Bahnausbau bedroht 20 Hektar Gärtnerland
Autor: Michael Wehner
Bamberg, Donnerstag, 07. Februar 2013
Die Blickbeziehungen zum Welterbe sind das eine. Das mögliche Aus des Gärtnerstands ist das andere Problem, das mit dem Ausbau der Bahntrasse durch Bamberg verbunden sein könnte. Denn in der Nordflur fallen dem Projekt wertvolle Anbauflächen zum Opfer.
Bamberg hat eine neue Waffe im Kampf gegen die möglichen Riesenmauern der geplanten Bahntrasse. Sie heißt Sichtachsenstudie und könnte den in Berlin und München sitzenden Bahngewaltigen mehr Kopfzerbrechen bereiten als es auf den ersten Blick scheint.
Das Gutachten, das die Historikerin Alexandra Schmölder im Auftrag der Stadt erstellt hat, weist im Detail nach, dass der Bahnausbau in der bisher vorliegenden Trassenplanung das Welterbe Bamberg empfindlich beeinträchtigen würde, auch wenn das Projekt die Kern- und die Pufferzone nicht durchschneidet. Schmölder belegte im Bausenat für elf im Bamberger Osten gelegene Punkte, dass selbst "nur" vier Meter hohe Lärmwände die historischen Blickbeziehungen nach Westen auf Bambergs Hügel deutlich stören oder gar verbauen würden.
Gewissermaßen im Beiwerk weist das Gutachten darauf hin, dass es vor allem die Nordflur in Bamberg ist, der durch den Bahnausbau einschneidende Veränderungen drohen. Und obwohl hier keine Lärmschutzwand geplant ist, könnte die neue Bahntrasse die schönsten Panoramablicke der Stadt mit ihrem typischen Übergang von ländlicher Offenheit zur dichten Stadtbebauung vernichten.
Und in der Nordflur geht es nicht nur um Blickbeziehungen. Laut Pankraz Deuber, dem an der Gundelsheimer Straße wohnenden Gärtner-Stadtrat, muss durch den Bau von Nebenstrecken und einer Grundwasserwanne mit dem Verlust von 20 Hektar (!) produktiver Gärtnerflächen gerechnet werden. "Das wäre ein Verhängnis für den Gärtnerstand", beschrieb Deuber die Auswirkungen solcher Pläne, wohlwissend, dass es die Gärtnerflächen sind, die wesentlich dazu beitrugen, dass Bamberg 1993 zum Welterbe erklärt wurde. Der Hintergrund für seine wirtschaftlichen Befürchtungen ist schnell erklärt: Die Flächen in der Nordflur sind eine wichtige Reserve für die Gärtner, die auf den winzigen innerstädtischen Äckern kaum wirtschaftlich arbeiten können. Käme es zu ihrer Vernichtung, , wäre es wohl bald auch um die letzten Gärtner Bambergs geschehen. Dies dürfe unter keinen Umständen der Preis für den Bahnausbau sein, meinte Deuber.