Bamberg: Hausärzte klagen über zu wenig Impfstoff - "Das ist katastrophal"
Autor: Ralf Welz
Bamberg, Dienstag, 18. Mai 2021
Die Aufhebung der Impfpriorisierung in Bayern bereitet den Hausärzten teils massive Probleme. Der Grund: In den Praxen ist Corona-Impfstoff Mangelware. "Das ist katastrophal", sagt die Bamberger Ärztin Dr. Inken Seelmann. "Wir haben 500 Menschen auf unserer Warteliste."
Aufhebung der Impfpriorisierung in Bayerns Arztpraxen - Bamberger Ärztinnen beklagen Impfstoffmangel: In Bayern dürfen ab dieser Woche sämtliche bislang verfügbaren Corona-Impfstoffe in Arztpraxen verimpft werden - darunter auch mRNA-Impfstoffe. Dies hatte Ministerpräsident Markus Söder bereits in der vergangenen Woche entsprechend angekündigt. Bisher waren ausschließlich die Impfstoffe von Astrazeneca und Johnson & Johnson von der Priorisierung freigegeben.
Wie nun bekannt wurde, entfällt die staatlich vorgegebene Priorisierung aller Impfstoffe konkret ab kommenden Donnerstag (20. Mai 2021). In der Folge kann sich jeder Bürger von seinem Hausarzt impfen lassen - sofern bei diesem genügend Impfstoff vorhanden ist.
Aufhebung der Impfpriorisierung: Bamberger Praxis-Telefon steht nicht mehr still
Bayern agiert in dieser Angelegenheit damit schneller als der Bund. Deutschlandweit fällt die Impfpriorisierung erst ab dem 7. Juni weg. Derweil stellt die Abschaffung der Impfreihenfolge die Arztpraxen teils vor große Probleme. In der Hausarztpraxis von Dr. Inken Seelmann in der Bamberger Gasfabrikstraße hat die bereits zuvor sehr hohe Nachfrage nach einer Covid-19-Schutzimpfung seit der Ankündigung des Priorisierungsendes nun noch einmal zugenommen.
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"Wir haben einen extremen Anstieg in der Praxis. Das Telefon steht nicht mehr still. Die Nachfrage ist enorm", berichtet Seelmann inFranken.de. Laut der Fachärztin für Allgemeinmedizin ist das Hauptproblem gleichwohl der fehlende Impfstoff in den Praxen. "Das ist katastrophal. Wir haben 500 Menschen auf unserer Warteliste. Und wir bekommen sechs Dosen Impfstoff pro Woche. Da können Sie sich ja ausrechnen, wie lang man da braucht."
Als Impfstoff stehe der Praxis aktuell ausschließlich das Vakzin von Biontech zur Verfügung. Die lange Wartezeit für eine Impfung sorge auf Patientenseite nicht selten für Unverständnis und Ärger. Auffallend laut Seelmann: Gerade die Jüngeren seien im Normalfall vernünftig. Der Großteil der Impfwilligen sei indes zwischen 50 und 60 Jahre alt. "Wir haben die Tendenz: Je älter, desto schwieriger wird das Telefonat", so die Ärztin. Zwar ließen sich auch die älteren Patienten auf die Liste setzen. "Manche rufen aber trotzdem drei- oder fünfmal an. Die verstehen nicht, warum sie warten müssen. Sie werden dann häufig sehr unfreundlich. Seelmann zufolge ist "das Aggressionslevel deutlich gestiegen".
Ärzte werden am Telefon bedrängt: "Wir haben permanent Anfragen nach Impfungen"
Bei den Impfdränglern handele es sich in erster Linie um "Patienten, die sagen: 'Ich habe einfach keinen Bock mehr zu warten.'" Um Erleichterungen geht es vielen Menschen dabei nicht, vermutet die Medizinerin. "Es geht einfach nur darum: 'Ich habe das Recht, geimpft zu werden. Und ich möchte jetzt sofort geimpft werden. Alles andere ist mir scheißegal' - so nach dem Motto." Erstaunlich sei, dass es sich bei den Anrufern dieser Art vornehmlich um Senioren handele. "Dass jüngere Menschen anrufen und Druck machen, ist sehr selten. Es sind tatsächlich eher die Senioren, die dann auch wirklich rabiat werden."
Corona-Selbsttest online kaufen: Angebot bei Aponeo anschauenDer rare Covid-19-Impfstoff hält auch die Mitarbeiter einer anderen Bamberger Praxis auf Trab. "Die Nachfrage ist auch schon vor dieser Aufhebung sehr hoch gewesen", berichtet Dr. Theresa Lamprecht inFranken.de. Die Fachärztin für Innere Medizin arbeitet in der Hausarztpraxis ihres Mannes in der Gaustadter Hauptstraße. "Wir haben permanent Anfragen nach Impfungen." Die Aufhebung der Impfpriorisierung ändere vorerst nichts am entsprechenden Ablauf, sagt sie.