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Bahnausbau Bamberg: Das sind die Positionen im Stadtrat


Autor: Sebastian Martin

Bamberg, Freitag, 02. März 2018

Wie ist die Haltung der Stadträte zur ICE-Trasse durch Bamberg? Was denken Experten? Die Positionen bei der FT-Podiumsdiskussion im Überblick.
Am Ende der FT-Podiumsdiskussion zum Bahnausbau  stimmte das Publikum über die ebenerdige Durchfahrung ab: Es sieht nach einem Patt aus. Zu Beginn  hatten sich die Zuschauer noch mehrheitlich mit 16 Stimmen für diese Variante  ausgesprochen, gefolgt vom langen Tunnel (14), der Null-Lösung (8) und den zusätzlichen Umfahrungsoptionen (8)  Foto: Ronald Rinklef


Am Donnerstagabend diskutierten auf Einladung des Fränkischen Tags zum Bahnausbau in Bamberg die Stadträte sowie Experten der Stadt und Bahn. Dabei zeichnete sich ab, dass es am 6. März, wenn der Stadtrat eine Entscheidung über die Trasse treffen soll, spannend werden dürfte: Auf dem Podium und im Publikum war man sich uneins. Die Positionen im Überblick:
 

 


Helmut Müller, CSU: "Wir von der CSU sind Pragmatiker, wir sehen die Wirklichkeit und versuchen, das Beste daraus zu machen. Die Bahn hat durch den Verkehrswegeplan Baurecht. Mir war deshalb immer klar, dass die ebenerdige Durchfahrung das Richtige ist und dass wir damit Nachteile vermeiden und Vorteile für die Stadt herausholen können. Ein Vorteil ist der S-Bahn-Halt Süd, den wir nur mit dem ebenerdigen Ausbau bekommen. Das ist nur der Auftakt für einen besseren Nahverkehr."

Heinz Kuntke, SPD: "Man sagt, die Null-Lösung sei keine Option, da der Ausbau im Verkehrswegeplan steht. Aber man muss sicherlich nicht bauen, glauben wir. Es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder wir sagen, wir sterben in Schönheit, oder wir prüfen, was passiert, wenn der Stadtrat nicht zustimmt. Dann baut die Bahn wohl, wie sie will. Dann ist die Frage, ob die Stadt noch Einfluss nehmen kann. Wenn bestimmte Forderungen erfüllt sind, könnte es sein, dass wir unter Vorbehalt zustimmen."

Ursula Sowa, GAL: "Man muss hier einen Gesamtwettbewerb zu den Lärmschutzwänden machen. Die besten Ingenieure müssen ran, die ein Musterbauwerk zeigen, wie es landschaftsschonend, topographisch angepasst geht - wir wollen nicht die 0815-Lösung, die kaschiert wird mit einem Alibiwettbewerb. Die Null-Lösung könnte auf Zeit spielen, denn wir haben bisher keine dreidimensionale Planung der Trasse gesehen. Wir müssen mehr sehen, bevor wir zustimmen können."

Dieter Weinsheimer, Bamberger Allianz: "Fünf, sechs Jahre habe ich mich damit rumgequält, habe viel gelesen, da ist es mir immer schummriger geworden, was überhaupt Sache ist. Ich bin zur Grundposition gelangt: Wir wissen, dass alle Varianten Vor- und Nachteile haben. Deswegen: Was soll am Ende sein? Am Ende wünscht sich der Bamberger eine Tunnellösung. Welche, ist noch offen. Ich hätte mir gewünscht, dass wir im Stadtrat zu einer großen Mehrheit gekommen wären, aber danach sieht es nicht aus."

Norbert Tscherner, Bamberger Bürger-Block: "Ich bin ein großer Gegner von Lärmschutzwänden durch Bamberg als Welterbestadt. Jede Unterführung muss für die oberirdische Durchfahrung neu gemacht werden, das wird ein Chaos. Die Bauzeit dauert über acht Jahre - die Volluntertunnelung würde nicht länger dauern, weil man bergmännisch an beiden Seiten gleichzeitig bohren kann. Die Baustelle wird ein Chaos in Bamberg. Aber der Bamberger wacht erst auf, wenn der Bagger vor der Tür steht!"

Mike Flügel hat bei der FT-Podiumsdiskussion als DB-Netz-Vertreter viele Fragen wacker beantworten müssen. Die Position der Bahn: "Wir sprechen uns ganz klar für die Durchfahrungsvariante aus", erklärte Flügel am Donnerstagabend. Es sei aber wichtig gewesen, dass die Stadt Zeit hatte, sich ihre eigene Meinung zu bilden. So sei der kurze Tunnel für die Bahn, auch nach Beurteilung des städtisch beauftragten Gutachters, ausgeschieden. "Wir sehen nach wie vor nicht, dass bei einer kurzen Tunnelvariante ein Haltepunkt im Süden möglich ist." Dieser müsste unterirdisch liegen, seine Finanzierung, die aus Landesmitteln erfolgen würde, sei aber nicht wirtschaftlich.

Auch die Stadtverwaltung wirbt aktuell für die ebenerdige Durchfahrung. Claus Reinhardt vom Baureferat empfiehlt auch nicht den kurzen Tunnel, da dieser schwieriger bauzeitlich abzuwickeln ist, mit etlichen Zwischenbauständen. "Ich will mal damit aufräumen, dass der Tunnel die stadtverträglichste Lösung ist - im Gegenteil", sagte Reinhardt.