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Bamberg im Ausnahmezustand - Fans feierten den WM-Sieg


Autor: Petra Mayer

Bamberg, Montag, 14. Juli 2014

Bis in die frühen Morgenstunden feierten Fans nach dem alles entscheidenden Spiel. An vorderster Front erlebten Polizeibeamte den Freudentaumel mit. Wir fragten aber auch diverse andere Bamberger, wo und wie sie beim Finale mitfieberten.
Im Freudentaumel: Fans nach dem Sieg am Schönleinsplatz  Foto: RiegerPress


Weltmeister - zum vierten Mal! Bis 4 Uhr morgens herrschte in Bamberg am Montag der Ausnahmezustand, nachdem sich auch die Lange Straße und der Schönleinsplatz in Partymeilen verwandelt hatten. Autokorsos rollten, Hupkonzerte erklangen. An vorderster Front dabei war beim Finale natürlich die Polizei - darunter Fußballfans, die im Dienst mitfieberten.

An exponierter Stelle

Vom ersten Stock des Rathauses aus erlebte Udo Skrzypczak als Einsatzleiter den Rummel. "Ich hielt die Zuschauermenge im Auge, daneben aber Blickkontakt mit der Leinwand", berichtete der Leiter der Polizeiinspektion Bamberg-Stadt, der sich vom letzten Duell mitreißen ließ. "Ein paar Mal war's ziemlich brenzlig, mir stockte der Atem.

Dann aber der Siegestreffer." Zum Party-Machen kam Skrzypczak selbstverständlich nicht, obwohl er länger als die meisten Fußballfans unterwegs war: "Die letzten Feiernden sah man gegen 5 Uhr, dann wurde es ruhig und ich fuhr nach Hause." Rund 50 Kollegen begleiteten den Einsatz insgesamt. Friedlich blieb's im Großen und Ganzen aber, von einigen alkoholbedingten Ausfällen abgesehen.

Anstoßen mit Gerstensaft

Nicht wie Udo Skrzypczak vom Rathaus aus, sondern in der Brasserie verfolgte Bambergs OB das Spiel der Spiele. "Stadionatmosphäre herrschte. Alles lag sich nach dem entscheidenden Tor von Mario Götze in den Armen", so Andreas Starke, der den Titelgewinn ja prophezeit und als Bambergs höchstrangiges "Orakel" ins Schwarze getroffen hatte. Danach zog's das Stadtoberhaupt noch hinaus in die Nacht, zum Jubel auf der Fanmeile. "Eine enthusiastische WM-Feier", schwärmt Starke noch am Tag danach. Statt mit Sekt stieß er im Freundeskreis mit Bier an, wie's sich in der Bierstadt gehört. "Auf diese Weise beruhigten wir schon während der Zitterpartie unsere Nerven."

In den eigenen vier Wänden erlebte Christoph Eß den Triumph - "mit Kumpels, meiner Frau und meinem Hornquartett", sagte der Solohornist der Bamberger Symphoniker: Fußballfans sind eben auch die Kollegen von "german hornsound" - wobei der Gastgeber aufs Elfmeterschießen setzte und mit dem Tor in der Verlängerung nicht mehr gerechnet hatte. Um den Schlaf gebracht hat das Finale in der Nacht glücklicherweise nicht Eß' zweijähriges Töchterchen, das bei kommenden WMs vielleicht die Deutschlandfahne schwenkt.

Vegas-Girls im deutschen Trikot

Dem vierten Stern fieberte Zyculus mit den Vegas Showgirls und anderen "Bamberg-zaubert"-Künstlern entgegen. "Nach der Vorstellung traf sich die gesamte Besetzung der Fuchsgala zum WM-Watching im Nebenraum des Sternla", berichtete der künstlerische Leiter des Festivals. Magische Momente für alle - "auch die Vegas-Girls, die im Deutschlandtrikot die Daumen drückten".

Als "hochspannendes Drama" bezeichnete der Vizepräsident der Handwerkskammer für Oberfranken den finalen Kampf der deutschen Elf, den Matthias Graßmann zunächst wie Christoph Eß von zu Hause aus erlebte. "Dann ging's noch auf die Fanmeile in der Fußgängerzone, wo die Hölle los war. Wenn Deutschland Fußballweltmeister wird, muss das eben entsprechend gefeiert werden." Überraschend kam der Sieg für Graßmann dennoch nicht. "Nach dem Spiel gegen Brasilien hatten wir den Titel doch schon fast in der Hand."

Früher selbst auf Torjagd

Vom "verdienten Sieg" schwärmte Heidi Friedrich, die früher selbst auf Torjagd ging. "Irgendwann war ich als Schülerin das einzige Mädchen, das noch am Ball blieb und sich neben den Jungs auf dem Fußballfeld bewies." In der Gaststätte Rotenschild zlebrierte die Kabarettistin das WM-Finale, "das für Deutschland leicht mit einem 0:1 statt dem 1:0 hätte enden können."

Karl Valentin als Kommentator

Karl Valentin zitierte Martin Neubauer, um das Finale der Weltmeisterschaft zu kommentieren: "Es endete mit dem Sieg einer der beiden Parteien. Das war vorauszusehen." Unter einem Regendach sitzend mit einem Glaserl Wein und einer spätromantischen britischen Symphonie ließ der Brentano-Theater-Leiter übrigens die WM ausklingen.