Bahnausbau durch Bamberg: Droht den Pendlern Ungemach?
Autor: Michael Wehner
Bamberg, Mittwoch, 15. Februar 2017
Warum bei der Umsetzung der Bahnpläne auch der Zeitfaktor wichtig ist: Kommt der Ausbau erst spät, könnte es zu Überlastungen im Nahbereich kommen.
Im Dezember 2017 soll die neue Hochgeschwindigkeitsstrecke Berlin - Nürnberg eröffnet werden. Spätestens ab dann tritt ein, was die die Bahn als Flaschenhalsszenario bezeichnet. Weil die Nord-Süd- Verbindung durch Deutschland an Attraktivität deutlich zulegt, könnten die Nahverkehrsverbindungen vor Ort darunter leiden, denn das Netz in Bamberg ist ja noch das alte.
Nicht auszuschließen, dass sich dann die ein oder andere Verbindung in die Region hinein verschlechtert. Das zumindest sagen Bahnvertreter, wenn man sie nach den Gründen für die Eile beim Bahnausbau in Bamberg fragt.
Aus heutiger Sicht soll das Mammutprojekt im Jahr 2022 starten, also in gerade mal fünf Jahren. Acht Jahre Bauzeit sind nach dem Vorentwurf für den Bahnausbau im Bestand, zehn Jahren für den langen Tunnel veranschlagt, das Ganze unter rollendem Rad, wie es in der Bahnsprache heißt, also bei laufendem Zugbetrieb.
Der Vergleich mit anderen Großprojekten in Bamberg zeigt: Es gab in den letzten Jahrzehnten nichts, was auch nur annähernd die Dimensionen der rund sechs Kilometer langen Ausbaustrecke durch Bamberg erreicht. Rund 1000 Millionen Euro fallen bei der oberirdischen Verdoppelung der Gleise an (Ausbau im Bestand). Das entspricht in etwa der 30-fachen Kostensumme für das Bambados oder dem 54-fachen dessen, was für die Landesgartenschau aufgewandt wurde.
Zehntel der Kosten für Bamberg
Bemerkenswert ist auch der Blick über die Grenzen Bambergs hinweg. Zehn Milliarden kostet die 500 Kilometer lange Hochgeschwindigkeitsstrecke von Berlin nach München insgesamt, also geht immerhin ein Zehntel der Summe in das kurze Stück durch Bamberg.
Neue Informationen im Sommer
Doch wann treffen Stadt Bamberg und Bahn die Entscheidung, welche Trasse ihr Favorit oder zumindest das kleinere Übel ist? Das dürfte wesentlich davon abhängen, was das mit einem Gutachten beauftragte Stuttgarter Büro in den nächsten drei Monaten herausfindet oder nicht herausfindet. Es ist bekanntlich beauftragt, die Varianten zu überprüfen und eine Trassen-Empfehlung für den Stadtrat abzugeben, womit im Sommer zu rechnen ist. Eine leichte Entscheidung wird es aber auch dann nicht: Einerseits gibt es in der Stadt Bamberg Kräfte, die sich für einen weniger kompromissbereiten Kurs gegenüber der Bahn einsetzen. Andererseits scheint sich auch dieses Mal zu bewahrheiten, dass es beim Bahnausbau durch Bamberg keinen Königsweg gibt. So dämpfen Bahnvertreter die Erwartungen, dass der kurze Tunnel eine Lösung sein könnte, die beiden Seiten gefällt.
Grund aus Bahnsicht: Die Variante eines bei der GeisfelderStraße endenden Tunnels könnte enorme Umbauten am Südeingang des Bahnhofs und in der Gleisharve erforderlich machen. Damit verbunden ist die Erkenntnis, dass die erhoffte Kostenersparnis gegenüber einem langen Tunnel wohl eher nicht eintritt. Auch zu dieser spannenden Frage werden neue Erkenntnisse im Sommer erwartet.