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Bamberg: Gesundheitsversorgung "droht Kollaps" - Operationssäle werden geschlossen


Autor: Redaktion

Bamberg, Dienstag, 16. November 2021

Der Gesundheitsversorgung in der Region Bamberg droht der Kollaps. Die Zahl der Corona-Patienten in den Kliniken ist so hoch wie nie. Mehrere Operationssäle mussten bereits geschlossen werden.
Im Raum Bamberg fallen zudem Dutzende Mitarbeiter im Pflegebereich wegen "corona-bedingter Umstände" aus, berichtet das Landratsamt.


  • Landratsamt schlägt Alarm: Gesundheitsversorgung in der Region Bamberg "droht der Kollaps" 
  • "Noch nie so viele Menschen mit Corona in Kliniken": Zahl der Covid-Patienten erreicht Höchststand
  • Wegen "corona-bedingter Umstände": Dutzende Mitarbeiter im Pflegebereich fallen aus
  • Mehrere Operationssäle außer Betrieb - "Uns drohen südbayerische Verhältnisse"

Die Region Bamberg verzeichnet einen Höchststand an Corona-Patienten in den Kliniken. Das Landratsamt Bamberg spricht von einer "krisenhaften Krankenhaussituation". "Der Gesundheitsversorgung auch in der Region Bamberg droht der Kollaps", berichtet das Landratsamt am Dienstag (16. November 2021) in einer Pressemitteilung. 78 Covid-Patienten müssen derzeit in den Kliniken in Bamberg Stadt und Land behandelt werden - 13 von ihnen intensiv (Stand: 16.11.2021, 8 Uhr).

"Krisenhafte Krankenhaussituation" im Raum Bamberg: Dutzende Pflegekräfte fallen aus

"Dutzende Mitarbeiter im Pflegebereich fallen wegen corona-bedingter Umstände aus", erklärt das Bamberger Landratsamt weiter. Drei von zehn Operationssälen des Klinikums am Bruderwald seien bereits außer Betrieb gesetzt worden, um die aufwändige Behandlung von Corona-Patienten auf einer neu eingerichteten Station gewährleisten zu können. Die nächste Stufe sei der komplette Klinik-Notfall: Dann müssten am Bruderwald weitere vier OP-Säle  geschlossen werden. 

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"Uns drohen südbayerische Verhältnisse: Wir hatten noch nie in der gesamten Pandemie so viele Menschen mit Corona in Kliniken und wir müssen damit rechnen, dass schon bald die Hälfte aller Intensiv-Behandelten in Kliniken Covid-Patienten sein werden“, beschrieb der ärztliche Leiter Krankenhaus-Koordinierung, Prof. Dr. Michael Sackmann, im gemeinsamen Katastrophenstab von Landkreis und Stadt Bamberg die äußerst schwierige Lage. "Alle nicht dringlichen Eingriffe müssen unterbleiben.“   

"Wir haben eine komplette Ebene für Covid-Patienten freigeräumt und sieben zusätzliche Intensiv-Betten geschaffen. Alle Stationen werden nur mit minimaler Besetzung gefahren“, so der Ärztliche Direktor des Klinikums am Bruderwald, Professor Dr. Georg Pistorius. Mit 61 Personen, neun hiervon intensiv, ist dort ein neuer Höchststand während der Pandemie erreicht. Ein erhöhter Ausfall der Mitarbeiter verschärfe die Situation zusätzlich.

Gesundheitsamt kann Infektionsgeschehen nicht mehr zeitnah nachverfolgen

In den Kliniken der Gemeinnützigen Krankenhausgesellschaft des Landkreises (GKG) werden nach den Worten des Geschäftsführers Udo Kunzmann 17 Covid-Personen behandelt, vier davon intensiv.

"Bei einer seit Beginn dieses Monats täglich dreistelligen Zahl von Neuinfektionen können wir das Infektionsgeschehen nicht mehr zeitnah nachverfolgen“, so Lothar Riemer, stellvertretender Leiter des Fachbereiches Gesundheitswesen beim Landratsamt Bamberg. Über das Wochenende habe es mehr als 400 Neuinfektionen gegeben. "Aktuell haben wir 51 Fälle in Schulen und 17 in Kindertageseinrichtungen.“ 

Erste Wirkung in Form von einer sprunghaft angestiegenen Nachfrage zeigt nach den Worten  von Landrat Johann Kalb und Oberbürgermeister Andreas Starke  der erneute eindringliche Impf-Appell der vergangenen Woche. "Deshalb bauen wir die Impf- und Testkapazitäten weiter deutlich aus.“ Ab dem 29. November sind bis zu 3600 Impfungen pro Woche im Impfzentrum möglich. Dafür werden künftig neben dem Mittwoch auch der Montag und der Freitag als "lange Impftage“ bis 19 Uhr angeboten. Außerdem wird das Impfzentrum wieder jeden Samstag bis 14 Uhr geöffnet haben.

ZOB Bamberg: Impf-Möglichkeit ohne Termin bleibt erhalten

Um die größere Nachfrage besser kanalisieren zu können und Wartezeiten möglichst zu vermeiden, wird am Impfzentrum Hallstadt ab Mittwoch, 24. November, die Terminvergabe über die Online-Plattform „BayIMCO“ wieder eingeführt. Gleichzeitig soll in der Stadt am ZOB das Impfen ohne Termin erhalten bleiben. Jeden Montag, Mittwoch und Freitag, ab Dezember auch jeden Samstag werden in der Zeit von 9 bis 15 Uhr jeweils 240 Impfungen angeboten. Es werden Wartemarken verteilt, damit niemand unnötig ansteht. In Planung befinden sich auch dezentrale Impftermine im Landkreis.

Deutlich erweitert wird auch das Angebot, sich schnelltesten zu lassen. In Scheßlitz ist dies ab Beginn kommender Woche wieder täglich vom Montag bis Sonntag möglich. Auch eine Reihe von Gemeinden im Landkreis fährt ihr Testangebot wieder hoch. Der jeweils aktuellste Stand ist auf den Webseiten www.landkreis-bamberg.de und www.corona-schnelltest-bamberg.de zu finden.

Der Katastrophenstab geht davon aus, dass mit diesem erweiterten Angebot auch der Tatsache Rechnung getragen wird, dass nun jeder Besucher eines Pflegeheimes einen Schnelltest braucht.

"Auch ambulante Versorgung gefährdet“: Personalnotstand trifft auch Arztpraxen

Der aktuelle Personalnotstand trifft auch die niedergelassenen Ärzte. "Wir sehen auch die ambulante Versorgung gefährdet“, so Dr. Matthias Dreyer. Man biete deshalb verstärkt auch Videosprechstunden an.

Wie das Landsamt Bamberg in seiner Pressemitteilung abschließend berichtet, musste die Polizei Bamberg Land sechs Anzeigen aussprechen, weil bei 38 Kontrollen von gastronomischen Betrieben geltende Regeln nicht eingehalten worden seien.