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Bänke in Bamberg: Warum die Stadt auf private Spender hofft


Autor: Anna Lienhardt

Bamberg, Dienstag, 15. November 2016

Etwa 1400 Bänke befinden sich im Verwaltungsbereich der Stadt. Gerade Älteren fehlt jedoch mancherorts ein Sitzplatz. Die Stadt hofft nun auf Privatleute.
Die Pfisterbrücke in Bamberg-Ost: Senioren beklagen bei der gebogenen Brücke fehlende Möglichkeiten zum Ausruhen.  Foto: Ronald Rinklef


Es ist ein Thema, das sich erst auf den zweiten Blick erschließt: Sitzgelegenheiten im öffentlichen Raum in Bamberg. Da ist die Mutter mit Kleinkind, die sich kurz ausruhen möchte, oder der Senior, der kurz verschnaufen will. Doch nicht immer geht das, wie auf der Pfisterbrücke zum Beispiel.

Das gebogene Bauwerk, das auf der östlichen Seite des Bahnhofs über die Schienen führt, ist gerade für viele Ältere "eine halbe Weltreise", wie Stefanie Hahn sagt. Sie ist Seniorenbeauftrage der Stadt und berichtet von Anrufern, die die Brücke mit Steigung als "unglaublich lang" beschreiben. Oft komme dann die Frage, ob die Stadt eine Bank auf der Brücke aufstellen könne. "Das dürfen wir aber nicht einfach", sagt die Fachfrau auf FT-Nachfrage.
Schließlich gelten für so eine Brücke aus Sicherheitsgründen bestimmte Vorgaben. Trotzdem kündigt Hahn an: "Wir werden prüfen, ob es vielleicht eine andere Möglichkeit, außer eine Bank, gibt."

Wenn nicht durch einen Anruf, machen Passanten auch schon mal durch ihr Verhalten auf einen Sitzwunsch aufmerksam: "Vor meinem Blumengeschäft in der Zollnerstraße nehmen regelmäßig Bürger Platz - obwohl die Bank dort eigentlich zu Dekozwecken steht", merkte CSU-Stadträtin Anna Niedermaier im Familien- und Integrationssenat an. Ihr Vorschlag: Die Geschäftsleute einbinden. Zum Beispiel, indem man ihnen die "Sondernutzungsgebühr" erspart und dafür die Bank offiziell für die Öffentlichkeit freigibt.

Einen "komplett neuen Vorstoß" stellte Stefanie Hahn vor: das Projekt "Nimm Platz", das Privatleute animieren soll, Sitzgelegenheiten zur Verfügung zu stellen - zum Verweilen sowie als Treff- und Begegnungsmöglichkeit. Die Stadt hofft, dadurch auch Kosten einsparen zu können.

Im Frühjahr 2017 möchte die Stadtverwaltung einen Anruf an die Bamberger Bürger starten. Klar ist: Steht die Bank auf privatem Grund, ist der Eigentümer verantwortlich, er muss für die Wartungssicherheit sorgen. Andreas Triffo (BBB) hatte bei dieser Frage nachgehakt. Und er findet: Bänke sind nicht nur etwas zum Hinsetzen, sondern auch zum Wohlfühlen.

Auch Karin Gottschall von der SPD findet den Antrag für die "Nimm Platz"-Aktion gut.
Elfriede Eichfelder (CSU) hofft, dass sich "genügend Spender" finden. Gleichzeitig äußert sie die Sorge um eine "Zweckentfremdung" der Bänke. In der Wunderburg habe man beispielsweise eine Sitzugruppe wegen nächtlicher "Trink- und Saufgelage" wieder wegnehmen müssen.

Auch Dieter Weinsheimer (BA) wies darauf hin, warum man sich unter einem früheren Baufreferenten gegen weitere Sitzgelegenheiten gewehrt habe. Gleichwohl: "Die neuen Bänke kann man nicht so leicht zerstören und anzünden."

Die neuen, das sind Bänke des Modells "Siardo", eine "wartungsarme Ganzstahlbank mit (...) einer hohen Rückenlehne, beidseitigen Armlehnen und einer seniorengerechten Sitzergonomie", wie es in den Senatsunterlagen heißt. 2200 bis 2500 Euro kostet so eine "Siardo".
Gehen die bisher im Stadtgebiet aufgestellten Bänke kaputt, sollen sie nach und nach durch ihre wiederstandsfähigen Ganzstahl-Verwandten ersetzt werden. "Manchmal ist es sinnvoller, eine teurere Bank zu kaufen, die dann weniger wartungsintensiv ist", merkt Bürgermeister Chrisitian Lange (CSU) an.
Rund 1000 Bänke befinden sich laut Stefanie Hahn im Verwaltungsbereich des Entsorgungs- und Baubetriebs (EBB), beim Garten- und Friedhofsamt sind es noch einmal 400.

Eine privat gespendete Bank würde voraussichtlich einen Einkaufspreis von rund 2000 Euro haben, inklusive eines Spendenschildes, wenn gewünscht. Neben der Anschaffung müsste der Eigentümer auch das Aufstellen und die Wartung übernehmen.
Das Senioren- und Generationenmanagement möchte deshalb in dem öffentlichen Aufruf im kommenden Frühjahr gezielt zwei Punkte abfragen: Gibt es überhaupt Bamberger, die bereit sind, der Öffentlichkeit eine zusätzliche Bank zu spenden? Soll diese im öffentlichen Raum stehen, könnte der Spender dort einen Ort benennen, wo seiner Meinung nach ein Mangel behoben werden kann
.
Zweiter Punkt: Sind Bürger bereite, eine Bank auf eigenem privaten Grund aufzustellen? Die Idee dahinter ist ein Treffpunkt und eine Begegengungsmöglichkeit in der Nachbarschaft. Besonders innovative "Nimm Platz"-Aktionen können gegebenenfalls durch das Nachbarschaftsnetzwerk bekannt gemacht werden und Nachahmer animieren, heißt es in den Sitzungsunterlagen.

Und was ist dem Vorschlag von Anna Niedermaier? "Die Idee, Geschäftsleute einzubeziehen, ist grundsätzlich zu begrüßen", sagte dazu Sozialrefernt Ralf Haupt.

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