"Bamberg braucht Vorbilder": Vermietung von Luxus-Villa - Stadt steht stark in der Kritik
Autor: Daniel Krüger
Bamberg, Montag, 16. Mai 2022
Die Stadt Bamberg rührt kräftig die Werbe-Trommel für die Luxus-Villa Schröppel am Michelsberg, die nach Gebot vermietet werden soll. Der Schutzverein Alt-Bamberg beklagt eine mangelnde "Vorbildfunktion" der Stadt.
- Bamberg: Luxus-Anwesen Villa Schröppel unter dem Miet-Hammer
- Ankleidezimmer, Springbrunnen, Dom-Blick: Das bietet das Anwesen am Michelsberg
- Trotz Wohnraummangel angemessen? Villa wird gegen Gebot vermietet
- "Darf man nicht mit Vorbild verwechseln": Denkmalschützer kritisieren Stadt
Die 2015 aufwendig sanierte Denkmal-Villa Schröppel am Bamberger Michelsberg soll neu vermietet werden. Die Stadt Bamberg wirbt um potenzielle Interessierte für das 121 Quadratmeter große Luxus-Anwesen und setzt dabei auf eine Art Bieterwettbewerb. Aber ist das in einer Stadt mit massivem Wohnraummangel überhaupt sozial vertretbar? Diese Frage hat in Bamberg eine heftige Debatte ausgelöst. Der Schutzverein Alt Bamberg übt nun deutliche Kritik an der Verwaltung.
Update vom 16.05.2022: "Folge der Sanierung" - Denkmalschützer sehen klaren Fehler als Ursache der Villa-Debatte
Nach der heftigen Debatte um die Vermietung der Luxus-Villa Schröppel am Michelsberg in Bamberg hat nun auch der Schutzverein Alt Bamberg ein Statement abgegeben. "Die jetzige Diskussion um eine Vergabe der Villa Schröppel an höchstbietende Mieter kann man auch als Folge der Sanierung als kostspieliges 'Leuchtturmprojekt' sehen", erklärt der Denkmalschutzverein. Die Stadt Bamberg erklärte gegenüber inFranken.de indes erst vor Kurzem, dass die Villa nicht automatisch an den Meistbietenden vermietet werde. Das Mietgebot sei "nicht das wesentliche Entscheidungskriterium" - auch andere Aspekte spielten eine Rolle.
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Bereits nach der Sanierung 2015 hatte man vonseiten des Schutzvereins Alt Bamberger heftige Kritik an den Arbeiten an dem Traditionshaus geübt. "Wir stehen an der Seite der klassischen Lehrmeinung, die für Bewahrung von Originalsubstanz, für Konservierung und Restaurierung steht", heißt es. Man verweise etwa auf die "Charta von Venedig", eine renommierte Denkmal-Richtlinie. Der Verein würde sich "gerade von der Stadt eine Vorbildfunktion wünschen", erklärt der Vorstand in der Mitteilung. "Leuchtturm" dürfe man nicht mit "Vorbild" verwechseln, Revitalisierung sei "kein Begriff der Denkmalpflege". Die Forderung: Die Stadt Bamberg solle sich "künftig bei ihren Vorhaben an diese Vorgaben halten". Der Schutzverein verweist auf verschiedene Vorteile, die diese Orientierung habe.
So könne man mit der "Erhaltung von originalen Bau- und Ausstattungsmerkmalen, durchaus mit Gebrauchsspuren" wissenschaftliche Forschung unterstützen, Kosten durch "nicht zwingend notwendige, der 'Schönheit' dienende Rekonstruktionen" einsparen und mehr Geld für "private Denkmalbesitzer*innen in den Fördertöpfen" belassen. Diese würden "durch diese Art von Sanierung nicht ent-, sondern ermutigt", heißt es. Die "deutlich geringeren Kosten" würden zudem dazu beitragen, "dass man in der Folge nicht gegen Höchstpreis vermieten müsste", so der Verein. Und fordert: "Bamberg braucht Vorbilder für leistbare, authentische Sanierungen, keine Leuchttürme."
Erstmeldung vom 12.05.2022: "Außergewöhnliche Wohnatmosphäre" - Luxus-Villa in Bamberg wird gegen Gebot vermietet
Die Bürgerspitalstiftung Bamberg suche "für dieses einmalige Gebäude ab dem 01.07.2022 einen neuen Mieter, der die außergewöhnliche Wohnatmosphäre eines Baudenkmals dieser Klasse besonders schätzt", heißt es im aktuellen Rathaus-Journal. "Reliefs und Ornamente prägen die Außenfassade des historistischen Kleinods", heißt es. Geworben wird auch mit "neuester elektronischer Steuerungstechnik und Fußbodenheizung".
Im Erdgeschoss befinde sich unter anderem ein geteiltes Speise- und Wohnzimmer mit Kaminanschluss und Glasmalereien auf den Erkerfenstern. Im Obergeschoss biete "ein Balkon mit aufwendig verziertem Gitter einen herrlichen Blick auf den Dom und über die Dächer der Stadt bis zu den Höhenzügen der Fränkischen Schweiz". Das Badezimmer sei "in dezentem modernen Design gehalten", außerdem gibt es für die neuen Bewohner und Bewohnerinnen zwei Schlafzimmer und ein "kleines Ankleidezimmer".