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Bamberg baut einen großen Zaun


Autor: Michael Wehner

Bamberg, Montag, 06. Februar 2017

Rund 3500 Meter lang, zwei Meter hoch: 2017 soll der Bamberger Flugplatz mit einem Zaun geschützt werden. Kostenpunkt: 350 000 Euro.
Die Zaunanlage wird den gesamten Bamberger Flugplatz umschließen und die große Freifläche gegenüber der Stadt, sowie den Stadtteilen Gartenstadt (links) und Kramers-feld (rechts) abschirmen. Links oben: das neue Brose-Verwaltungszentrum   Foto: Ronald Rinklef


Es ist die größte Freifläche in Bamberg. Seit 1916 wurde sie als Flugplatz genutzt. Regelrecht abgesperrt war das Areal zwischen Kramersfeld und der Gartenstadt aber noch nicht. Das soll sich nun ändern. Im Herbst wollen die Stadtwerke einen 3500 Meter langen Zaun um den Flugplatz errichten. Eine Kampfmittelsondierung findet dafür bereits im Frühling statt.

Bei der Absperrung dürfte es sich um den längsten Zaun der Stadt und wahrscheinlich auch um den teuersten handeln. 350 000 Euro ist die Größenordnung, die 2014 geschätzt wurde. Sie soll immer noch gelten, sagt Jan Giersberg, Sprecher der Stadtwerke.

Nach Informationen aus dem Rathaus handelt es sich um öffentliches Geld, das hier ausgegeben wird: Der Zaun ist gewissermaßen der letzte Teil des Elf-Millionen-Euro-Pakets, mit dem Bamberg den Automobilzulieferer Brose anlockt. Nach der Erdverlegung einer Hochspannungsleitung, dem Bau eines Towers und einer Halle wird 2017 nun der Zaun errichtet.

Die Absperrung ist eine Voraussetzung dafür, dass das Luftamt Nordbayern dem Bamberger Flugplatz die Genehmigung für den Instrumentflug von Helikoptern erteilen kann. 72 Helikopterflüge verzeichneten die Stadtwerke im Jahr 2015. Bisher waren diese Flüge an die hellen Tagesstunden und die Tage mit ausreichender Sicht gebunden. Künftig können Helikopter innerhalb der zulässigen Zeiten auch im Dunkeln und bei schlechter Sicht starten. Laut Stadt ist der Instrumentenflug für Helikopter von der Brose-Gruppe gewünscht.

Unumstritten ist die Absperrung aber nicht. "Dieser Zaun ist überflüssig und hässlich", sagt Peter Gack von den Bamberger Grünen. Er hätte es lieber gesehen, wenn sich die Stadt das Geld für Tower, Halle und Zaun gespart hätte. "Ich glaube nicht, dass die Ansiedlung von Brose gescheitert wäre, wenn wir zu diesen Sonderwünschen nein gesagt hätten. Es gibt in der Stadt wichtigere Dinge als ein neuer Zaun, zum Beispiel Schulen und Kindergärten", sagt Gack.

Er kritisiert nachträglich, dass die Stadt vor dem entscheidenden Beschluss irreführend dargelegt habe, der Weiterbetrieb des Sonderlandeplatzes hänge von einer solchen Erlaubnis ab. Erst später habe sich herausgestellt, dass dem nicht so ist.

Hört man Thomas Siewert vom Aero-Club Bamberg bräuchte der Aero-Club selbst keine solche Ausnahmegenehmigung für seine Starts und Landungen. Der Zaun werde errichtet, um Helikoptern Instrumentenflug zu ermöglichen, erhöhe aus seiner Sicht aber auch die allgemeine Sicherheit.


Stoschek ist Geschäftsführer

Dazu muss man wissen: Am Standort Kramersfeld bietet "BHS-Helicopterservice" Business-Flüge an und wickelt unter anderem den Werksverkehr von 14 Brose-Niederlassungen in Deutschland ab. Geschäftsführer ist Maximilian Stoschek, der Sohn von Michael Stoschek.

Vom neuen Zaun werden vor allem die Kramersfelder betroffen sein. Brigitte Pfister, zum Beispiel. Sie fürchtet, dass ein dem Straßenverlauf folgender Zaun die Bewohner des Stadteils aussperren werde. Am Rand des Flugplatzes seien viele Spaziergänger unterwegs. Es sei nicht bekannt, dass jemals etwas passiert sei.
Auch für Bambergs CSU sind 350 000 Euro kein Pappenstiel. "Doch das sind Kröten, die wir schlucken mussten, um Brose zu bekommen", sagt Stadtrat Peter Neller. Und erinnert an einen weiteren Punkt: Für die CSU sei die Instrumentenflugtauglichkeit wichtig, um den Flugplatz als Infrastruktureinrichtung zu erhalten. "Das nützt der Wirtschaft und der Zukunftsfähigkeit unserer Stadt."