4 überschritten hatte, liefern weiteren Nachschub. Zu großflächigen Überschwemmungen kam es auch in diesen Flusstälern.
Zwischen Pettstadt und Strullendorf hat sich die Regnitz über hunderte Meter ausgebreitet: Nachdem offenbar die Wassermassen der Rednitz im Raum Nürnberg sowie der bei Erlangen einmündenden Schwabach und vor allem der Aisch, die an ihren Pegeln am Samstag Meldestufe 3 und teilweise sogar Meldestufe 4 erreicht hatten, Richtung Bamberg strömten, wurde es der Regnitz in ihrem Flußbett zu eng. Sie schwoll im Landkreis Bamberg stark an, zumal aus der Reichen Ebrach etwa 20 Kubikmeter pro Sekunde hinzu kamen und die Rauhe Ebrach, die bei Pettstadt mündet, noch weitere 36 Kubikmeter Wasser pro Sekunde hinzukamen. Die Rauhe Ebrach hatte am Pegel Vorra am Samstagnachmittag mit 3,40 Meter als Höchstmarke die Meldestufe 3 erreicht. Ihr Wasserstand fiel dann aber, Sonntagmittag wurden schon nur noch 3,21 Meter gemessen.
Autobahnzufahrt überflutet
Gleichzeitig rollte von Norden eine Hochwasserwelle auf dem Main durch den Landkreis Bamberg.Die Zu- und Abfahrt Breitengüßbach-Mitte der A73 musste wegen Überflutung gesperrt werden. Bei Kemmern stieg der Pegel auf über 6,40 Meter, sekündlich flossen hier mehr als 480 Kubikmeter Wasser durch. Das war allerdings noch deutlich unter der Meldestufe 4 (700 Zentimeter) und unter den Marken vom Januar 2003, als der Mainpegel auf über sieben Meter stieg und sich pro Sekunde 750 Kubikmeter Wasser durch das Obermaintal wälzten. Gespeist wurde der Main vor dem Zusammentreffen mit der Regnitz bei Bischberg auch noch von den Fluten der Itz und der Baunach, die mancherorts auch besiedelte Gebiete erreichten..
Auch hinter Bischberg wurde am Sonntag die Hochwassermeldestufe 3 überschritten. Der für die Mainschifffahrt wichtige Pegel Trunstadt stieg auf über 6,30 Meter. Schon ab 3,40 Meter wird auf dem Main die Schifffahrt eingestellt