Bamberg, Ahoi! - Wie Kreuzfahrer die Welterbestadt erleben
Autor: Markus Klein
Bamberg, Donnerstag, 24. Oktober 2019
Bis zu 100 000 Kreuzfahrt-Touristen kommen pro Jahr nach Bamberg - meist eine Station von vielen. Welchen Eindruck nehmen die Gäste mit in ihre weit entfernten Heimatländer? Und wie lebt es sich auf dem Schiff? von Markus Klein
D ie aufgehende Sonne scheint auf graue, wellblechverkleidete Lagerhallen und taucht sie in leichtes Orange. Es kracht und brummt. Arbeiter und Kräne wuchten lautstark Lasten umher, als etwa 200 Touristen das Kreuzfahrtschiff "Avalon Tranquility" verlassen. Die meisten von ihnen kommen aus Kanada und den USA, einige aus Australien und Neuseeland, eine Familie aus Ägypten, ein Paar von den Fidschi-Inseln. Die meisten sehen Bamberg zum ersten Mal, die wenigsten haben je davon gehört. Viele werden später den Wunsch äußern, wiederzukommen.
Nach der Stadtführung sitzt John Almond aus Phoenix, Arizona am Heck des Schiffes bei einem Bocksbeutel Weißwein aus dem Michelsberger Stiftsgarten. Während er von der Domstadt schwärmt, drückt der Schiffsmotor breite Wellen in den Main bei Zeil, auf dem die Tranquility mit gemächlichen 6,5 Knoten (12 Stundenkilometer) entlang tuckert. Der schwere Geruch des Marine-Diesels mischt sich mit dem Qualm der dicken Zigarre, die Almond raucht.
Preis und Leistung
Der Geschäftsmann Anfang 70 ist mit seiner Frau Barbara auf der 15-Tage-Tour von Budapest bis Amsterdam unterwegs. Sein Urgroßvater war Deutscher. Sein Vater kämpfte im Zweiten Weltkrieg gegen Deutsche. Und half dann zwei jungen deutschen Frauen in der Nachkriegszeit, indem er sie in die USA holte und als Kindermädchen anstellte. "Unsere Familie ist reich", fügt John Almond hinzu. Die Preise für die Tour liegen zwischen 6000 und 10 000 Dollar pro Person. Dafür bekommen die Gäste neben der 19 Quadratmeter großen Koje, die einem Hotelzimmer in nichts nachsteht, 14 Städtetouren, morgens und mittags ein reichhaltiges Buffet, abends Gourmet-Küche, zwischendurch immer wieder Snacks zum Kaffee und Getränke zu den Mahlzeiten inklusive.
Almonds Tante lebt in Stuttgart, er war schon häufiger in Deutschland. Von Bamberg hat er noch nie gehört, "aber ich liebe es." Er könne sich gut vorstellen, für drei Monate hier zu leben, die Stadt und ihre Bewohner näher kennenzulernen. Almond schätzt die gut erhaltene Altstadt und dass es auf wenig Raum viel zu sehen gibt - anders als in den meisten Städten, die er kennt. "Ihr solltet Bamberg in den USA besser bewerben", rät er. Das bringt "Money".
Einige vom Tourismus müde Bamberger würden ihm wohl widersprechen. Und viel "Money" lassen die Kreuzfahrer wegen der guten Versorgung auf dem Schiff auch nicht in der Stadt. Ein Shampoo, eine Flasche Wein, ein Paar Bratwürste, einen Kaffee oder ein Bier - viel mehr kauft keiner während der Stunde Freizeit nach der eineinhalbstündigen Führung.
Auf dieser wird viel über Bier gesprochen, aber keines getrunken. Die vier Bamberger Stadtführer holen ihre Gäste bereits um 8.30 Uhr im Hafen ab. Es gibt drei Standard-Touren und eine für "Gentle Walkers", also Besucher, die nicht mehr so gut zu Fuß sind. Die meisten Kreuzfahrer sind über 70 Jahre alt. Und interessiert. Den Empfänger um den Hals, lauschen sie konzentriert den Erläuterungen der Guides über ihre Kopfhörer. Die Kameras liegen auslösebereit in der Hand, aus den offenen Mündern hört man immer wieder Ausrufe der Entzückung. Klein-Venedig: "lovely". Domplatz: "wow". Rosengarten: "beautiful". Altes Rathaus: "the cutest building I ever saw".
Viele von ihnen, wie Nathan aus Australien, sind zum ersten Mal in Europa. Mit 44 Jahren gehört er zu den jüngeren Reisenden. Seine Eltern sind dieselbe Route bereits zwei Mal mitgefahren und haben sie nun für Nathan und seine Frau gebucht. "Man sieht viel, ich liebe den Fluss und die entspannte Geschwindigkeit."