Bamberg: Hier lernen Migranten am besten Deutsch - Studie mit eindeutigem Ergebnis
Autor: Redaktion
Bamberg, Mittwoch, 02. Februar 2022
In einer Studie für das DIW Berlin verglichen die Bamberger Soziologin Cornelia Kristen und ihr Team den Spracherwerb von Migranten. Sie fanden heraus, wo Geflüchtete Deutsch am effektivsten lernen.
Geflüchtete erlernen die deutsche Sprache fast genauso schnell und genauso gut wie andere Neuzugewanderte – obwohl sie mit anderen Ausgangsbedingungen starten: Da sie meist überstürzt aus ihrem Heimatland geflohen sind, hätten sie bei Ankunft in Deutschland in der Regel keine Sprachkenntnisse. Deutliche Verbesserungen bei den Deutschkenntnissen erzielten sie aber über Sprachkurse, wie die Pressestelle der Universität Bamberg berichtet.
Fast drei Viertel der Geflüchteten besuchten einen solchen. Andere Neuzugewanderte erlernten dagegen die deutsche Sprache häufiger über Alltagskontakte, zum Beispiel an der Arbeitsstätte. Dies sind die Ergebnisse einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin), die auf Geflüchteten- und Migrationsstichproben des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) basiert.
Bamberger Forscherin stellt Forderung: So lernen Migranten und Geflüchtete am besten Deutsch
"Der Spracherwerb ist eine zentrale Voraussetzung für eine erfolgreiche Integration", so Studienautorin Cornelia Kristen, die den Lehrstuhl für Soziologie, insbesondere Sozialstrukturanalyse, an der Universität Bamberg innehat. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Yuliya Kosyakova vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) und Christoph Spörlein von der Universität Düsseldorf hat sie untersucht, unter welchen Umständen Zugewanderte in den ersten sechs Jahren nach dem Zuzug Deutsch lernen.
Wichtiger als die Motivation seien demnach die Lerngelegenheiten, die sich den Zugewanderten im Alltag oder über gezielte Angebote bieten. Über diese Lerngelegenheiten verbesserten sich die Sprachkenntnisse deutlich, bei den Geflüchteten geschehe dies stärker über gesteuerte Lerngelegenheiten wie in Sprachkursen als über Alltagskontakte. "Viele Geflüchtete leben am Anfang in Sammelunterkünften und haben wenig Kontakt zu Personen, die Deutsch sprechen. Das ergibt zunächst weniger Lerngelegenheiten. Umgekehrt nehmen sie aber häufiger an Sprachkursen teil als andere Zugewanderte", so Kristen.
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Rund 73 Prozent der Geflüchteten besuchten demnach einen Sprachkurs, etwa die Hälfte aller Geflüchteten schließe diesen mit einem Zertifikat ab. Schon recht kurz nach ihrer Ankunft holten sie zu anderen Migrant*innen auf, nach etwa 48 Monaten gebe es bei den Deutschkenntnissen keine signifikanten Unterschiede mehr zwischen den beiden Gruppen.
Die Ergebnisse verdeutlichen aus Sicht der Bamberger Forscherin, dass gerade die vielen Kursangebote, die Geflüchtete in der ersten Zeit nach ihrer Ankunft wahrnehmen, eine wichtige Rolle bei ihrer frühen Integration spielten. "Die mittel- und langfristigen Erträge dieser Investitionen – wie eine schnellere Kontaktaufnahme zur Mehrheitsbevölkerung oder ein erleichterter Zugang zum Arbeitsmarkt – dürften die entstandenen Kosten bei weitem aufwiegen", so Kristen. "Daher sollte die Politik auf allen Ebenen kontinuierlich an der Verbesserung des Angebots arbeiten, um nicht nur mehr Geflüchtete in Sprachkurse zu bringen, sondern auch dafür zu sorgen, dass höhere Niveaus erreicht werden."
Weitere Informationen unter: www.diw.de/de/diw_01.c.834426.de/gefluechtete_lernen_deutsch_am_effektivsten_in_sprachkursen.html