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Bahnausbau in Bamberg: Jetzt neun Varianten


Autor: Michael Wehner

Bamberg, Freitag, 25. Januar 2013

Das zweite Treffen des Koordinierungskreis Bahnausbau verlief aus Sicht der Stadt erfolgreich. Bahn und Stadt einigten sich darauf, neun Trassen-Varianten zu prüfen und zu vergleichen. Damit ist auch eine Tunnel-Lösung wieder im Rennen.
Teuer, aber reizvoll: Ein Tunnel nur für Güterzüge würde Bamberg Lärm ersparen, ohne dass der ICE-Halt gefährdet wäre und der Bahnhof (Bild) tiefer gelegt werden müsste. Foto: Ronald Rinklef


Noch vor einem halben Jahr hat die Bahn Forderungen der Stadt nach einer Tunnellösung für Bamberg ebenso kategorisch abgelehnt wie die eventuelle Tieferlegung der Gleise. Jetzt ist die Suche nach der besten Trassenvariante wieder völlig offen - und zwar unabhängig von der Kostenfrage.
Vertreter der Bahn, der Stadt Bamberg und des Bundesverkehrsministeriums sowie Politiker und Bürger der Region einigten sich am Freitag darauf, in den nächsten drei Monaten insgesamt neun Trassenvarianten in einer Übersicht miteinander zu vergleichen.

"Wir wollen gemeinsam eine vernünftigen Lösung für Bamberg suchen", sagte der DB-Konzern-Bevollmächtigte Klaus-Dieter Josel. Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) wertete das Übereinkommen mit der Bahn als "Paradigmenwechsel". "Nun steigen wir erstmals ergebnisoffen in die Variantendiskussion ein", sagte der OB.

Die Liste der Trassenvorschläge enthält sämtliche Ideen, die bisher in Bamberg diskutiert wurden: Die Ursprungsvariante mit den geplanten meterhohen Lärmwand-Fluchten mitten durch die Stadt ebenso wie die Ost-Umfahrung für ICE und Güterzüge entlang der A 73 sowie die von der Initiative Bahnsinn favorisierte reine Güterzugumfahrung mit einer Westspange. Neu im Programm sind drei Vorschläge mit einer Tieferlegung der Gleise um sieben und drei Meter sowie eine partielle Tieferlegung zwischen Münchner Ring und Strickerstraße.

Gewissermaßen einen Durchbruch könnte man es nennen, dass sich die Bahn auch einer Tunnellösung nicht mehr grundsätzlich verschließt, nachdem hier die Ampeln mit dem Verweis auf Kosten und technische Schwierigkeiten stets auf Rot standen.

Die Kehrtwende geht auf eine Initiative des OB zurück, der vor wenigen Tagen mit mehreren Mitarbeitern Offenburg besuchte. Die Stadt in der Ortenau, die an einer Schienenmagistrale zwischen Genua und Rotterdam liegt, hat das gleiche Problem wie Bamberg. Hier sollten ursprünglich Lärmschutzwände mit einer Höhe von bis zu zwölf Metern die Stadt zerschneiden. Doch nach langem Ringen und einer Flut von 46 000 Einwendungen hat man sich im Rheintal auf eine alternative Trassenführung geeinigt, die auch für Bamberg "einigen Charme besäße", wie der Oberbürgermeister sagte. Güterzüge verschwinden dort in einem lärmschluckenden Tunnel, während der ICE weiterhin oberirdisch verkehrt.

Der Haken dabei: Die Ausbaulösung in Offenburg verschlingt eine Milliarde Euro. Doch Bambergs Stadtspitze will sich von solchen Zahlen nicht entmutigen lassen und weiß auch gute Argumente auf ihrer Seite. So hat die seit kurzem vorliegende Sichtachsenstudie, die am Freitag erstmals einer größeren Öffentlichkeit präsentiert wurde, den Bahnvertretern aufgezeigt, dass die Integrität Bambergs als Welterbe durch die Ausbaupläne erheblich betroffen ist. So ist zu befürchten, dass die Trasse, die Bambergs Gärtnerland im Norden durchschneidet den Erwerbsgartenbau stark schwächen und damit auch den Titel Welterbe gefährden würde. Doch diese Erkenntnis hat nicht nur Schattenseiten. So rechnet sich Starke gerade wegen des Welterbestatus gute Chancen aus, Bund und Land in die Pflicht zu nehmen und an den erhöhten Ausbaukosten zu beteiligen.

In einer ersten Prüfung durch Bahn und Stadtverwaltung sollen laut Josel die wichtigsten Vor - und Nachteile der nun vorliegenden neun Varianten untersucht werden. Kosten werden noch keine Rolle spielen.
Verständigt haben sich Bahn und Stadt auch in der Geschäftsordnung des Projektbeirats, der sich entgegen ursprünglichen Absichten nicht auf reine Lärmschutzfragen festlegen will. Dies fand auch bei der Initiative "Bahnsinn" Zuspruch, die am Freitag "vorsichtige Zufriedenheit" bekundete. "Jetzt werden endlich alle Trassen geprüft", sagte Sprecher Robert Bartsch.

Selbstverständlich ist dies nicht. Wie am Rande der Sitzung verlautete, bestehen auf Seiten der Bahn nach wie vor erhebliche Bedenken gegen die Tunnellösung und auch eine Güterzugumfahrung. Unter anderem will die Bahn, so hieß es am Freitag, vermeiden, sich bei einem Neubau auf eine Zugklasse festzulegen.