Bamberg als Kulisse für Hollywood und Co.
Autor: Sebastian Martin
Bamberg, Sonntag, 15. Dezember 2013
Bamberg wird als Drehort für Kino- und TV-Produktionen immer beliebter. Die Stadt begrüßt die Filmemacher, achtet aber auch darauf, dass alles im Rahmen bleibt. Was dabei im Einzelnen geregelt werden muss, daran denkt ein Filmfan kaum.
Ein hell ausgeleuchteter Platz in Bamberg. Der Donnerstagabend ist bereits vorangeschritten, er geht schon in die Nacht über. Wer um die Uhrzeit an der Schranne und dem Pfahlplätzchen Ende vergangener Woche nach seinem abendlichen Schoppen vorbei taumelte, kam kaum an der großen, angeleuchteten Leinwand vorbei, die dort positioniert worden war. Für den ein oder anderen dürfte da schnell klar geworden sein: Es wird wieder gedreht in Bamberg.
Ein Filmteam war bis Ende vergangener Woche damit beschäftigt, einen Werbefilm für den "Disney Channel" aufzunehmen. Der TV-Sender soll ab Januar ganz neu im Free-TV empfangbar sein. Das soll mit einem kurzen Fernsehspot beworben werden. Disney klingt märchenhaft - das ist auch Bamberg: "Vor allem die Altstadt ist wunderschön", schwärmt Anett Grünbeck von der Münchner Produktionsfirma Neverest, die hier gedreht hat: Zwei Tage für 45 Sekunden - so lange wird der Werbefilm in sämtlichen Werbeblocks der privaten Fernsehsender (ab 7. Januar) zu sehen sein.
Die schöne Altstadt: Der häufigste Grund, warum Bamberg vielen anderen möglichen Drehorten wie München oder Nürnberg inzwischen vorgezogen wird. Die Stadt ist nach großen Produktionen wie dem Hollywoodfilm "Die drei Musketiere" (2011), den drei Teilen des "Sams" (zuletzt 2012) und zuvor schon in den 70er Jahren dem "Fliegenden Klassenzimmer" zu einer beliebten Kulisse für Filmemacher geworden.
Diese Filme wurden bereits in Bamberg gedreht
Das begrüßt auch die Stadt Bamberg. "Es ist schließlich auch ein Element des Stadtmarketings", sagt Stadtpressesprecherin Ulrike Siebenhaar. Außerdem sei die Stadt verpflichtet, Filmarbeiten zu unterstützen - auch kurzfristige Dreharbeiten: So zum Beispiel, wenn der Bayerische Rundfunk hier aktuell einen Beitrag für die "Abendschau" aufnehmen will, muss die Stadt dies ermöglichen.
Oft geht es hier vor allem um die Freigabe von Parkplätzen. Die Teams kommen schließlich mit mehreren Lkws an den Drehort. Die Produktionsfirma, die jüngst den Disney-Werbefilm drehte, benötigte unter anderem Parkplätze am Kranen, wo auf dem Schiff gefilmt wurde. Ebenso musste Parkraum an der Schranne freigegeben werden.
Will ein Filmteam in Bamberg drehen, steht die Pressestelle der Stadt als Dienstleister zur Verfügung. Die Pressestelle gibt die Anfrage an das Straßenverkehrsamt weiter, dieses erteilt dann die endgültige Genehmigung. Es muss überprüft werden: Wie lange wird gefilmt, wie viel Platz wird beansprucht? Hierfür fallen Gebühren an. Bei einem großen Dreh wie bei dem Film "Die drei Musketiere", als die Hofhaltung, das Alte Rathaus unter anderem beansprucht wurden, nahm die Stadt mehrere 10 000 Euro an Gebühren ein.
Parkraum regeln
Der Spagat, ausreichend Parkplätze für Anwohner zur Verfügung zu stellen und auf die Ansprüche der Filmemacher einzugehen, erfordere auch Fingerspitzengefühl, gerade bei Anwohnerparkplätzen: "Völlig neue Parkplätze auszuweisen, ist schwierig", sagt Ulrike Siebenhaar, aber grundsätzlich sei eine temporäre Erlaubnis für die Zeit des Drehs in eingeschränkten Halteverbotsbereichen möglich. Das müsse aber von Fall zu Fall entschieden werden. Grundsätzlich könnten Filmteams überall drehen, allerdings setzt die Stadt dann doch Grenzen, sollte es zu viel werden: "Vier Wochen kann keiner den Domplatz blockieren - und am Berliner Ring sind keine Dreharbeiten möglich", sagt Ulrike Siebenhaar.
Begeisterung bei den Musketieren
Je nachdem, wie aufwändig und groß die Drehs sind, werden Anwohner über Einschränkungen informiert: "Je größer die Beeinträchtigung, desto mehr Informationspolitik betreiben wir." Siebenhaar betont aber auch, dass die positiven Effekte großer Produktionen überwiegen: Schließlich konsumieren die Teams hier auch, wohnen in Hotels - und es könne schon vorkommen, dass mal ein Regal mit Dekoartikeln bei Karstadt halb leergekauft wird. Bei Filmen wie den drei Musketieren, bei denen internationale Größen wie Orlando Bloom oder Christoph Waltz mitwirkten, sei die Akzeptanz in der Bevölkerung ohnehin hoch: "Da war große Begeisterung in der Stadt", sagt Siebenhaar.
Laut der Stadtsprecherin musste bisher noch keine Anfrage einer Produktionsfirma abgewiesen werden. Man sei bisher sehr zufrieden über die Ergebnisse gewesen. Und das will was heißen: Seit dem Film "Lola Montez" aus dem Jahr 1956 wird in Bamberg fleißig gedreht. Insgesamt 17 Produktionen wurden seitdem gezählt - und das sind nur die großen Aufnahmen. Vor allem der jüngste BR-Krimi von 2012, der "Bamberger Reiter", fand auch bei Ulrike Siebenhaar Anklang: "Da hat man viel von Bamberg gesehen."
Dagegen gibt es aber andere Produktionen, wo das nicht unbedingt der Fall war: Von 1994 bis 1998 wurde in Bamberg einmal eine Sat1-Serie mit Günter Strack gedreht. "Der König" hatte 32 Folgen. Von Bamberg ist darin jedoch nur wenig zu sehen, bis auf die Nummernschilder an den Autos. Doch darauf kann die Stadt keinen Einfluss nehmen: "Wir können keine Vorgaben machen, was die filmen", sagt Ulrike Siebenhaar.