Babenberger Viertel: Aus Laden- wird Sozialzentrum
Autor: Jutta Behr-Groh
Bamberg, Freitag, 15. August 2014
Gute Nachrichten: Die Caritas eröffnet voraussichtlich Ende 2015 im Stadtteil Südwest eine Sozialstation und Tagespflege. Das neue Konzept der Joseph-Stiftung ist aus der Not geboren, findet bei Anwohnern aber Anklang
Es ist die erste gute Nachricht seit langem für das dicht bewohnte Babenberger Viertel, wo es keine Nahversorgung mehr gibt, im Dezember eine schwere Brandstiftung passiert ist, sich Ende 2014 die Sparkasse zurück ziehen wird und die Bewohner rätseln, wie es wohl weitergeht: Die Caritas kommt 2015 mit einer Sozialstation und einer Tagespflege in den Stadtteil Südwest. Das sei so gut wie sicher, wurde der Lokalredaktion von der Vermieterin, der Joseph-Stiftung, bestätigt.
Im ehemaligen Schlecker-Markt
Die neue Einrichtung soll in den ehemaligen Schlecker-Markt und östlich angrenzende Ladenflächen. Und obwohl die Eröffnung erst Ende nächsten Jahres zu erwarten ist, herrscht vor Ort freudige Erwartung. Grund: Es tut sich endlich 'was.
So lässt sich der Tenor eines Gesprächs zusammen fassen, zu dem vier engagierte Nachbarn kürzlich den FT einluden: Laszlo Vaskovics, Karin Dengler-Schreiber und Elsa Braun, die alle seit Jahrzehnten in Bamberg-Südwest leben, sowie Heike Mallad aus dem Berggebiet. Sie haben es sich zur Aufgabe gemacht, bei Joseph-Stiftung und Stadt "immer wieder nachzuhaken und zu informieren".
Dass vor allem seitens der Vermieterin kaum Informationen ins Viertel dringen würden, beklagten unsere Gesprächspartner sehr. Da könne schnell der Eindruck entstehen, das Babenberger Viertel sei dem Niedergang geweiht. Sie hielten dies für fatal; das würde den Wohnwert schmälern und alle Gewerbetreibende abschrecken, die vielleicht doch Interesse am ehemaligen Ladenzentrum haben.
Wieder in Schwung bringen
Wenn es Interessenten gäbe, wären sie sehr froh, gaben Klemens Deinzer und Reinhard Zingler, Vorstandsmitglieder der Joseph-Stiftung, in einem FT-Gespräch zu verstehen. Darin legten sie ihre Bemühungen dar, das Ladenzentrum wieder in Schwung zu bringen. Demnach ist hinter den Kulissen sehr viel passiert, von dem die Öffentlichkeit nichts erfahren hat. Inzwischen hat die Vermieterin allerdings jede Hoffnung aufgegeben, noch Nahversorger zu finden. Der Konkurrenz an der alten Würzburger Straße sei kein Kleiner gewachsen. Die Stiftung hat laut Zingler zuletzt die Kaufleute so subventioniert, dass "wir massiv draufgezahlt haben".
Nun scheint der Wandel des Ladenzentrums in ein Sozialzentrum sicher. Das hält man auch angesichts des demografischen Wandels im Stadtteil für den besten Weg: Aus den jungen Leuten, die von 1973 an Häuser in dem damals neuen Stadtteil bezogen haben, sind Senioren geworden, die manche Hilfe brauchen.
Im Szenario der Joseph-Stiftung spielt auch das bestehende Stadtteil-Unterstützungs-Netz (SUN) eine Rolle: Es soll in einen Teil der Fläche umziehen, die die Sparkasse bald verlässt.
Für die vorderen Einheiten, zur Straße hin gelegen, werden neue Mieter gesucht. Zum Beispiel ein Friseur; der würde gut ins neue Konzept passen, meint Deinzer. Dass die Sanierung der Ladeneinheiten auf sich warten lässt, erklärt er damit, dass fraglich ist, wie sie später genutzt werden: "Wir stochern im Nebel. Wir wären froh um Interessenten, die sagen, was sie wollen und brauchen." Man will kein Geld in einen Umbau auf Verdacht stecken.
Fest geplant ist laut Deinzer und Zingler eine neue Außengestaltung zwischen Apotheke und künftiger Sozialstation. Da soll der Hof einladender werden und Gelegenheit zum Aufenthalt bieten. Für die barrierefreie Erschließung hat man noch nicht die richtige Lösung gefunden. Die Hoffnung auf eine finanzielle Beteiligung der Stadt an einem Aufzug hat man begraben müssen, bedauern die Vorstände. Auch für ein Stadtteilmanagement, das es in unterschiedlicher Ausprägung für Starkenfeldstraße und Gereuth, Sandgebiet und Bamberg-Mitte gibt, ist von der Kommune kein Geld zu erwarten. Die Voraussetzung für Zuschüsse seien in Südwest nicht erfüllt, heißt es dazu aus der Verwaltung.
Die Kommune hat die Grünanlagen und Spielplätze im Viertel in Schuss gebracht und damit auch einen dringenden Wunsch aus der Bevölkerung erfüllt. Das lobten die vier Anwohner, die sich zu Sprechern gemacht haben, ausdrücklich. Zu den nächsten Schritten, die man sich wünscht und seitens der Joseph-Stiftung mittelfristig auch geplant sind, ist es, das äußere Erscheinungsbild der Wohnanlage zu verbessern. Jedes Signal, dass etwas passiert, sei wichtig und gut, sagten die vier Engagierten. "Es tut sich was, aber es ist noch viel zu tun" kommentierte Heike Mallad die aktuelle Lage. Sie und die anderen wollen am Ball bleiben.