Bamberg im "Naturkundenetz"
Autor: Gertrud Glössner-Möschk
Bamberg, Sonntag, 15. Januar 2017
Von der Entscheidung der Staatsregierung, mit dem Naturkundemuseum Bayern in München ein Museum der Extraklasse zu bauen, wird auch Bamberg profitieren.
In München ist in der vergangenen Woche bei einem Festakt der Plan für das neue, 95 Millionen Euro teure Naturkundemuseum Bayern vorgestellt worden. Direkt neben Schloss Nymphenburg und an Stelle des bisherigen Museums "Mensch und Natur" wird bis zum Jahr 2023 ein "Science Center" entstehen, in dem nicht mehr einzelne Exponate im Vordergrund stehen, sondern das eigene Erleben und Erforschen der Natur.
Das "Science Center" in der Landeshauptstadt wird Einfluss auf das Naturkundemuseum in Bamberg haben: Zusammen mit den weiteren regionalen Museen in Bayreuth, Eichstätt und Nördlingen wird es in das "Naturkundenetz Bayern" integriert, um Austausch und Forschung zu intensivieren.
Beteiligt sind im Netzwerk außerdem die Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen, Hochschulen und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen.
Schon jetzt hat das überaus positive Auswirkungen für Bamberg, sagt Matthias Mäuser, Leiter des Naturkundemuseums. Das Haus in Bamberg profitiere von dem Netzwerk in hohem Maße und werde "unschätzbare Vorteile" daraus ziehen. Ganz konkret ist das die Erhöhung des Etats und die Schaffung einer halben Wissenschaftlerstelle. Außerdem soll der Austausch intensiviert werden, so dass häufiger interessante Exponate und Sonderaustellungen aus Partnermuseen gezeigt werden können. Für das Frühjahr kündigt Mäuser die erste Ausstellung an: Aus München kommt die Schau "Paradiesvögel" - traumhaft schön", verspricht Mäuser.
Bereits im Spätsommer war die Smartphone-App ExpoNat im Naturkundemuseum Bamberg vorgestellt worden. Auch sie ist ein Ergebnis der neuen Zusammenarbeit. Die App leitet Besucher in verschiedenen Themenführungen durch das Haus. Im "Endausbau" sind in der App auch Führungen durch alle übrigen Netzwerk-Museen zu finden.
Das neue Naturkundemuseum Bayern in München soll "Naturwissenschaften künftig noch stärker erlebbar" machen, hat Wissenschaftsstaatssekretär Bernd Sibler bei der Vorstellung des Masterplans gesagt. Für das Bamberger Haus soll das ebenfalls gelten, wenn auch nicht im selben Umfang. Hier wird laut Mäuser immer noch das Exponat im Mittelpunkt stehen. Das neue Konzept gibt aber der Museumspädagogik einen deutlich größeren Raum als bisher - und stellt dafür auch einen eigenen Raum zur Verfügung: Ein bereits leer geräumter Saal wird mit Beamer, Wasseranschluss und Mikroskopen ausgestattet. Besonders für die kleinen Forscher will man spannende Programme anbieten und damit das gleiche Ziel verfolgen wie die große Landespolitik: das Interesse von Kindern und Jugendlichen für die Naturwissenschaften wecken.
Ein Aufzug kommt
Größere Bauarbeiten werden voraussichtlich im Jahr 2018 stattfinden: mit der Neugestaltung der Dauerausstellungen und dem Einbau eines Aufzugs. Einige kleinere Umbauarbeiten haben bereits begonnen. Neben dem Raum für die Museumspädagogik werden zwei große Säle im ersten Stock, in denen die paläontologische Abteilung untergebracht war, für Sonderausstellungen hergerichtet.Wenn Matthias Mäuser neben den alten Schränken und Vitrinen steht, die ausgemustert werden, sieht er das mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Vor 25 Jahren, als er seinen Dienst bei der Lyzeumsstiftung als Museumsdirektor angetreten hat, musste er fast alles selbst machen: Vitrinen konstruieren, Schautafeln gestalten, Texte verfassen, Bilder zeichnen, Linien kleben - und das alles ohne Computer. Ein bisschen wehmütig betrachtet er deshalb die alten Tafeln, um sich im selben Moment auf "sein" neues Bamberger Naturkundemuseum zu freuen.
So viel verrät er schon über das Konzept: Der Schwerpunkt wird - unter Verzicht auf die geologische Abteilung - auf regionalen Besonderheiten liegen: die fossilen Funde aus Wattendorf, das pomologische Kabinett - eine wertvolle Sammlung alter Apfel- und Birnensorten aus Wachs - und die Würzburger Lügensteine. Unangetastet bleibt selbstverständlich das historische Herzstück des Naturkundemuseums, der Vogelsaal.